Linsenmuscheln

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Linsenmuscheln

Tellimya ferruginosa

Systematik
Unterklasse: Heterodonta
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Galeommatida
Überfamilie: Galeommatoidea
Familie: Linsenmuscheln
Wissenschaftlicher Name
Montacutidae
W. Clark, 1855

Die Linsenmuscheln (Montacutidae) sind eine Muschel-Familie aus der Überordnung der Imparidentia. Die meisten Arten sind Kommensalen von anderen Meeresbewohnern. Es ist sogar eine parasitische Art bekannt, eine andere Art züchtet Bakterien auf ihren Kiemen. Derzeit (2016) sind etwa 175 rezente Arten bekannt, darunter sind aber mehrere unsichere bzw. zweifelhafte Arten.[1] Die Anzahl der fossilen Arten ist unklar, da es keine moderne Bearbeitung der Familie gibt. Die ältesten Arten stammen aus dem Eozän.[2][3]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gleichklappigen Gehäuse sind meist klein bis sehr klein (wenige Millimeter bis wenige Zentimeter lang). Sie sind im Umriss meist eiförmig, gerundet dreieckig oder gerundet rhomboidal. Sie sind ungleichseitig, die Wirbel sitzen etwas vor oder hinter der Mitte. Das Ligament befindet sich intern in einer Grube unter und/oder hinter den Wirbeln. Das Schloss weist nur wenige Zähne auf, meist ist nur ein einzelner Kardinalzahn oder Lateralzahn vorhanden. In der linken Klappe befindet sich meist nur ein einzelner vorderer Lateralzahn. Die Mantellinie ist ganzrandig und nicht eingebuchtet. Es sind in jeder der beiden Klappen zwei mehr oder weniger gleich große Schließmuskeleindrücke vorhanden. Die Oberfläche ist meist wenig skulptiert, oft sind nur konzentrische Anwachsstreifen ausgebildet. Die Schale ist meist dünn.

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arten der Linsenmuscheln sind weltweit verbreitet. Sie kommen vom Gezeitenbereich bis in die Tiefsee vor.

Die meisten Arten sind Kommensalen mit Stachelhäutern (Echinodermata), Spritzwürmern (Sipunculida), Gliederfüßern (Arthropoda) oder auch Armfüßern (Brachiopoda) und Seeanemonen (Actiniaria). Es ist sogar eine parasitische Art bekannt, andere Arten züchten Bakterien auf ihren Kiemen.

Die Vertreter der Montacutidae sind meist protandrische, protogyne oder ständige Hermaphroditen. Andere Arten sind getrenntgeschlechtlich. Bei einigen Arten (z. B. Montacuta percompressa) sind die (Zwerg-)Männchen quasi Parasiten in den Weibchen. Sie sind vom Mantel des Weibchens umschlossen, zu eiförmigen Gonadengewebe reduziert, und haben auch kein Gehäuse mehr. Auch Selbstbefruchtung konnte bei einer Art schon nachgewiesen werden (Montacutona compacta (Gould, 1861))

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Taxon wurde von William Clark 1855 aufgestellt. Die Gültigkeit des Taxons ist allerdings umstritten. Während Bouchet & Rocroi und Carter et al. die Familie als Synonym der Familie Lasaeidae Gray, 1842 behandeln, betrachten Gosselck et al. und die MolluscaBase die Familie als gültiges Taxon.[1]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Philippe Bouchet, Jean-Pierre Rocroi, Rüdiger Bieler, Joseph G. Carter, Eugene V. Coan: Nomenclator of Bivalve Families with a Classification of Bivalve Families. Malacologia, 52(2): 1-184, 2010 doi:10.4002/040.052.0201
  • Rüdiger Bieler & Paula M. Mikkelsen: Bivalvia – a look at the Branches. Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 223-235, London 2006.
  • Rüdiger Bieler, Paula M. Mikkelsen, Timothy M. Collins, Emily A. Glover, Vanessa L. González, Daniel L. Graf, Elizabeth M. Harper, John Healy, Gisele Y. Kawauchi, Prashant P. Sharma, Sid Staubach, Ellen E. Strong, John D. Taylor, Ilya Tëmkin, John D. Zardus, Stephanie Clark, Alejandra Guzmán, Erin McIntyre, Paul Sharp, Gonzalo Giribet: Investigating the Bivalve Tree of Life – an exemplar-based approach combining molecular and novel morphological characters. Invertebrate Systematics, 28: 32–115, 2014 doi:10.1071/IS13010
  • Joseph G. Carter, Cristian R. Altaba, Laurie C. Anderson, Rafael Araujo, Alexander S. Biakov, Arthur E. Bogan, David C. Campbell, Matthew Campbell, Chen Jin-hua, John C. W. Cope, Graciela Delvene, Henk H. Dijkstra, Fang Zong-jie, Ronald N. Gardner, Vera A. Gavrilova, Irina A. Goncharova, Peter J. Harries, Joseph H. Hartman, Michael Hautmann, Walter R. Hoeh, Jorgen Hylleberg, Jiang Bao-yu, Paul Johnston, Lisa Kirkendale, Karl Kleemann, Jens Koppka, Jiří Kříž, Deusana Machado, Nikolaus Malchus, Ana Márquez-Aliaga, Jean-Pierre Masse, Christopher A. McRoberts, Peter U. Middelfart, Simon Mitchell, Lidiya A. Nevesskaja, Sacit Özer, John Pojeta, Jr., Inga V. Polubotko, Jose Maria Pons, Sergey Popov, Teresa Sánchez, André F. Sartori, Robert W. Scott, Irina I. Sey, Javier H. Signorelli, Vladimir V. Silantiev, Peter W. Skelton, Thomas Steuber, J. Bruce Waterhouse, G. Lynn Wingard, Thomas Yancey: A Synoptical Classification of the Bivalvia (Mollusca). Kansas University Paleontological Contributions, 4: 1-47, Lawrence, Kansas, USA 2011, ISSN 1946-0279 PDF
  • Fritz Gosselck, Alexander Darr, Jürgen H. J. Jungbluth, Michael Zettler: Trivialnamen für Mollusken des Meeres und Brackwassers in Deutschland. Mollusca, 27(1): 3-32, 2009 PDF

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b MolluscaBase: Montacutidae W. Clark, 1855
  2. Fritz Kautsky: Die Erycinen des niederösterreichischen Miocaen. In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien. Band 50, Wien 1939, S. 584-671 (zobodat.at [PDF]).
  3. André Chavan: Montacuta Turton, 1822. In: Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Part N. Mollusca, 6, Bivalvia 2. S.N490-N951, New York, 1969 (S. N527).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Montacutidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien