Mozartkugel

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Die „Original Salzburger Mozartkugeln“ der Konditorei Fürst
Nachahmerprodukt „Echte Reber Mozartkugeln“ der P. Reber GmbH, Bad Reichenhall

Die Mozartkugel, ursprünglich „Mozartbonbon“ genannt, wurde 1890 von dem Salzburger Konditor Paul Fürst kreiert und nach Wolfgang Amadeus Mozart benannt. Die nach dem Originalrezept von Hand zubereiteten Original Salzburger Mozartkugeln werden bis heute von der Konditorei Fürst hergestellt und nur in deren Geschäften verkauft sowie im Internet zum Versand angeboten. Mangels Schutzrechten der Firma Fürst gibt es zahlreiche Nachahmerprodukte, die vor allem industriell produziert werden.

Das Original

Der 1884 nach Salzburg gekommene Konditormeister Paul Fürst eröffnete ein eigenes Geschäft in der Brodgasse 13. 1890 stellte er erstmals das Mozartbonbon vor, das er später als Mozartkugel in größeren Stückzahlen produzierte sowie zum Verkauf anbot. Fürsts Leistung war zum einen die Kreation einer kugelrunden, an keiner Stelle abgeflachten Praline. Der Herstellungsprozess hat sich bei Fürst bis heute nicht geändert.

1905 präsentierte Paul Fürst die Mozartkugel bei einer Pariser Ausstellung und erhielt dafür eine Goldmedaille.

Die Original Salzburger Mozartkugeln werden heute von der Konditorei Fürst exklusiv in ihren vier Standorten in Salzburg (am Alten Markt, mit Filialen im Ritzerbogen, Getreidegasse sowie in der Nähe von Schloss Mirabell), zudem im Direktversand, aber nicht im sonstigen Handel verkauft. Die Mozartkugeln sind bei Fürst sowohl einzeln wie auch in Packungen zu mehreren Stück zu erstehen.

Das Original-Rezept

Die „Original Salzburger Mozartkugeln“ werden von der Konditorei Fürst nach wie vor nach dem Originalrezept und nach der Originalmethode manuell hergestellt: Zunächst wird eine Kugel, bestehend aus grünem Pistazien-Marzipan, umgeben von Nougat, geformt. Diese Kugel wird dann auf ein Holzstäbchen gesteckt, und in dunkle Kuvertüre getaucht. Anschließend wird das Stäbchen, zum Abkühlen und Erhärten der Masse, senkrecht - mit der Kugel nach oben - auf Plattformen aufgestellt. Zum Schluss wird das Stäbchen entfernt, das verbleibende kleine Loch mit Kuvertüre gefüllt und die Kugel per Hand mit blausilberner Stanniolfolie umwickelt. Auf diese Weise werden von den Mitarbeitern der Firma Fürst eigenen Angaben zufolge ca. 1,4 Millionen Mozartkugeln pro Jahr handgefertigt. In den klimatisierten Geschäftsräumen bleiben die Kugeln rund acht Wochen frisch.

Auszeichnungen

Das Fachmagazin Der Feinschmecker wählte in der Ausgabe 01/2006 bei einem Test verschiedener Mozartkugeln die Original Salzburger Mozartkugel auf den ersten Platz. Angemerkt wurde dazu, sie sei handgemacht und weise einen Nougatgeschmack mit einer leicht bitteren Marzipan-Pistazien-Note auf. Beim 2. Internationalen Trüffelwettbewerb der Konditorenfachmesse ÖKONDA in Wels wurde im September 2005 der Original Salzburger Mozartkugel eine Goldmedaille verliehen.

