Maria Marc

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Franz Marc: Mädchenkopf (Maria Franck), 1906, Staatliche Grafische Sammlung, München[1]

Maria Marc, geborene Bertha Pauline Marie Franck (* 12. Juni 1876 in Berlin; † 25. Januar 1955 in Ried, Gemeinde Kochel am See) war eine deutsche Malerin, Bildwirkerin und zweite Ehefrau von Franz Marc.

Leben und Werk

Jugend und Ausbildung

Maria Franck, die aus einem gutbürgerlichen evangelischen Haus stammte, wurde als Tochter des Buchhalters und späteren Bankdirektors Philipp Franck (1843–1913) und dessen Frau Helene Franck, geborene Sonntag, in Berlin geboren. Ab 1883 besuchte sie eine Höhere Mädchenschule in Berlin. Ihr künstlerisches Talent wurde schon während ihrer Schulzeit gefördert, indem sie Klavier- und Gesangsuntericht erhielt und eine Kunstschule besuchte.[2]

Nach dem Schulabschluss beendete Maria Franck 1895 an der Berliner Königlichen Kunstschule ihre Ausbildung als Zeichenlehrerin für die Volks-, Mittel- und höheren Schulen. Sie wurde unter anderem ausgebildet im Zeichnen nach „Körper nach Modellen“, „verzierten Architekturteilen“, „lebenden Pflanzen“.[3] Ihr Lehrer war u.a. Philipp Franck. 1899 nahm Franck Unterricht an der Kunstakademie in Berlin im Damenatelier des Malers und Illustrators Karl Storch und verbrachte zusammen mit ihrem Lehrer und den Mitschülerinnen den Sommer desselben Jahres in der Holsteinischen Schweiz, um Freilichtmalerei zu betreiben.[4]

Zu Beginn des Jahres 1903 zog Maria Franck nach München und begann ein Studium in der Klasse von Max Feldbauer an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins, da ein Studium an der Kunstakademie für Frauen noch nicht vorgesehen war.[5]

Begegnung mit Franz Marc

Franz Marc, Zwei Frauen am Berg, Skizze (1906). Marie Schnür (links) und Maria Franck[6]
Marie Schnür, Maria Franck und Franz Marc am Kochelsee, 1906

Im Februar 1905 begegneten sich Maria Franck und Franz Marc erstmals auf dem Bauernkirchweihball, einem Schwabinger Kostümfest, verloren sich jedoch wieder aus den Augen, da Franck kurz darauf nach Berlin zurückkehrte. Den Sommer und Herbst 1905 verbrachte sie in der Künstlerkolonie Worpswede, um unter der Anleitung von Otto Modersohn zu zeichnen. Im Dezember begegneten sich Franck und Franz Marc, der in der Zwischenzeit eine enge Freundschaft mit der elf Jahre älteren Marie Schnür (* 1869; † ?) unterhielt, erneut auf einem Kostümfest, woraus sich in der Folge eine intime Beziehung entwickelte. Im Februar 1906 fuhren Marc und Franck zu Malaufenthalten nach Kochel am See. Franz Marc, der sich Anfang Mai allein nach Kochel begab, um den Sommer dort malend zu verbringen, verbrachte in der Folge den Sommer mit der kurze Zeit später nachgereisten Maria Franck und der im Juni auf Bitten von Marc hinzugekommenen Marie Schnür eine ménage à trois in Kochel. Marc malte beide Frauen zunächst lebensgroß auf einem Bild, schnitt es dann auseinander, aus der einen Hälfte ist das Portrait Maria Marc (1906) erhalten.[7] Die Skizze, die beide Frauen zeigt, ist im Franz Marc Museum in Kochel am See ausgestellt.

