Mathesiusit

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Mathesiusit
Gelbe Mathesiusit-Mikrokristalle auf Matrix aus der North Mesa Mine Group, Temple Mountain, Emery County, Utah, USA
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2013-046[1]

IMA-Symbol

Mhe[2]

Chemische Formel
  • K5(UO2)4(SO4)4(VO5)·4H2O[1]
  • K5[(UO2)4|O|VO4|(SO4)4]·4H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (und Verwandte)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

VI/D.20-025
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-dipyramidal; 4/m
Raumgruppe P4/n (Nr. 85)Vorlage:Raumgruppe/85[4]
Gitterparameter a = 14,9704(10) Å; c = 6,8170(5) Å[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte ≈ 2[4]
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,018[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}, unvollkommen nach {001}[5]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[4]
Farbe gelblichgrün[4]
Strichfarbe grünlichweiß[4]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend[5]
Glanz Glasglanz[5]
Radioaktivität radioaktiv
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,634(3)[4]
nε = 1,597(3)[4]
Doppelbrechung δ = 0,037[6]
Optischer Charakter einachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale starke gelblichgrüne Fluoreszenz[4]

Mathesiusit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“ mit der chemischen Zusammensetzung K5[(UO2)4|O|VO4|(SO4)4]·4H2O[3] (vereinfacht auch K5(UO2)4(SO4)4(VO5)·4H2O[1]) und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium-Uranylsulfat mit zusätzlichen Sauerstoff- und Vanadat-Ionen.

Mathesiusit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt nach der c-Achse prismatisch bis nadelig gestreckte Kristalle von etwa 0,2 mm Größe. Diese sind typischerweise zu radialstrahligen oder fächerförmigen Mineral-Aggregaten vereinigt. Die Oberflächen der gelblichgrünen und durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle zeigen einen glasähnlichen Glanz.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entdeckt wurde Mathesiusit im Geschieber-Gang auf der fünften Ebene der Grube Einigkeit (auch Einigkeitschacht; tschechisch Důl Svornost), einem ehemaligen Uranerzbergwerk bei Jáchymov (deutsch Sankt Joachimsthal) im tschechischen Okres Karlovy Vary (deutsch Bezirk Karlsbad, Nordwestböhmen). Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch ein Mineralogenteam, bestehend aus Jakub Plášil, František Veselovský, Jan Hloušek, Radek Škoda, Milan Novák, Jiří Sejkora, Jiří Čejka, Pavel Škácha und Anatoly V. Kasatkin. Benannt wurde das neu entdeckte Mineral zu Ehren des in Sankt Joachimsthal geborenen deutschen Pfarrers und lutherischen Reformators Johannes Mathesius (1504–1565). Dieser war ein Freund der Naturwissenschaften (insbesondere der Mineralogie) und gab als eines seiner wichtigsten Werke unter anderem „Sarepta oder Bergpostil“ heraus.[4]

Das Typmaterial (Holotyp) des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlungen der Abteilung für Mineralogie und Petrologie des Nationalmuseums in Prag unter der Katalognummer P1P 7/2013 aufbewahrt.[4]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Mathesiusit erst 2013 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er weder in der veralteten 8. Auflage, noch in der von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierten[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik verzeichnet. Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana führt den Mathesiusit bisher nicht auf (Stand 2021).

Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen allerdings noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/D.20-25. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate und Wolframate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, mit fremden Anionen“, wobei in den Gruppen VI/D.20 und VI/D.21 die Uranylsulfate [UO2]2+–[SO4]2− einsortiert sind. Mathesiusit bildet hier zusammen mit Adolfpaterait, Alwilkinsit-(Y), Ammoniozippeit, Belakovskiit, Bluelizardit, Bobcookit, Cobaltzippeit, Fermiit, Geschieberit, Jáchymovit, Ježekit, Klaprothit, Magnesiumzippeit, Marécottit, Meisserit, Metauranopilit, Natrozippeit, Nickelzippeit, Oppenheimerit, Ottohahnit, Péligotit, Plášilit, Plavnoit, Rabejacit, Redcanyonit, Sejkorait-(Y), Shumwayit, Svornostit, Uranopilit, Wetherillit, Zinkzippeit und Zippeit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[3]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mathesiusit kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe P4/n (Raumgruppen-Nr. 85)Vorlage:Raumgruppe/85 mit den Gitterparametern a = 14,9704(10) Å und c = 6,8170(5) Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter lang- und kurzwelligem UV-Licht zeigt Mathesiusit eine starke gelblichgrüne Fluoreszenz.[5]

Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von bis zu 51,11 % radioaktiv,[8] allerdings wurde dessen spezifische Aktivität bisher nicht ermittelt.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mathesiusit bildet sich sekundär in hydrothermalen polymetallischen Gang-Lagerstätten vom Typ Ag-As-Bi-Co-Ni-U. Als Begleitminerale traten in seiner Typlokalität im Geschieber-Gang der Grube Einigkeit Adolfpaterait, Čejkait, Gips, Schoepit und Zippeit auf. Allerdings wurden in den Gangproben weder primäre Uranminerale noch Sulfide entdeckt.[4]

Außer an seiner Typlokalität in Tschechien konnte Mathesiusit bisher nur noch in einer Grube der North-Mesa-Minengruppe am Temple Mountain im San Rafael District (San Rafael Swell) des Emery Countys im US-Bundesstaat Utah gefunden werden (Stand 2021).[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. A. Williams, F. Hatert, Marco Pasero, S. J. Mills: IMA Commission on new minerals, nomenclature and classification (CNMNC) Newsletter 17. New minerals and nomenclature modifications approved in 2013. In: Mineralogical Magazine. Band 77, 2013, S. 2997–3005 (englisch, rruff.info [PDF; 101 kB; abgerufen am 8. Mai 2021]).
  • Jakub Plášil, František Veselovský, Jan Hloušek, Radek Škoda, Milan Novák, Jiří Sejkora, Jiří Čejka, Pavel Škácha, Anatoly V. Kasatkin: Mathesiusite, K5(UO2)4(SO4)4(VO5)(H2O)4, a new uranyl vanadate-sulfate from Jáchymov, Czech Republic. In: American Mineralogist. Band 99, 2014, S. 625–632 (englisch, rruff.info [PDF; 4,6 MB; abgerufen am 8. Mai 2021]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mathesiusite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2024, abgerufen am 17. März 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. a b c d e f g h i j k l m n Jakub Plášil, František Veselovský, Jan Hloušek, Radek Škoda, Milan Novák, Jiří Sejkora, Jiří Čejka, Pavel Škácha, Anatoly V. Kasatkin: Mathesiusite, K5(UO2)4(SO4)4(VO5)(H2O)4, a new uranyl vanadate-sulfate from Jáchymov, Czech Republic. In: American Mineralogist. Band 99, 2014, S. 625–632 (englisch, rruff.info [PDF; 4,6 MB; abgerufen am 8. Mai 2021]).
  5. a b c d Mathesiusite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 201 kB; abgerufen am 8. Mai 2021]).
  6. Mathesiusite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 8. Mai 2021 (englisch).
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 17. März 2024 (englisch).
  8. Mathesiusit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 15. Mai 2021.
  9. Fundortliste für Mathesiusit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 8. Mai 2021.