Mannus Riedesel

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Mannus Riedesel (* 6. Juni 1662 in der Melbach (heute ein Ortsteil der Gemeinde Erndtebrück); † 4. November 1726 in der Melbach; beigesetzt am 5. November 1726 in Raumland) war ein deutscher Zimmermeister.

Zeichnung Helmut Richter, Scheune in der Melbach von 1702

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Riedesel stammt aus einer seit 1618 (und wahrscheinlich früher) in Melbach lebenden Familie (siehe Riedesel).

Zeichnung Helmut Richter, Eckpfosten des Hainhofes in Puderbach von 1712

Die Schreibweise seines Vornamens variiert. Im Taufbuch wird er am 6. Juni 1662 unter „J“ als Johann Mannus, Sohn des Heirich Reittesel, eingetragen[1]. Es finden sich aber auch die Bezeichnungen Hermann oder Hermann Mannes, am gebräuchlichsten ist schlicht Mannus. Er selbst wählt für seinen Namen im Jahr 1702 auf einem Balken seines eigenen Hofes in der Melbach die Schreibweise Manes Rittessel[2].

Riedesel war zweimal verheiratet und hatte fünf Kinder.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mannus Riedesel war der bedeutendste Zimmermeister des Wittgensteiner Landes. Er hat nicht nur Häuser und Scheunen in Wittgenstein und dem angrenzenden Siegerland gebaut, auch das Berleburger Grafenhaus und das Siegener Fürstenhaus haben ihm bedeutende Aufträge erteilt[3].

Wo und bei wem er seine Ausbildung zum Zimmermann gemacht hat, ist nicht bekannt.

Die beliebtesten Schmuckformen von Riedesel waren Weinlaub und Reben, zum Beispiel am Eckpfosten des Hainhofes in Puderbach.[4] oder seiner Scheune in der Melbach.

Die bekanntesten erhaltenen Bauwerke Riedesels sind das Stoltz'sche Haus in der Königsstraße zu Laasphe (1705), die evangelische Kapelle zu Sassenhausen (1703/05) und die Ludwigsburg in Bad Berleburg (1724). Die Mehrzahl der noch erhaltenen Bauwerke Riedesels wurden von Helmut Richter gezeichnet und in diversen Heimatbüchern des Wittgensteiner Landes veröffentlicht.

Kapelle zu Sassenhausen 1703/05
Stoltz'sches Haus Königstraße 49 in Bad Laasphe von 1705

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fachwerkstockwerk auf der Hilchenbacher Burg, 1691.
  • Seine Scheune in der Melbach, 1702.
  • Kapelle Sassenhausen, 1703/05.
  • Pfarrhaus in Wingeshausen, um 1703/05.[5]
  • Stoltz'sches Haus in der Königsstraße von Bad Laasphe, 1705.
  • 1. Bauabschnitt der Ludwigsburg in Bad Berleburg, 1707–1709.
  • Gewächshaus (Orangen- oder Oranienhaus) im fürstlichen Garten im Siegener Schloss, 1708.
  • Berghäuser Brücke (Hausbrücke), 1709[6].
  • Haus Grebe in Bad Laasphe, Königsstraße 64, 1709.
  • Hof Dambach, 1711.
  • Hain-Hof in Puderbach[7], 1712.
  • 2. Bauabschnitt der Ludwigsburg (Bad Berleburg), 1724.
Ludwigsburg, Bad Berleburg
  • Haus Parkstraße 5 in Bad Berleburg, 1725.
  • Fuchs'sches Haus in Wunderthausen, 1726.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Bauer: Das ehemalige Pfarrhaus in Wingeshausen – ein Riedeselbau? In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 56, (1992), Heft 3, S. 112–116.
  • Wolfgang Birkelbach: Die Familiengeschichte des Wittgensteiner Zimmermanns Mannus Riedesel oder die Riedesel in Herjes Haus in der Melbach. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 44 (1980), Heft 4, S. 114–123 und Bd. 45 (1981), Heft 1, S. 18–27.
  • Johannes Burkardt: Die Kapelle in Sassenhausen: Freundlicher Wegweiser ins Herz des Wittgensteiner Landes. In: Bernd Geier (Hrsg.) Sassenhausen, Bad Laasphe 2001, S. 16–50.
  • Johannes Burkardt: Mannus Riedesel einmal ganz anders – eine kalligrafische Bittschrift des Baumeisters an Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein Berleburg. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 69 (2005), Heft 2, S. 34–39.
  • Wilhelm Hartnack: Das Stoltz'sche Haus Königsstraße 49 in Laasphe. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 21 (1957), Heft 2, S. 95–96.
  • Joachim Naumann: Die Schulkapelle in Sassenhausen und Zimmermeister Mannes Riedesel. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 36 (1972), Heft 4, S. 206–211.
  • Joachim Naumann: Arbeitswelt und Lebensformen des Bauhandwerkes im wittgensteiner Territorialstaat der Neuzeit (1550-1850). Diss. Marburg/Lahn 1972 (Hier insbesondere die Seiten 283–287, wo über Leben und Werk Riedesels berichtet wird.)
  • Hans-Günter Radenbach: Die Hausbrücke. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 49 (1985), Heft 4, S. 122–128.
  • Helmut Richter: Ein Wittgensteiner Bauernhof. Der Dambach. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 30, (1966), Heft 1, S. 61–66.
  • Helmut Richter: Bilder aus Wittgenstein. Zeichnungen aus vier Jahrzehnten. Bad Berleburg 1986
  • Helmut Richter: Warum gerade Hermann Riedesel? In: Erndtebrück, Bd. 1, 1977, S. 10 ff.
  • Paul Riedesel und Stefan Hermann Riedesel: Die Entstehung des Namens Riedesel in der Grafschaft Wittgenstein: Neue Erkenntnisse zu seiner Abstammung. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 71, (2007), Heft 4, S. 140–155.
  • Paul Riedesel und Stefan Hermann Riedesel: Warum stand Mannus Riedesel dem Grafenhaus zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg so nahe? In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 76, (2012), Heft 1, S. 13–15.
  • Paul Riedesel und Stefan Hermann Riedesel: Die Entstehung des Namens Riedesel in der Grafschaft Wittgenstein: Bekanntes und neue Theorien. In: Wittgenstein, Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V., Bd. 78, (2014), Heft 2, S. 68–83.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Birkelbach, Die Familiengeschichte ... In: Wittgenstein 1980, S. 118
  2. Richter, Warum gerade Hermann Riedesel? In: Erndtebrück, Bd. 1, 1977, S. 10.
  3. Naumann, Die Schulkapelle in Sassenhausen... In: Wittgenstein 1972, Heft 4, S. 209.
  4. Richter, Zeichnungen aus Wittgenstein. 1986, S. 194
  5. Bauer: Das ehemalige Pfarrhaus in Wingeshausen - ein Riedeselbau?. In: Wittgenstein. 1992, Heft 3, S. 112 ff.
  6. Radenbach, Die Hausbrücke. In Wittgenstein 1985, Heft 4, S. 122 ff.
  7. Siegener Zeitung vom 2. November 2012, Ausgabe Wittgenstein, Der Hain-Hof wird 300 Jahre alt, S. 5