Da Schnür ihren im Februar 1906 in Paris aus der Beziehung zu ihrem Lehrer Angelo Jank unehelich geborenen Sohn Klaus[8] zu sich nehmen wollte, gab Marc ihr ein Eheversprechen, was er Maria Franck im November 1906 mitteilte, und heiratete Schnür am 27. März 1907 in München. Ab April machten sich bei Maria Franck, die finanziell völlig von ihren Eltern abhängig war, psychosomatisch bedingte Rheumaerscheinungen der rechten Hand bemerkbar, die bis an ihr Lebensende immer wieder auftraten. Am 8. Juli 1908 wurde die Ehe mit Schnür geschieden. Da sie Marc jedoch entgegen der Absprache des Ehebruchs mit Maria Franck beschuldigte, benötigte Marc einen kirchlichen Dispens, um Franck heiraten zu können. Dieser wurde zunächst nicht erteilt.[9] Maria Franck war ab 1908 die einzige Partnerin Marcs. Im Sommer arbeiteten beide in Lenggries. Im folgenden Jahr mieteten sie für die Sommermonate in Sindelsdorf das Anwesen des Schreinermeisters Josef Niggl, das sie im April 1910 endgültig bis 1914 bezogen. Maria Franck, die zwischen Sindelsdorf und München pendelte, besuchte weiterhin Kurse an der Damenakademie und unterhielt ihr eigenes Atelier.[10] Im Januar 1910 lernte das Paar den Maler August Macke kennen und schloss Freundschaft mit ihm.[11] Macke porträtierte beide zwei Jahre später im Atelier.

Neue Künstlervereinigung München und der Blaue Reiter

Marc besuchte die zweite Ausstellung, die die Neue Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) vom 1. bis zum 14. September 1910 veranstaltete. Kurz darauf hatte er seinen ersten Kontakt mit den Künstlern der N.K.V.M und konnte Maria Franck berichten: „Heute kam zum Frühstück ein Telegramm der Vereinigung, das mich ‚einstimmig zum Mitglied und 3. Vorsitzenden’ wählt! Nun ist’s geschehen und ich freue mich […] die Eigenbrötelei hab ich satt; nun geht’s gemeinsam. Langweilen werden wir uns nicht in den nächsten Jahren, mein Lieb; und was Du Dir gewünscht hast, haben wir nun: einen Kreis von Künstlern und vornehmen Menschen, wie wir ihn uns nicht besser wünschen können.“[12]

Der 2. Dezember 1911

Am Samstag, den 2. Dezember 1911, trat die Jury der N.K.V.M. zusammen und lehnte Kandinskys Komposition V/Das Jüngste Gericht ab. Von Maria Franck erfährt man durch einen langen Brief an August Macke aufschlussreiche Einzelheiten dieser legendären Sitzung, der sie „nicht selbst beiwohnte“[13], die sie nur vom Hörensagen, durch Berichte von Marc, kannte. Francks Brief macht deutlich, dass Marc seine Partnerin über seinen und Kandinskys Plan im Zusammenhang ihres Austritts aus der N.K.V.M. nicht informiert hat. In der Folge traten Kandinsky, Marc, Gabriele Münter und Alfred Kubin aus der N.K.V.M. aus, und die Redaktionsgemeinschaft des Blauen Reiters wurde in München gegründet, dessen erste Ausstellung ab dem 18. Dezember 1911 in der Galerie Thannhauser zeitgleich und im selben Gebäude mit der dritten Ausstellung der N.K.V.M. stattfand. Der Name der Redaktionsgemeinschaft Der Blaue Reiter entstand in Sindelsdorf; Kandinsky äußerte sich 1930 in seinem Rückblick: „Den Namen Der Blaue Reiter erfanden wir am Kaffeetisch in der Gartenlaube in Sindelsdorf. Beide liebten wir Blau, Marc – Pferde, ich – Reiter. So kam der Name von selbst. Und der märchenhafte Kaffee von Frau Maria Marc mundete noch besser.“[14]