Die Namensrechte

Die vielen Mozartkugel-Nachahmungen führten schließlich zu einem, von den Nachfahren Paul Fürst angestrengten, Rechtsstreit, der sich mit den Namensrechten, nicht mit dem Rezept, befasste. Die Auseinandersetzungen betrafen zunächst nur Salzburger Konditoreibetriebe, dann auch die Konkurrenz aus Deutschland. Es kam schließlich zu einer Einigung: Die Konkurrenten müssen sich mit anderen Namen begnügen, so etwa die in Grödig bei Salzburg beheimatete Firma Mirabell mit Echte Salzburger Mozartkugeln oder der bayerische Anbieter Reber mit Echte Reber-Mozartkugeln. 1996 wurde ein Urheberstreit zwischen Fürst und einer Tochterfirma des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé – die eine "Original Austria Mozartkugel" auf den Markt bringen wollte – in dritter Instanz entschieden: Nur die Produkte der Firma Fürst dürfen Original Salzburger Mozartkugel genannt werden[1].

Weiterer Mozartkugel-Hersteller nach dem Originalrezept

Die in St. Gilgen am Wolfgangsee ansässige Konditorei Dallmann stellt nach dem Originalrezept Fürsts in Handarbeit Mozartkugeln her. Sie sind wie die Fürst-Kugeln in silbergraues Stanniolpapier mit blauem Aufdruck eingewickelt.

Die seit 1948 in Salzburg Stadt ansässige Konditorei Engljähringer, vertreten durch Friedrich Engljähringer stellt ebenfalls nach Originalrezept in Handarbeit Mozartkugeln her. Sie sind in Kartonverpackung konfektioniert und am Universitätsplatz-Salzburg am Marktstand Engljähringer erhältlich. Die in Handarbeit hergestellten Mozartkugeln werden nicht nach dem halbindustriellen Hohlkörperverfahren in Massen hergestellt. Die Herstellung der Konditorei Engljähringer Mozartkugeln erfolgt durch Wuzeln (sprachliche Bezeichnung in Österreich für Drehen, Rollen) des Pistazienmarzipans und umhüllen mit Nougat und anschließendem händischen Tunken in Couverture.

Nach derselben soliden und althergebrachten Art werden die Mozartkugeln der Konditorei Petrik in der Getreidegasse 23, nicht allzuweit von Mozarts Geburtshaus, hergestellt. Beim großen Mozartkugeltest 2006 der „Wir sind Mozart“-Internetseite belegten sie einen Spitzenplatz[2].

Die industriellen Nachahmer

Bereits kurz nach ihrer Präsentation in Paris kopierten andere Salzburger Konditoren die schnell beliebt gewordene Mozartkugel und auch die gerade sich entwickelnde Süßwarenindustrie begann bald, diese beliebte Spezialität herzustellen, denn Fürst hatte sich den Namen Mozartkugel nicht schützen lassen.

Paul Fürst selbst sagt zu zwei Konkurrenzprodukten: "Die Mirabell-Kugel ist genauso wenig echt wie die von Reber."[3]

Die industriell hergestellten Mozartkugeln befolgen nicht das Original-Rezept, sondern basieren auf Varianten. Außerdem sind sie im Volumen kleiner als das Original und oft auf einer Seite geplättet. Bei den Mozartkugeln der Firma Mirabell ist der grüne Marzipankern ringförmig von dunkler und heller Nougatcreme umgeben. Bei den Mozartkugeln der deutschen Firma Reber befindet sich der Nougat in der Mitte und ist zur einen Hälfte von weißem, zur anderen von grünem Marzipan umhüllt, außerdem sind sie an einer Stelle geplättet und nicht völlig rund. Die Mozartkugeln der deutschen Firma Lambertz sind ebenfalls an einer Seite geplättet, ein Haselnuss-Nougat-Kern wird von Pistazien- sowie Mandel-Marzipan umhüllt, darüber liegt eine Schicht von Zartbitter-Schokolade. Sowohl bei Mirabell wie bei Reber wird betont, in der Produktion keine Konservierungsstoffe, keine Farbstoffe und keine künstlichen Aromen zu verwenden.

Die führenden industriellen Mozartkugelhersteller, Reber und Mirabell, sind auf dem Gebiet der Euregio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein ansässig.

