Mariä-Himmelfahrt-Kirche (Kalinowo)

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Mariä-Himmelfahrt-Kirche (Kalinowo)
(Kościół Wniebowzięcia Najświętszej Marii Panny w Kalinowie)
Kirche Kallinowen/Kirche Dreimühlen
Die Pfarrkirche in Kalinowo (Kallinowen/Dreimühlen)
Die Pfarrkirche in Kalinowo (Kallinowen/Dreimühlen)

Die Pfarrkirche in Kalinowo (Kallinowen/Dreimühlen)

Baujahr: 1924–1926
Einweihung: 19. März 1926
Architekt: Arthur Kickton
Stilelemente: Feldsteinkirche (masurischer Granit)
Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Kallinowen
(Kirchenprovinz Ostpreußen/Kirche der Altpreußischen Union)
Lage: 53° 52′ 25,8″ N, 22° 40′ 16,6″ OKoordinaten: 53° 52′ 25,8″ N, 22° 40′ 16,6″ O
Anschrift: ul. Michała Kajki
Kalinowo
Ermland-Masuren, Polen
Zweck: Römisch-katholische, bis 1945 evangelisch-lutherische Pfarrkirche
Pfarrei: ul. Mazurska 1
19-314 Kalinowo
Bistum: Ełk
Webseite: parafiakalinowo.pl

Bei der Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Kalinowo handelt es sich um eine in den 1920er Jahren errichtete Wiederaufbaukirche aus masurischem Granitstein. Bis 1945 war sie evangelisches Gotteshaus für die Kirchspielbewohner im ostpreußischen „Kallinowen“ (1938 bis 1945: „Dreimühlen“) genannten Dorf und ist heute Pfarrkirche der römisch-katholischen Pfarrei Kalinowo in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kalinowo liegt im Osten der Woiwodschaft Ermland-Masuren, sechs Kilometer entfernt von der Grenze zur Woiwodschaft Podlachien (früher deutsch-polnische Staatsgrenze). Durch den Ort verläuft die Landesstraße 16, in die hier die Woiwodschaftsstraße 661 einmündet.

Der Standort der Kirche befindet sich westlich des Straßenkreisels der ul. Miachała/ul. Marii Konopnickiej/ul. Mazurska im Ortszentrum.

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Due urkundliche Ersterwähnung Kallinowens datiert aus dem Jahre 1499[1]. Im dortigen Zusammenhang wurde ein Pfarrer Mathias in Calinowo genannt, was darauf schließen lässt, dass damals hier bereits eine Kirche bestanden hat. Spätestens beim Tatareneinfall 1656 wurde dieses Gotteshaus zerstört. Bald jedoch begann man mit der Errichtung eines Nachfolgebaus – einer Holzkirche, die 1666 eingeweiht werden konnte[2]. Sie wurde noch 1910 grundlegend restauriert, jedoch bei den Kampfhandlungen im Ersten Weltkrieg ging sie am 25. Oktober 1914 zugrunde.

Das Innere der Kirche: Blick auf den Altarraum
Das Innere der Kirche: Blick auf die Orgelempore

Nach den Plänen des Berliner Architekten Arthur Kickton entstand zwischen 1924 und 1926 die Wiederaufbaukirche[3] in der heutigen Erscheinungsform. Die Einweihung fand am 19. März 1926 statt. Es handelte sich num ein aus masurischem Granitstein erstellte Bauwerk mit quergestelltem Turm im Osten über dem Altar. Der Innenraum besteht auch heute noch aus einem Haupt- und einem südlichen Nebenschiff mit Empore. Der Altarraum ist überwölbt. Die übrige Überdachung besteht aus einer ebenen Bretterdecke mit wertvollen Ausmalungen des Kunstmalers Ernst Fey aus Berlin. Der moderne Altarschrein – in alten Formen gehalten – ist das Werk eines Münchener Bildhauers und zeigt den Gekreuzigten mit seiner Mutter Maria und dem Jünger Johannes. Die Kanzel steht in der Nordostecke gegenüber der Seitenempore.

Bis 1945 diente die Kirche als evangelisches Gotteshaus. Dann wurde sie von der römisch-katholischen Kirche übernommen, die sie für die veränderten liturgischen Zwecke innen entsprechend umgestaltete und ihr den Namen „Mariä-Himmelfahrt-Kirche“ gab.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kallinowen war bereits in vorreformatorischer Zeit ein Kirchdorf[4]. Schon bald hielt hier die Reformation Einzug, so dass bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts hier lutherische Geistliche ihren Dienst aufnahmen. Zwischen 1576 und 1906 war eine zusätzliche Pfarrstelle eingerichtet[5].

