Mars Sample Return
Mars Sample Return (MSR) ist die englische Bezeichnung für eine Rückführung von Proben vom Mars zur Erde. Die Konzepte stehen teilweise in Konkurrenz zu bemannten Marsmissionen, sind aber oft auch als Vorbereitung für bemannte Missionen angedacht. Die auf die Erde gebrachten Proben könnten das Verständnis über die Verhältnisse auf dem Mars besser voranbringen, als die auf Spezialgebiete eingeschränkten Rover und Orbiter es derzeit machen.
Sowjetunion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Sowjetunion gab es in den 1970er Jahren das Projekt Mars 5NM. Es sah vor, dass eine sehr große Raumsonde mit einer Masse von 20 t mit der Trägerrakete N1 zum Mars startet, dort landet, Bodenproben sammelt, eine Rückkehrstufe startet und eine 13 kg schwere Rückkehrkapsel mit den Proben wieder zur Erde zurückkehrt. Der Start sollte im Jahr 1973 stattfinden, die Mission insgesamt 970 Tage dauern und die Landung der Rückkehrkapsel war für September 1975 vorgesehen. Da alle vier Testflüge der Trägerrakete N1 noch vor dem Zünden der zweiten Stufe mit Abstürzen endeten, wurde das Projekt Mars 5NM 1974 aufgegeben.[1]
Roskosmos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Roskosmos hatte für eine Rückführung von Proben vom Mars das Projekt Mars-Grunt. Dabei sollte eine über 6 t schwere Marssonde, bestehend aus Marsorbiter und Marslander, zusammen auf einer Angara 5 zum Mars starten. Der Lander sollte etwa 200 g Proben sammeln, eine Rückstartstufe mit den Proben würde in die Marsumlaufbahn starten und mit dem Orbiter koppeln. Dieser sollte dann mit den Proben zur Erde zurückkehren.[2] Die Phobos-Grunt-Raumsonde, die Proben vom Marsmond Phobos zur Erde zurückbringen sollte, scheiterte Ende 2011 bereits in der Erdumlaufbahn. Mit einer Verwirklichung ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen, weil die russische Raumfahrt chronisch unterfinanziert ist.
NASA und ESA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

linke Mitte – der Rover Perseverance, der die Proben sammelt,
rechts – der Lander mit dem Mars Ascent Vehicle,
links – ein Mars-Helikopter, der Proben zum Lander bringen kann wenn Perseverance den Lander nicht erreicht,
links oben – der Earth Return Orbiter
Im Rahmen des Aurora-Programms der Europäischen Weltraumorganisation war eine Mars Sample Return Mission vorgeschlagen worden, die aber mangels Finanzierung nicht realisiert wurde.[3]
Ein Konzept der NASA aus dem Jahr 2001 sah drei Sonden für eine Mars Sample Return Mission vor, die alle an Bord je einer Atlas V (551) von der Erde abheben sollten. Zuerst sollte ein Rover starten, um Bodenproben einzusammeln. Vorgesehen waren etwa 20 Bohrproben von 5 cm Länge, 4 Proben von eingesammeltem Regolith (Lockermaterial), sowie je eine Staubprobe und eine Gasprobe aus der Marsatmosphäre. Für die eigentliche Probenrückführung sollten zwei separate Raumsonden entwickelt werden, ein Orbiter, der später die Proben zur Erde zurückbringen sollte und ein Landemodul.[4] Auch dieses Projekt wurde nicht verwirklicht, jedoch wird das Konzept einer mehrteiligen Sample-Return-Mission weiterhin verfolgt.
Die Probensammlung übernimmt nun der NASA-Rover Perseverance, der am 18. Februar 2021 auf dem Mars landete.[5] Am 1. September 2021 gelang erstmals die Gesteinsprobenaufnahme durch Perseverance.[6] Die auf der Marsoberfläche abgelegten Probenbehälter sollen später aufgesammelt und zu einer auf einem weiteren Landemodul montierten Rakete (Mars Ascent Vehicle) gebracht werden. Dort werden die Proben mit einem mechanischen Arm in die Rakete verladen, die sie zum Earth Return Orbiter bringt, der dann den Rückflug zur Erde antritt.[7]
CNSA[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Nationale Raumfahrtbehörde Chinas plant eine Sample-Return-Mission zum Mars für das Jahr 2028. Hierbei soll ähnlich wie bei der Mondmission Chang’e 5 von einem stationären Lander aus Material eingesammelt und mit einer Rakete zu einem wartenden Orbiter befördert werden und im Juli 2031 auf der Erde eintreffen.[8]
Risiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Proben könnten für die Erde gefährlich sein, falls diese Mikroben enthalten, auf die sich das Leben auf der Erde nicht einstellen kann. Es besteht somit die potenzielle Gefahr der Rückwärts-Kontamination der Biosphäre der Erde.
Filmische Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der US-amerikanische Science-Fiction-Horrorfilm „Life“ aus dem Jahr 2017 handelt von einem fiktiven Mars-Sample-Return-Projekt namens Mars Pilgrim 7 Mission. Die Bodenproben werden dort aus Sicherheitsgründen nur bis zur Internationalen Raumstation ISS im Erdorbit zurückgebracht und dort untersucht. In den Proben werden unbeschädigte Einzeller vorgefunden, aus denen im Stationslabor durch die Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen ein intelligentes Lebewesen heranwächst. Durch seine Widerstandsfähigkeit und seinen Überlebenswillen stellt sich dieses Wesen sehr schnell als eine tödliche Bedrohung für die Besatzung dar und gelangt auf die Erde.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Mars 5NM in der Encyclopedia Astronautica (englisch).
- ↑ Roscosmos – Space missions. (PDF; 2,8 MB) In: TheSpaceReview.com. S. 9–10, abgerufen am 19. August 2021.
- ↑ The Aurora Programme. (PDF; 973 kB) In: esamultimedia.ESA.int. 10. März 2004, abgerufen am 19. August 2021.
- ↑ Firouz Naderi (NASA’s JPL): Mars Sample Return Campaign: An Overview. (Memento vom 22. Dezember 2016 im Internet Archive). (PDF; 9,2 MB). NASA-Konzept (englisch).
- ↑ Rover „Perseverance“ auf dem Mars gelandet. In: Zeit.de. 18. Februar 2021, abgerufen am 19. August 2021.
- ↑ Tony Greicius: NASA’s Perseverance Rover Successfully Cores Its First Rock. In: NASA.gov. 2. September 2021, abgerufen am 5. September 2021.
- ↑ Jeff Foust: NASA and ESA remove rover from Mars Sample Return plans. In: spacenews.com. 27. Juli 2022, abgerufen am 28. Juli 2022 (englisch).
- ↑ Andrew Jones: China aims to bring Mars samples to Earth 2 years before NASA, ESA mission. In: spacenews.com. 20. Juni 2022, abgerufen am 20. Juni 2022 (englisch).