Maßerweiterungssatz von Bierlein

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Maßerweiterungssatz von Bierlein ist ein Resultat aus der Maßtheorie und der Stochastik über Erweiterungen von Wahrscheinlichkeitsmaßen.

Ein auf einer σ-Algebra definiertes Wahrscheinlichkeitsmaß wird auf eine größere σ-Algebra fortgesetzt, die von der ursprünglichen σ-Algebra und einer weiteren σ-Algebra erzeugt ist, die wiederum durch eine Familie von disjunkten Mengen aus der Grundmenge erzeugt ist. Der Satz ist nach Dietrich Bierlein benannt, der 1962 die Aussage für abzählbare Familien bewies.[1] Der allgemeine Fall wurde 1977 von Albert Ascherl und Jürgen Lehn gezeigt.[2]

Maßerweiterungssatz von Bierlein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einführung in die Problemstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fortsetzung von Maßen ist ein wichtiges Thema in der Maßtheorie auf topologischen Räumen und auf Räumen mit einer Filtrationen. Es existieren einige Resultate für Maße, die gewisse Regularitätsbedingungen erfüllen, wie zum Beispiel die straffen Maße. Für allgemeine Maße sieht die Situation pessimistischer aus.

Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum und eine σ-Algebra, dann lässt sich im Allgemeinen nicht auf fortsetzen. Wenn endlich ist, dann existiert eine Fortsetzung, doch wenn schon abzählbar unendlich ist, ist dies nicht immer möglich. Der Satz von Bierlein zeigt aber, dass es zumindest für disjunkte Familien immer möglich ist.

Zur Erinnerung: Man nennt ein Maß auf einer σ-Algebra eine Fortsetzung von , wenn gilt.

Aussage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Maßerweiterungssatz von Bierlein lautet wie folgt:

Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum, eine beliebige Index-Menge und eine Familie von disjunkten Mengen aus . Dann existiert eine Fortsetzung von auf .

Eindeutigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bierlein lieferte zusätzlich ein Resultat zur Eindeutigkeit:

Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum, eine σ-Algebra und die Vervollständigung von bezüglich . Dann ist die Fortsetzung von auf eindeutig, wenn .[2]

Ascherl und Lehn zeigten eine Bedingung für Äquivalenz:

Zusätzlich soll für jede Menge und jede Fortsetzung von auf eine Fortsetzung von auf existieren. Dann und nur dann ist die Fortsetzung von auf eindeutig, wenn .[2]

Varianten des Satzes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zbigniew Lipecki bewies 1979 eine Variante des Satzes für gruppenwertige Maße, genauer für Maße der Form , wobei eine hausdorffsche topologische Gruppe ist.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Albert Ascherl und Jürgen Lehn: Two principles for extending probability measures. In: Manuscripta Math. Nr. 21, 1977, S. 43–50.
  • Jörn Lembcke: On a measure extension theorem of Bierlein. In: Springer, Berlin, Heidelberg (Hrsg.): Kölzow, D. (eds) Measure Theory Oberwolfach 1979. Lecture Notes in Mathematics. Band 794, 1980, doi:10.1007/BFb0088211.
  • Dietrich Bierlein: Über die Fortsetzung von Wahrscheinlichkeitsfeldern. In: Zeitschrift für Wahrscheinlichkeitstheorie und verwandte Gebiete. Nr. 1, 1962, S. 28–46.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dietrich Bierlein: Über die Fortsetzung von Wahrscheinlichkeitsfeldern. In: Zeitschrift für Wahrscheinlichkeitstheorie und verwandte Gebiete. Nr. 1, 1962, S. 28–46.
  2. a b c Albert Ascherl und Jürgen Lehn: Two principles for extending probability measures. In: Manuscripta Math. Nr. 21, 1977, S. 43–50.
  3. Zbigniew Lipecki: A generalization of an extension theorem of Bierlein to group-valued measures. In: Bulletin Polish Acad. Sci. Math. Band 28, 1980, S. 441–445.