Maciejowa (Jelenia Góra)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Maciejowa (deutsch Maiwaldau) ist ein Stadtteil von Jelenia Góra (Hirschberg) in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortschaft liegt im Hirschberger Tal des Bober-Katzbach-Gebirges in den westlichen Sudeten, etwa sechs Kilometer ostnordöstlich des Stadtkerns von Jelenia Góra (Hirschberg).

Dorfkirche (Aufnahme 2008)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf einem ehemaligen Exerzierplatz an der Landstraße Hirschberg–Maiwaldau sind Gräber der Hallstattkultur gefunden worden, Menschen siedelten in der näheren Umgebung also schon zu vorhistorischen Zeiten.[1] 1387 lautete der Ortsname Meyenwalde.[2]

Die Ortschaft befand sich vor Separation der grundherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse im 19. Jahrhundert im Besitz adliger Familien. Um 1200 kam Dietrich von Zedlitz aus dem sächsischen Vogtland nach Schlesien, heiratete Jutta, eine Tochter des Wittich von Zirn auf Neukirch bei Schönau und nahm mit ihr seinen Sitz in Maiwaldau. Das Paar hatte neun Söhne, und Dietrich gilt deshalb als Ahnherr des schlesischen Familienzweigs der Zedlitz.[3][4] 1251 baute Opitz von Zedlitz, der sich früher im Gefolge der hl. Hedwig befunden hatte, in Maiwaldau eine Kirche. Johann Ferdinand von Karwath erbaute hier das schöne Schloss Maiwaldau. Dessen Sohn Johann Franz, Graf Karwath auf Maiwaldau, war kaiserlicher Kammerherr und mit Katharina Karoline Gräfin Henckel, einer Tochter des freien Standesherrn Leo Ferdinand Graf Henckel-Donnersmarck, vermählt.[5] Um 1890 befand sich das Rittergut, zu dem eine Ziegelei sowie eine Säge- und Mahlmühle gehörten, im Besitz einer Frau Neumann, wohnhaft in Sablon bei Metz.[6] Am 1. April 1927 hatte der Gutsbezirk Maiwaldau eine Flächengröße von 594 Hektar, und am 16. Juni 1925 wohnten hier 56 Personen.[7]

Um 1930 gab es in Maiwaldau sechs Gasthäuser, drei Gemischtwarenhändler, eine Reihe von Handwerksbetrieben, Lieferanten und Dienstleistern sowie eine Niederlassung der Spar- und Darlehnskasse.[8]

Im Jahr 1945 gehörte Maiwaldau zum Landkreis Hirschberg im Riesengebirge des Regierungsbezirks Liegnitz in der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs. Maiwaldau war Sitz des gleichnamigen Amtsbezirks.

Nach Besetzung der Region gegen Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 wurde Maiwaldau seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Maiwaldau vertrieben oder an der Rückkehr gehindert.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 1092 adliges Dorf[9]
1825 1177 darunter 96 Katholiken; Dorf mit 191 Häusern, einem Schloss, einem Vorwerk, einer evangelischen Pfarrkirche und einer königlichen Chaussee-Zollstätte[10]
1840 1228 darunter 119 Katholiken; Dorf mit 187 Häusern, einem Schloss, einem Vorwerk, einer evangelischen Pfarrkirche, einer katholischen Mutterkirche und einer königlichen Chaussee-Zollstätte[2]
1855 1210 Pfarrdorf mit Schloss und Weberei[11]
1867 1086 am 3. Dezember; davon 1086 in der Landgemeinde und 81 im Gutsbezirk[12]
1871 1112 am 1. Dezember; davon 1028 in der Landgemeinde (938 Evangelische, 90 Katholiken) und 84 im Gutsbezirk (78 Evangelische sechs Katholiken)[12]
1905 1146 am 1. Dezember; davon 1060 in der Landgemeinde, darunter 963 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 97 Katholiken (94 mit deutscher Muttersprache, zwei mit polnischer Muttersprache, ein Katholik spricht eine andere Sprache), sowie 86 im Gutsbezirk, darunter 72 Evangelische (sämtlich mit deutscher Muttersprache) und 14 Katholiken (sämtlich mit deutscher Muttersprache)[13]
1910 1119 am 1. Dezember, davon 1064 in der Landgemeinde und 55 im Gutsbezirk[14]
1933 1246 [15]
1939 1361 [15]

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vor 1945 in der Landgemeinde anwesende Bevölkerung war überwiegend evangelisch. Eine neue evangelische Kirche war 1742 erbaut worden.[2]

Dorfkirche

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor 1945 soll entfernteren Nachbarn der Dörfer Straupitz, Maiwaldau und Lomnitz der verballhornende Spruch »Nun ruhen alle Wälder, die Straupser an Mewelder, nu schläft de ganze Lömz« geläufig gewesen sein, der einem bekannten Kirchenlied entlehnt ist.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maiwaldau, Dorf und Rittergut, Kreis Schönau, Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Schlesien. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Maiwaldau (meyersgaz.org).
  • Schlesisches Güter-Adreßbuch, Fünfte Ausgabe, Korn, Breslau 1894, S. 335, Ziffer 2980 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maciejowa (district of Jelenia Góra) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Joseph Partsch: Schlesien – Eine Landeskunde für das deutsche Volk auf wissenschaftlicher Grundlage. Teil II: Landschaften und Siedelungen, Hirt, Breslau 1911, S. 481 (Google Books).
  2. a b c Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preusz. Provinz Schlesien. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 402 (Google Books).
  3. Theodor Donath: Erdmannsdorf. Oertel, Hirschberg i. Schles. 1887, S. 20–21 (Google Books).
  4. C. K...e in Leipzig: Die evangelische Kirche in Schlesien, insbesondere die Verdienste der freiherrl. Familie v. Zedlitz-Neukirch um dieselbe. Aus geschichtlichen Quellen und Urkunden. In: Schlesische Provinzialblätter. Neue Folge. Vierter Band. Breslau 1865, S. 672–681, insbesondere S. 673 (Google Books).
  5. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adels-Lexicon, Band 4, Leipzig 1837, S. 77 (Google Books).
  6. Schlesisches Güter-Adreßbuch, Fünfte Ausgabe, Korn, Breslau 1894, S. 335, Ziffer 2980 (Google Books).
  7. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 420 (Google Books).
  8. Klockhaus: Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 B, Berlin 1935, S. 1685 (Google Books).
  9. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 156, Ziffer 152 (Google Books).
  10. Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Breslau 1830, S. 463 (Google Books).
  11. Maiwaldau, Lexikoneintrag in: Pierer's Universal-Lexikon, Band 10, Altenburg 1860, S. 752 (Zeno.org).
  12. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 238–239, Ziffer 23 (Google Books), und S. 240–241, Ziffer 61 (Google Books).
  13. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908, S. 324–325, Ziffer 17 (Google Books), und S. 326–327, Ziffer 51 (Google Books).
  14. Kreis Schönau (Schlesien) - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2022)
  15. a b Michael Rademacher: Hirschberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwort-Lexikon, Band 4, Brockhaus, Leipzig 1876, Spalte 1769, Ziffer 29 (Google Books).

Koordinaten: 50° 55′ N, 15° 50′ O