Mariä Himmelfahrt (Erbendorf)

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Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt mit der Lorettokapelle (rechts)

Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist die römisch-katholische Pfarrkirche der Stadt Erbendorf in der nördlichen Oberpfalz im Bistum Regensburg. Sie wurde vermutlich zwischen 1391 und 1416 erstmals erbaut und nach einem Brand in ihrer heutigen Form von 1796 bis 1799 wieder aufgebaut. Sie diente bis ins Jahr 1923 als Simultankirche der evangelischen und katholischen Gemeinde der Stadt.

Die Pfarrkirche von Erbendorf wurde wahrscheinlich in den Jahren 1391 bis 1416 erbaut, was durch ein Salbuch der Herrschaft Parkstein belegt ist, das neben der Pfarrkirche auch eine alte Kirche St. Veit nennt.[1] Die Kirche Mariä Himmelfahrt befindet sich auf dem Standort einer ehemaligen Burg, was Ausgrabungen aus dem Jahr 1923, bei denen ein starkes Mauerwerk entdeckt wurde, bestätigen. Um das Jahr 1470 wurde die Kirche wahrscheinlich zerstört, da eine Inschrift über dem Eingang zur Sakristei einen Neubau des Jahres 1474 nennt.[2]

Seit dem Bestehen der Kirche wurde sie, wie auch der Ort Erbendorf, mehrmals durch Brände zerstört. Vollständig zerstört wurde sie während der großen Marktbrände in den Jahren 1568, 1676, 1771 und 1796. Nach dem Brand 1771 wurde das Gebäude nach Westen erweitert und bestand in dieser Form bis ins 20. Jahrhundert. Der Bau des Kirchturms wurde wegen Problemen mit der Finanzierung bis 1794 aufgeschoben. Schon zwei Jahre später brannte sie zum wiederholten Male ab, das Bauwerk aber blieb größtenteils erhalten und wurde mit nüchterner Ausstattung wieder aufgebaut. Die Benedizierung fand am 22. September 1799 statt. Der rund 50 Meter hohe Kirchturm stammt von 1865 und wurde, nachdem der alte Turm bis auf die unteren beiden Stockwerke abgetragen worden war, in eineinhalbjähriger Bauzeit an das Kirchenschiff angefügt.

Seit dem Dreißigjährigen Krieg war die Pfarrkirche als Simultankirche für die evangelisch-lutherische und die katholische Gemeinde Erbendorfs bestimmt. Nachdem die Kirche über 200 Jahre lang als Simultankirche der Stadt gedient hatte, wurde das Simultaneum 1918 aufgelöst und im folgenden Jahr von den beiden Bekenntnisgruppen vertraglich für beendet erklärt.

1923 erfolgte an der Westseite des Langhauses ein Anbau von einer Länge von zehn Metern. Bei dieser Baumaßnahme wurden auch die beiden Emporen abgetragen und durch eine einzige größere Empore in dem neu entstandenen Baukörper ersetzt. Die Deckengemälde im Hauptschiff und im Chor schuf 1927 bis 1929 der Münchener Laienbruder Rudolph Schmalzl.

Blick in den Innenraum Richtung Chor

Der Hochaltar ist ein stattlicher Barockbau mit vier Säulen und zwei lebensgroßen Heiligenstatuen, links eine Figur Johannes des Täufers und rechts der heilige Sebastian. Die Ähren des Tabernakelaufbaus sind Sinnbild des heiligen Brotes, der Hostie, die Reben und Trauben als Spender des Weines Sinnbild des heiligen Blutes. Im Reliquienschrein auf der rechten Seite befinden sich die Gebeine der heiligen Märtyrer Amanda, Tranquillus, Clarus, Benedictus, Fortunata, auf der anderen Seite die von Tranquillus, Anastasius, Benedicta, Candidus, Januarius. Das Altarbild Mariä Aufnahme in den Himmel stammt von Ulrich Halbreiter und wurde 1851 gefertigt.