Die zweite Ausstellung des Blauen Reiter

August Macke: Franz und Maria Marc im Atelier, 1912

Auf der zweiten Ausstellung des Blauen Reiters vom 12. Februar bis zum 18. März 1912 bei Hans Goltz in der Briennerstraße 8, die unter dem Titel Schwarz-Weiß lief und ausschließlich druckgraphische Werke zeigte, stellte Maria Franck, zu deren Hauptinteresse Kinder und Kinderspielzeug zählten, drei Kinderbilder mit Spielzeug aus. Ihr Wunsch nach einem eigenen Kind erfüllte sich nicht, worunter sie sehr litt, wie aus Briefen an Elisabeth Macke hervorgeht.[15][16]

Heirat mit Franz Marc

1911 war ein von Marc erneut beantragter Dispens für eine Eheschließung mit Maria Franck verweigert worden, weshalb Marc und Franck Anfang Juni nach London reisten, um dort zu heiraten. Obwohl die Ehe in Deutschland de jure nicht anerkannt wurde, bezeichneten sie sich fortan öffentlich als Ehepaar. Anlässlich der Vorbereitungen zur zweiten Ausstellung des Blauen Reiters im Jahre 1912 lernten sich Franz Marc und Paul Klee kennen.[15] Maria Franck nahm seit Februar 1913, als Franz Marc am 7. dieses Monats erstmals eine von ihm gemalte Postkarte an Lily Klee schickte, bei dieser in der Ainmillerstraße in München einmal im Monat Klavieruntericht. Am 3. Juni 1913 heirateten Maria Franck und Franz Mark standesamtlich in München und lebten ab Frühjahr 1914 in Ried bei Kochel am See.[17]

Marc meldete sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zum Kriegsdienst und wurde im August des Jahres eingezogen. Er schrieb viele Briefe an seine Frau und Freunde, die als Briefe aus dem Feld veröffentlicht wurden. Maria Marc konnte dem Krieg keine guten Seiten abgewinnen wie anfangs ihr Mann.[18]

Nach dem Tod von Franz Marc

Grab von Franz und Maria Marc in Kochel

Nachdem Franz Marc am 4. März 1916 gefallen war, übernahm Maria Marc die Nachlassverwaltung und von Herwarth Walden die Vertretung seines Werkes und unterstützte eine Werkschau im Oktober 1916. Sie ließ seinen Leichnam 1917 vom Park des Schlosses Gussainville auf den Friedhof von Kochel überführen, wo auch sie später bestattet wurde. 1920 sorgte sie für eine Ausgabe der Aufzeichnungen Marcs, im Jahr 1936 konnte Alois Schardt mit ihrer Hilfe eine erste Monografie zu Franz Marc herausgeben. Die Bearbeitung des schriftlichen Nachlasses Marcs wurde von ihr schließlich an Klaus Lankheit übergeben.[19]

1922 schrieb sie sich am Bauhaus in Weimar zum Studium der Weberei ein. Zwischen 1929 und 1938 lebte Maria Marc überwiegend in Ascona am Lago Maggiore, dort in der Nähe von Marianne von Werefkin und in der Nähe der Künstlergesellschaft des Monte Verità. 1939 zog sie wieder in das Haus in Ried und webte während des Krieges zusammen mit Johanna Schütz-Wolff, mit der sie sich im Bauhaus angefreundet hatte.[20] Beide Frauen stellten eigene Farben aus Pflanzen her.[21]

Ihre eigenen Arbeiten zeigte sie nur einmal 1952 in der Münchener Galerie Otto Stangl, elf ihrer Webteppiche zusammen mit dem Skizzenbuch Franz Marcs aus dem Krieg. Eine erste Ausstellung zum textilen und malerischen Werk Maria Marcs fand 1995 im Lenbachhaus in München statt.