Österreich

Größter industrieller Hersteller von Mozartkugeln ist die in Grödig bei Salzburg ansässige Firma Mirabell (Kraft Foods Österreich), die eigenen Angaben zufolge pro Jahr über 90 Millionen Mozartkugeln industriell produziert und in über 30 Länder exportiert. Laut Firmenangaben sollen seit 1945 insgesamt 1,5 Milliarden Mozartkugeln von Mirabell hergestellt worden sein. Weiters gibt es die Wiener Firma Hofbauer, die Varianten mit Milch- und Zartbitterschokolade anbietet. Mozartkugeln werden zudem von der Firma Manner mit Produktionsstandorten in Wien, Wolkersdorf und Perg produziert.

Deutschland

Größter industrieller Hersteller von Mozartkugeln ist die Firma Reber Spezialitäten, die seit 1938 in Bad Reichenhall produziert, deren Tageskapazität eigenen Angaben zufolge bei 500 000 Kugeln liegt und die ihre Produkte in 40 Länder exportiert. Außerdem gibt es noch die seit 2000 zur Halloren Schokoladenfabrik in Halle (Saale) gehörende Confiserie Dreher in Bad Reichenhall, die seit 1931 Mozartkugeln herstellt und damit Firmenangaben zufolge der erste deutsche Hersteller von Mozartkugeln gewesen ist.[4] Mozartkugeln produziert außerdem die Firma Lambertz in Aachen.

Rechtsstreit zwischen Mirabell und Reber

Zwischen den Mozartkugel-Herstellern Mirabell und Reber entbrannte Ende der 1970er Jahre ein Rechtsstreit um die Markenrechte. 1981 wurde schließlich von österreichischen und deutschen Regierungsvertretern ein Abkommen ausgearbeitet. Hierbei sollten nur österreichische Produzenten zur Produktion sowie zum weltweitem Export von Mozartkugeln berechtigt sein. Die Firma Reber legte jedoch gegen dieses Abkommen Protest ein. Letztlich entschied der mit dieser Angelegenheit befasste EG-Kommissar in Brüssel, dass das Abkommen nicht zulässig sei.[5]

Demnach dürfen nur Mozartkugeln der Firma Mirabell aus Salzburg rund sein, Reber Mozartkugeln müssen eine abgeflachte Stelle aufweisen[6].

Weitere nach prominenten Persönlichkeiten benannte Pralinen der Konditorei Fürst

Neben der berühmten "Original Salzburger Mozartkugel", benannt nach Wolfgang Amadeus Mozart, gibt es mit Bachwürfel (Johann Sebastian Bach), Wolf-Dietrich-Block (Wolf Dietrich von Raitenau), Doppler Kon(Ef)fekt (Christian Doppler) und Paris-Lodron-Trüffel (Paris Graf von Lodron) noch weitere Pralinen, die nach bekannten Persönlichkeiten benannt sind.

Kuriosa

Im Winter und Frühjahr 2006 wurden in der Salzburger Altstadt 80 überdimensionale, im Durchmesser rund 1,60 Meter große, aus Polyester gefertigte Mozartkugeln ausgestellt, die von Künstlern gestaltet worden waren. In der Nacht vom 27. zum 28. März war diese Aktion von einem Vandalenakt betroffen. Unbekannte montierten in der Franziskanergasse eine der Kugeln vom Boden ab, auf dem sie mit Schrauben befestigt war. Danach rollten die Täter die Kugel auf die Straße, wobei ein Schaden von rund 7000 Euro entstand.[7]

In der St. Gilgener Konditorei Dallmann wird ein Mozartkugel-Seminar angeboten, wodurch man sich zum diplomierten Mozartkugel-Fachmann ausbilden lassen kann.[8]

Quellen

  1. http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200040&_t=ft&_b=1025092
  2. http://www.erzherzog-johann.com/2006/mozarttest/Mozartkugeltest.html
  3. http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/858/68790/
  4. http://www.mozartkugel.com/portrait.html
  5. http://www2.t-online-business.de/dyn/c/67/81/84/6781842.html
  6. http://www.zeit.de/2006/01/514_mozart_text?page=all
  7. http://derstandard.at/?url=/?id=2393942
  8. http://www2.t-online-business.de/dyn/c/67/81/84/6781842.html