Miserere (Allegri)

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Stich von Gregorio Allegri, er hält ein mit Miserere bezeichnetes Notenblatt in der Hand
Die ersten Takte des Miserere von Allegri

Das Miserere von Gregorio Allegri ist eine berühmte A-cappella-Vertonung von Psalm 51 (Ps 50 Vul in der Zählung der Vulgata). Es ist benannt nach dem Incipit dieses Psalms in der lateinischen Vulgata, Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam, „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte.“

Allegri schrieb es vermutlich in den 1630er-Jahren, während er unter dem Pontifikat von Urban VIII. päpstlicher Kapellsänger in Rom war. Es wurde in der Sixtinischen Kapelle bis 1870 in der Karwoche in den Karmetten als erster Psalm der Laudes gesungen.

Das Werk ist von mehreren Mythen umgeben. So soll angeblich das Kopieren der Partitur bei Strafe der Exkommunikation verboten gewesen sein. Zudem soll der Bann erst aufgehoben worden sein, als der vierzehnjährige Wolfgang Amadeus Mozart das Stück 1770 bei einem Romaufenthalt zum Mittwochsgottesdienst gehört und später aus dem Gedächtnis korrekt aufgeschrieben habe.[1]

Im 18. und 19. Jahrhundert erfuhr das Werk mehrere Umschreibungen und Ergänzungen, unter anderem durch Felix Mendelssohn Bartholdy 1831 und Pietro Alfieri 1840.

Das Miserere ist ein vergleichsweise schlichter Fauxbourdon-Satz für neun Stimmen, die sich auf zwei sich abwechselnde Chorgruppen verteilen. Ein fünfstimmiger Chor singt eine einfache Version des Miserere, der zweite, vierstimmige, an einer anderen Stelle des Aufführungsraums eine ornamentierte Variante. Durch einen Übertragungsfehler in einer durch Sir Ivor Atkins 1951 zusammengestellten Version wurde ein Abschnitt des Werkes eine Quarte zu hoch notiert, so dass die höchste Sopranstimme dabei das dreigestrichene c (c3) erreicht – diese hohe Note findet sich nicht in den originalen vatikanischen Manuskripten und auch in keiner Notenausgabe vor 1951. Die heute üblicherweise gesungene Version des Stücks weicht insofern also vom Original ab. Durch ihre weite Verbreitung wurde sie dennoch zu einem Kunstwerk eigenen Ranges.

Der Komponist Franz Wittenbrink sagte einmal über dieses Stück: „Wenn es einen Himmel gibt, muss er in diesen Klängen liegen.“[2]

Einzelnachweise

  1. Ben Byram-Wigfield: Gregorio Allegri‘s Miserere mei. In: Ancient Groove. Abgerufen am 27. Januar 2021 (englisch).
  2. Hanna Klimpe: Franz Wittenbrink über Revoluzzertum: „Mein Masterplan war die Revolution“. In: taz.de. 20. Dezember 2013, abgerufen am 12. Dezember 2019.