Nach Maria Marcs Tod am 25. Januar 1955 wurde Otto Stangl Nachlassverwalter. Er förderte unter der Mitarbeit von Klaus Lankheit die Entstehung des 1986 eröffneten Franz Marc Museums in Kochel.[22]

Ausstellungen

  • 1912: Schwarz-Weiß, zweite Ausstellung des Blauen Reiter, Münchner Buch- und Kunsthandlung Hans Goltz, München
  • 1995/96: Maria Marc. Leben und Werk 1876–1955. Ausstellung vom 6. Dezember 1995 bis 21. Januar 1996 in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München
  • 2004: Maria Marc im Kreis des „Blauen Reiter“. Ausstellung im Schloßmuseum Murnau, 29. Juli bis 7. November 2004

Werke

  • um 1907/09: Stilleben mit drei Krügen, Privatbesitz
  • um 1908: Kinderbild, Privatbesitz
  • um 1909: Apfelkorb im Gras, Privatbesitz
  • um 1912/13: Birken am Wehr, Privatbesitz
  • um 1950: Schwarze Linie, Webteppich, Privatbesitz

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Annegret Hoberg, Isabelle Jansen: Franz Marc. Werkverzeichnis, Band II: Aquarelle. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51139-2, Nr. 33, S. 42.
  2. Beate Ofczarek, Stefan Frey: Chronologie einer Freundschaft. In: Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.): Franz Marc. Paul Klee. Dialog in Bildern, S. 198
  3. Kirsten Jüngling/Brigitte Roßbeck, Franz und Maria Marc, Düsseldorf/Zürich 2000, S. 17
  4. Beate Ofczarek, Stefan Frey, in: Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.), S. 200
  5. Beate Ofczarek, Stefan Frey, in: Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.), S. 202
  6. Annegret Hoberg, Isabelle Jansen, Franz Marc. Werkverzeichnis, Band I: Gemälde. Beck, München 2004, Nr. 48, S. 82.
  7. Brigitte Salmen: Maria Marc. Leben und Lebenswerk, S. 8. In: Brigitte Salmen (Hrsg.): Maria Marc im Kreis des „Blauen Reiter“. Ausstellungskatalog, Schloßmuseum Murnau, 2004. Das Bild ist dort auf dem Buchumschlag und als # 76 abgebildet. Siehe auch: Annegret Hoberg, Isabelle Jansen: Franz Marc. Werkverzeichnis, Band I: Gemälde, S. 83
  8. Brigitte Salmen, Maria Marc. Leben und Lebenswerk, S. 8
  9. Beate Ofczarek, Stefan Frey, in: Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.), S. 203 f.
  10. Beate Ofczarek, Stefan Frey, in: Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.), S. 205
  11. Zitiert nach Weblink Schloßmuseum Murnau
  12. Franz Marc, Briefe, Schriften und Aufzeichnungen, (Hrsg. Günter Meißner), Leipzig und Weimar 1980, S. 45 f
  13. August Macke/Franz Marc, Briefwechsel, hrsg. von Wolfgang Macke, Köln 1964, S. 83
  14. Wassily Kandinsky: „Der Blaue Reiter“, (Rückblick). in: Das Kunstblatt 14, 1930, S. 59, Anm.
  15. a b Beate Ofczarek, Stefan Frey, in: Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.), S. 208
  16. Rosel Gollek, Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, München 1982, S. 408
  17. Beate Ofczarek, Stefan Frey, in: Michael Baumgartner, Cathrin Klingsöhr-Leroy, Katja Schneider (Hrsg.), S. 210 f.
  18. Susanna Partsch: Marc, S. 92 f., 95
  19. Brigitte Salmen, Maria Marc. Leben und Lebenswerk, S. 19 f.
  20. Brigitte Salmen, Maria Marc. Leben und Lebenswerk, S. 20f
  21. Sandra Uhrig, Maria Marc und das Weben – Rückbesinnung auf eigene Kreativität, S. 33 f. in: Brigitte Salmen (Hrsg.): Maria Marc im Kreis des „Blauen Reiter“. Ausstellungskatalog, Schloßmuseum Murnau, 2004.
  22. Zitiert nach Franz Marc Museum