Die Kirchengemeinde Kallinowen mit ihren zahlreichen Kirchspielorten gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Lyck in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1925 (Volkszählung) verzeichnete sie 3.600 Gemeindeglieder. Das Kirchenpatronat oblag den staatlichen Behörden.

Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung brachten nach 1945 die Arbeit der evangelischen Kirche in Kalinowo zum Erliegen. Heute leben nur sehr wenige evangelische Kirchenglieder hier, die sich zur Kirchengemeinde in der Kreisstadt Ełk (Lyck) orientieren, einer Filialgemeinde der Pfarrei in Pisz (Johannisburg) in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen kirche in Polen.

Kirchspielorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Kirchspiel Kallinowen/Dreimühlen gehörten außer dem Pfarrort die Ortschaften[4][6]:

Name Änderungsname
1938 bis 1945
Polnischer Name Name Änderungsname
1938 bis 1945
Polnischer Name
Dluggen Langenhöh Długie Mikolaiken Thomken Mikołajki
*Iwaschken Hansbruch Iwaśki *Millewen Millau Milewo
*Kiehlen Kielen Kile Pientken (ab 1926:)
Blumental
Piętki
*Kokosken (ab 1930:)
Hennenberg
Kokoszki *Saborowen Reichenwalde Zaborowo
*Krzysewen (ab 1928:)
Kreuzborn
Krzyżewo *Skomentnen Skomanten Skomętno
*Maaschen Maschen Maże Thurowen Auersberg Turowo
*Marczynowen (ab 1928:)
Martinshöhe
Marcinowo Trentowsken Trętowskie

Pfarrer (bis 1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Kirche Kallinowen amtierten bis 1945 die Pfarrer (zwischen 1576 und 1906 zwei Geistliche gleichzeitig)[5]:

  • Albert Broda, 1547[7]
  • Albert Budda, 1563
  • Johann Columbus, 1576–1619
  • Paul Baranowius, 1579/1591
  • Valentin Eychler, 1597
  • Lazarus Columbus, 1601–1625
  • N. Trentowius,
  • Johann Julino Galinski, 1646
  • Ernst Albert Baranowius (Baranowski), 1651/1656
  • Albert Rohde, bis 1655
  • Johann Columbus, 1655–1676
  • Albert Zaborowius, 1657–1693
  • Michael Rostock, 1677–1703
  • Christoph Bräuer, bis 1704
  • Johann Christoph Zielinski, 1694–1707
  • Andreas Barnabas, 1707–1710
  • Matthäus Bräuer, 1710–1712
  • Bernhard Rostock, 1730–1759
  • Gottlieb Trentowius, 1739–1748
  • Johann Drigalski, 1744–1755
  • Johann Christ. Sackersdorf, 1756–1788
  • Friedrich Ludwig Boretius, 1759–1780
  • Michael Pogorzelski, 1780–1798
  • Johann K. J. von Bergen, 1789–1798
  • Simon Benedict Kiehl, 1798–1810
  • Johann Schellong, 1800–1841
  • Johann Sebastian Schulz, 1811–1814
  • Johann Ferdinand Lange, 1814–1821
  • Karl Theodor Groß, 1814–1821
  • Karl Fr. M. Otterski, 1828–1834
  • Johann Heinrich Schellong, 1835–1840
  • Johann August Skrodzki, 1840–1873[8]
  • Johann Schellong, 1841–1844
  • Adolf Fr. Otto Skrzeczka, 1847–1865
  • (Heinrich) Ferdinand Prophet, 1865–1870[9]
  • Karl Gregor Liedtke, 1870–1877
  • Franz Ed. Fr. Kahnert, 1871–1881
  • Michael (Gottlieb) Glomp, 1873–1888[10]
  • Wilhelm Justus Schau, 1887–1891
  • Franz Szczybalski, 1888–1907
  • Karl Aug. U. Brzeczinski, 1891–1906
  • Adolf L.H.C.F. Korella, 1908–1917
  • Hermann Winarski, 1917–1945
Biographisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Pfarrer Ernst Albert Baranowius (Baranowski)[1]:

Er amtierte in der Zeit des Tatareneinfall 1656 und konnte sich mit seinem zweijährigen Kind in die Wälder retten. Er geriet dennoch in die Gewalt der Tataren, kam in die Gefangenschaft, wurde Galeerensklave und starb in Candia auf Kreta. Sein kleiner Sohn entkam nur knapp dem Tod, er wurde von Dorfbewohnern aufgefunden, gesund gepflegt und wuchs in Lyck auf.

