Michael Hutter (Ökonom)

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Michael Hutter (* 30. Mai 1948 in München) ist ein deutscher Ökonom und Soziologe. Er ist seit Anfang 2015 emeritiert. Er hatte eine Forschungsprofessur zu „Kultur, Wissen und Innovation“ am Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin und leitete seit März 2008 die Forschungsabteilung „Kulturelle Quellen von Neuheit“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Zuvor hatte er viele Jahre den Lehrstuhl für Theorie der Wirtschaft und ihrer Umwelt an der privaten Universität Witten/Herdecke inne.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Hutter begann seine universitäre Ausbildung mit einem Studium der Mathematik an der LMU München und, mit B.A.-Abschluss, an der Portland State University, in Portland, USA. Nach einem Master in Economics an der University of Washington in Seattle, USA, schrieb er seine Dissertation an der LMU München zum Thema „Die Gestaltung von Property Rights als Mittel gesellschaftlich-wirtschaftlicher Allokation“. Die Arbeit, betreut von Knut Borchardt, wurde mit dem Promotionspreis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt er den Kurt Magnus Preis der ARD für Nachwuchsjournalisten. Parallel zur wissenschaftlichen Laufbahn war Michael Hutter viele Jahre als Musikjournalist für den Bayerischen Rundfunk tätig und entwickelte dort das Format des „Zündfunk“ maßgeblich weiter.

Nach einem weiteren Lehr- und Forschungsjahr am Claremont Mc Kenna College, Claremont, USA, verfasste Michael Hutter seine Habilitationsschrift zum Thema „Die Produktion von Recht. Eine selbstreferentielle Theorie der Wirtschaft und der Fall des Arzneimittelpatentrechts“, wofür ihn Aufenthalte zur vergleichenden Forschung nach New York und Florenz führten. Die Auseinandersetzung mit der Kunst und Kultur im Florenz der Renaissance bildete den Ausgangspunkt für seine sich stetig intensivierenden Forschungen zu den Wechselwirkungen der Entwicklungsprozesse in Kunst, Kultur und Wirtschaft.

1987 wurde er auf den Lehrstuhl für Theorie der Wirtschaft und ihrer Umwelt an der privaten Universität Witten/Herdecke berufen. Er gestaltete als Dekan der Wirtschaftsfakultät sowie als Mitglied der Geschäftsführung die Entwicklung der Universität über acht Jahre mit.

Weitere Forschungsaufenthalte führten ihn an die Universität Catania (1995), die Universität Innsbruck (1995), die University of California, Berkeley (2001), das Rockefeller Foundation Study Center in Bellagio (2002) und das Getty Research Institute in Los Angeles (2003–2004, 2007).

Seit 1. März 2008 leitete er die Forschungsabteilung „Kulturelle Quellen von Neuheit“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Hutter wandte sich schon früh der Systemtheorie Niklas Luhmanns zu und entwickelte sie für den volkswirtschaftlichen Kontext weiter. Er verfolgte damit bewusst einen alternativen Weg zur stark mathematisch ausgerichteten, an Kommunikationsprozessen wenig interessierten Ökonomik. Kennzeichnend für sein Werk sind Grenzüberschreitungen zu anderen Fachgebieten (Recht, Soziologie und Kunstgeschichte). Seine Beiträge zur Geschichte der Wirtschaftswissenschaft im 19. Jahrhundert und zur Geschichte des Geldmediums finden nach wie vor Beachtung. Am stärksten ist sein Einfluss im Bereich der Kunst- und Kulturökonomik. Mit seinen historisch angelegten Studien zur wechselseitigen Beeinflussung von künstlerischen und wirtschaftlichen Prozessen hat er methodisch Neuland betreten. Die Forschungsprojekte seiner Abteilung erweitern gegenwärtig diese Ansätze zu einem neuen Typus von Innovationsforschung.

Michael Hutter war Mitglied der Expertenkommission Kunst der Landesregierung Nordrhein-Westfalen 1998–2001, und er war Mitglied des Committee to Study Global Networks and Local Values, National Research Council, USA. Von 1994 bis 1996 war er Präsident der Association for Cultural Economics. Er ist Kurator der Akademie Schloss Solitude und Vorsitzender des Ausschusses für evolutorische Ökonomik im Verein für Sozialpolitik.

Michael Hutter war Mitherausgeber der Zeitschrift „Soziale Systeme. Zeitschrift für soziologische Theorie“ und Mitglied des Editorial Board des „Journal of Cultural Economics“.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Neue Medienökonomik (= UTB. 2825). Wilhelm Fink, München u. a. 2006, ISBN 3-7705-4339-4.
  • als Herausgeber mit David Throsby: Beyond Price. Value in Culture, Economics, and the Arts. Cambridge University Press, New York NY 2008, ISBN 978-0-521-86223-3.
  • Wertwechselstrom. Texte zu Kunst und Wirtschaft (= Fundus-Bücher. 183). Philo Fine Arts, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86572-582-0.
  • Ernste Spiele. Geschichten vom Aufstieg des ästhetischen Kapitalismus. Fink, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7705-5749-3.
  • The Rise of the Joyful Economy. Artistic Invention and Economic Growth from Brunelleschi to Murakami. Routledge, London u. a. 2015, ISBN 978-1-138-79528-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]