Die beiden Seitenaltäre stammen aus dem Rokoko. Das Altarblatt des linken Altars der Corporis-Christi-Bruderschaft wurde vom Regensburger Maler Josef Altheimer (1860–1913) geschaffen und zeigt die Szene, wie sich Christus den beiden Emmausjüngern durch das Brechen des Brotes zu erkennen gibt. Darüber Ein kleineres Bild darüber mit Christus am Kreuz stammt wahrscheinlich auch von Altheimer. An den Seiten stehen Figuren des Johannes Nepomuk und von Franz Xaver. Der rechte Seitenaltar bildet das Gegenstück zu dem auf der linken Seite. Das Altarbild stellt die Heilige Familie mit Maria als Kind und ihren Eltern, der heiligen Anna und dem heiligen Joachim, dar und wurde vermutlich 1691 gefertigt oder gestiftet.[3] Auf dem kleinen Bild darüber führt die heilige Jungfrau und Märtyrerin Margareta den Teufel in Gestalt eines Drachen an der Kette.

Die Kanzel, ebenfalls im Stil des Rokoko, wurde vor rund 150 Jahren von der katholischen Gemeinde angeschafft. Der Schalldeckel trägt eine Figur des Mose mit den von Gott erhaltenen Geboten. Am Rahmen der Kanzel waren bis 1899 noch Figuren der vier Evangelisten angebracht, die sich heute in der Pfarrkirche St. Ägidius in Ebnath befinden.

Orgelprospekt von Johann Konrad Funtsch, dahinter die Voit-Orgel

Die erste Orgel der Pfarrkirche stammte aus dem Franziskanerkloster in Kemnath, erbaut 1759 von Johann Konrad Funtsch und wurde im Zuge der Säkularisation in Bayern 1802 an die Kirchengemeinschaft in Erbendorf weitergegeben. Im Jahr 1884 fertigte die Orgelbaufirma G. F. Steinmeyer & Co. als Opus 262 ein neues Werk mit mechanischen Kegelladen unter der teilweisen Verwendung des alten Pfeifenmaterials für das erhaltenswerte Orgelgehäuse. An dieser Orgel komponierte und erprobte Max Reger 1899 seine Morgenstern-Fantasie.

Bereits 30 Jahre später wurde das Werk durch einen zweimanualigen Neubau mit 28 Registern ersetzt, der ebenfalls Steinmeyer als Opus 1188 mit pneumatischen Trakturen hergestellt hatte. Bei der Kirchenerweiterung von 1923 erhielt die Kirche eine neue Orgelempore. Da das historische Gehäuse am neuen Standort zu niedrig wirkte, wurde, wie auf einem Foto aus dem Stadtarchiv von 1925 zu sehen ist, in der Mitte ein dreiteiliger Aufbau mit dem lyraartigen Aufsatz hinzugefügt.

1975 schaffte die Gemeinde wiederum eine neue Orgel von Michael Weise aus Plattling an. Die Disposition erstellte Eberhard Kraus. Sie hat ein Spielwerk mit 18 Registern, das mit mechanischer Register- und Spieltraktur ausgestattet ist. Die Pfeifen befinden sich im historischen Orgelgehäuse und in dem zuvor leeren Aufbau. Bei einer Reorganisation 1989 wurden Register umgestellt und ausgetauscht. Beispielsweise wurde die Sept aus dem Sesquialter des ersten Manuals entfernt und die Terzzimbel im Oberwerk durch ein Krummhorn ersetzt. Das Oberwerk wurde zusätzlich mit einem Schwellkasten ausgestattet. Anlässlich des Einbaus der Voit-Orgel wurde das Pedalwerk verkauft, die Manualwerke verblieben im historischen Funtsch-Gehäuse, wurden aber auf elektrische Traktur umgebaut.