  • Pfarrer Bernhard Rostock (Rostkowski)[2]:

Sein Vater war bereits Pfarrer in Kallinowen und er trat 1739 seine Nachfolge an. Er schrieb neben etlichen gedichten das auch heute noch bekannte geistliche Erntelied „Das Feld ist weiß; vor ihrem Schöpfer neigen die Ähren sich“.

  • Pfarrer Michael Pogorzelski[2]:
Gedenktafel an der Kirche in Kalinowo

Er galt als berühmtester Pfarrer in Kallinowen. Obwohl er die deutsche Sprache vollkommen beherrschte, predigte er auch in seiner masurischen Muttersprache, humorvoll und volksverbunden[11]. Neben der Kallinowener Kirche befindet sich sein Grab. An der Mauer der Kirche erinnert eine Gedenktafel in polnischer und deutscher Sprache an ihn.

Kirchenbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Kirchenbüchern der Pfarrei Kallinowen haben sich erhalten:

  • Taufen (1740–1780)
  • Trauungen (1740–1780)
  • Begräbnisse (1740–1780).

Sie werden bei der Deutschen Zentralstelle für Genealogie in Leipzig aufbewahrt.

Römisch-katholisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche in Kalinowo von Südwesten

Kirchengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1945 lebten nur sehr wenige Katholiken in Kallinowen und Umgebung. Sie waren in die römisch-katholische Pfarrei Prawdziska (Prawdzisken, 1934 bis 1945 Reiffenrode) eingepfarrt[12]. Diese war Teil des Dekanats Masuren II (Amtssitz: Johannisburg, polnisch Pisz) im damaligen Bistum Ermland.

Seit 1946 besteht in Kalinowo eine eigene römisch-katholische Pfarrei („Parafia“)[13]. Sie gehört zum Dekanat Miłosierdzia Bożej Ełk im Bistum Ełk der Römisch-katholischen Kirche in Polen.

Pfarreiorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Pfarrei Kalinowo gehören die Orte[13]:

Name Deutscher Name Name Deutscher Name
Długie Dluggen
1938–1945: Langenhöh
Maże Maaschen
1938–1945: Maschen
Dorsze Dorschen Mikołajki Mikolaiken
1938–1945: Thomken
Grądzkie Ełckie Gronsken
1938–1945: Steinkendorf
Milewo Millewen
1938–1945: Millau
Iwaśki Iwaschken
1938–1945: Hansbruch
Piętki Pientken
1926–1945: Blumental
Kalinowo Kallinowen
1938–1945: Dreimühlen
Skomętno Wielkie Skomentnen
1938–1945: Skomanten
Krzyżewo Krzysewen
1928–1945: Kreuzborn
Zaborowo Saborowen
1938–1945: Reichenwalde
Marcinowo Marczynowen
1928–1945: Martinshöhe
Zanie Sanien
1938–1945: Berndhöfen

Pfarrer (ab 1946)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Pfarrei Kalinowo amtierten seit 1946[13]:

  • Jan Tomaszewski, 1946–1951
  • Jan Majcher, 1951–1954
  • Edward Klejno, 1954–1968
  • Józef Jurgiel, 1968–1982
  • Kazimierz Włodarczyk, 1982–1992
  • Bogusław Kossakowski, 1992–1995
  • Henryk Kondraciuk, 1995–2010
  • Albert Interewicu, seit 2010

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Kalinowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b http://www.ostpreussen.net/ostpreussen/orte.php?bericht=15 Ortsgeschichte von Kalinowo – Kallinowen/Dreimühlen
  2. a b c Kirche und prominente Pfarrer in Kallinowen
  3. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreußischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 123, Abb. 569–570
  4. a b Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen, 1968, S. 493
  5. a b Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformations bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 61
  6. Der * kennzeichnet einen Schulort
  7. 1 und 2 evtl. identisch
  8. Skrodzki 1 (1804–1888) kam 1825 als 6. Mitglied in die Vorverbindung des Corps Masovia.
  9. Prophet (1837–1878), Angehöriger der Masovia, ging 1870 an die Kirche Pissanitzen.
  10. Glomp (1813–1897) war Masure.
  11. Gedicht von Pfarrer Pogorzelski
  12. Prawdzisken St. Andreas
  13. a b c Parafia Kalinowo