Die Orgel hatte folgende Disposition:[4]

Hauptwerk
1. Prinzipal 8′
2. Salicional 8′
3. Oktav 4′
4. Flöte 4′
5. Gemshorn 2′
6. Sesquialter 223′ + 135
7. Mixtur 113
Oberwerk
8. Gedackt 8′
9. Holzprinzipal 4′
10. Prinzipal 2′
11. Larigot 113′ + 1′
12. Krummhorn 8′
Pedal
13. Subbass 16′
14. Oktavbass 8′
15. Gedacktbass 8′
16. Choralbass 4′ + 113
17. Rauschpfeife 223′ + 2′
18. Bombarde 16′

Im September 2020 wurde die bei Orgelbau Vleugels eingelagerte Saal-Orgel aus dem Kurhaus Baden-Baden (53/III/P) erworben, erbaut 1916 von der Firma Heinrich Voit. Sie steht nun in einem neu erbauten Gehäuse mit Generalschweller direkt hinter dem Funtsch-Prospekt. Die Einweihung fand am 17. September 2023 statt.[5]

I Hauptwerk C–a3
01. Großprincipal 16'
02. Principal 08'
03. Gamba 08'
04. Harmonieflöte 0 08'
05. Spitzflöte 08'
06. Gedackt 08'
07. Octave 04'
08. Rohrflöte 04'
09. Superoctav 02'
10. Kornett III-V 08'
11. Mixtur III-IV 02'
12. Fagott 16'
13. Tuba 08'
14. Clarine 04'
Celesta
II Schwellwerk C–a3
15. Bordun 16'
16. Geigenprincipal 08'
17. Undamaris 08'
18. Konzertflöte 08'
19. Quintatön 08'
20. Lieblich Gedackt 08'
21. Kleinprinzipal 04'
22. Flauto amabile 04'
23. Quinte 0223'
24. Waldflöte 02'
25. Terz 0135'
26. Cymbal III 0113'
27. Englisch Horn 08'
28. Hoboe 04'
III Schwellwerk C–a3
29. Zartgedackt 16'
30. Diapason 08'
31. Aeoline 08'
32. Vox coelestis 08'
33. Zartflöte 08'
34. Nachthorn 08'
35. Dolce 04'
36. Traversflöte 04'
37. Gemshorn 04'
38. Flautino 02'
39. Echo-Cornett III-IV 04'
40. Klarinette[A 1] 08'
41. Tremulant
Pedal C–f1
42. Untersatz[A 2] 32'
43. Principalbass 16'
44. Contrabass 16'
45. Subbass 16'
46. Bordunbass (= Nr. 15) 0 16‘
47. Zartbass (= Nr. 29) 0 16‘
48. Quintbass 1023'
49. Octavbass 08'
50. Violoncello 08'
51. Stillgedeckt (= Nr. 20) 08‘
52. Basset 04'
53. Bombarde (Ext. Nr. 54) 32'
54. Bombarde 16'
55. Trompete 08'
56. Clairon harmonique 04'
  • Anmerkungen
  1. Durchschlagende Zungen.
  2. Akustisches Register.
  • Peter Morsbach: Erbendorf - Die Kirchen der Pfarrei. 1. Auflage. Verlag Schnell und Steiner, 1990, ISBN 3-7954-5549-9.
  • Detlef Knipping, Gabriele Raßhofer: Landkreis Tirschenreuth (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band III.45). Karl M. Lipp Verlag, Lindenberg im Allgäu 2000, ISBN 3-87490-579-9.
Commons: Mariä Himmelfahrt (Erbendorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pfarrei Erbendorf: Geschichtliche Entwicklung der Pfarrei Mariä Himmelfahrt Erbendorf
  2. Stadt Erbendorf: Kath. Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt
  3. Pfarrei Erbendorf: Ausstattung der Pfarrkirche - Der rechte Seitenaltar
  4. Pfarrei Erbendorf: Ausführliche Informationen zu der Orgel der Pfarrkirche, abgerufen am 17. Januar 2022
  5. [1] des Orgelbauvereins, abgerufen am 17. September 2023

Koordinaten: 49° 50′ 18,1″ N, 12° 2′ 48″ O