Music on a Long Thin Wire

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Music on a Long Thin Wire ist ein Werk des amerikanischen Komponisten und Klangkünstlers Alvin Lucier aus dem Jahr 1977. Das an der Grenze zwischen Klanginstallation und Komposition angesiedelte Werk trägt die vollständige Bezeichnung Music on a Long Thin Wire für Sinustongenerator und elektronisches Monochord.[1]

Aufbau und Spielanweisung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alvin Lucier hinter dem Hufeisenmagneten, der zur Schwingungsanregung des Drahtes genutzt wird (Coverdetail der Schallplatten-Veröffentlichung, Lovely Music 1980)

Das Werk besteht aus einer Klanginstallation, in der eine lange gespannte Drahtsaite elektronisch angeregt und ihre Schwingungen über Lautsprecher hörbar gemacht werden. Ein langer dünner Stahldraht, etwa Klaviersaitendraht, wird dazu durch einen Raum gespannt und an beiden Enden wie bei Saiteninstrumenten über Stege geführt. An den Stegen werden Tonabnehmer angebracht, deren Signal über Lautsprecher hörbar gemacht wird. Durch den Draht wird das elektronisch verstärkte Sinussignal eines Tongenerators geleitet. Auf einer Seite der Installation läuft der Draht durch den Spalt eines starken Hufeisenmagneten und wird durch die Wechselwirkung des stromdurchflossenen Drahtes mit dem Magnetfeld in Schwingungen versetzt. Lucier schlägt zudem eine Beleuchtung des Drahtes vor, um die Schwingungen auch optisch wahrnehmen zu können.

Die Installation kommt nach der Einrichtung im Wesentlichen ohne einen Interpreten aus, der für die Einrichtung Verantwortliche legt aber die situations- und ortsabhängigen Parameter wie die Art, Länge und Spannung des Drahtes und die Frequenz und Stärke seiner elektronischen Anregung fest. Letztere können in einer Konzertsituation auch variiert werden, wobei die Frequenz innerhalb der vorher festgelegten, beliebig langen Konzertabschnitte jeweils konstant bleiben soll. Die Stärke der Anregung darf in einem Abschnitt sehr langsam und kontinuierlich verändert werden, um die resultierenden Klänge zu erkunden. Die einzelnen Abschnitte werden durch Pausen voneinander abgesetzt, in denen eine neue Anregungsfrequenz gewählt werden kann. Eine bewusste Steuerung oder Auswahl der Klänge im Sinne einer Interpretation ist ausdrücklich nicht erwünscht, so dass das Werk auch als reine Klanginstallation mit festen Parametern realisiert werden kann. Lucier selbst spielte 1979 die Veröffentlichung auf Schallplatte ohne eine Änderung der Anregungsintensitivität innerhalb der vier, knapp 20 Minuten langen Abschnitte ein.[2][3]

Veröffentlichungen und Realisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alvin Lucier: Music on a Long Thin Wire. 4 Variationen, 74:44 min. Lovely Music 1980 (CD 1011, aufgenommen 1979 im U.S. Custom House, New York)
  • OHM: The Early Gurus of Electronic Music. Ellipsis Arts 2000, mit einem Ausschnitt (6:43 min.) aus der Veröffentlichung auf Lovely Music

Realisationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alvin Lucier: Reflexionen. Interviews, Notationen, Texte. 2. erweiterte Auflage, MusikTexte, Köln 2005 (Erstveröffentlichung 1995, zweisprachige Ausgabe, vgl. S. 184–195, 360–363, 505–511)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • CD-Veröffentlichung auf Lovely Music 1980/92, mit Begleittext und kurzem Klangbeispiel (Englisch, abgerufen am 6. Oktober 2012)
  • Music on a Long Thin Wire bei Allmusic (Englisch, abgerufen am 6. Oktober 2012)
  • Datenblatt zur CD-Veröffentlichung bei Lovely Music bei Allmusic mit kurzen Klangbeispielen unter Tracks (Englisch, abgerufen am 6. Oktober 2012)
  • Vertical Wire Music (Memento vom 1. Januar 2015 im Webarchiv archive.today). Reinterpretation von Alvin Luciers Music On A Long Thin Wire von Martin Backes, Heidrun Schramm und Christoph Illingan an der Universität der Künste Berlin, 2008 (abgerufen am 21. Juli 2013)
  • Photos der Realisation durch Tom Duff für sfsound Radio, San Francisco 2011 (abgerufen am 6. Oktober 2012)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alvin Lucier: Reflexionen, 2005, S. 360/361: Music on a Long Thin Wire for audio oscillator and electronic monochord. Auch der deutsche Titel wird dort genannt (zweisprachige Ausgabe).
  2. a b c d Covertext der CD-Veröffentlichung auf Lovely Music (englisch, abgerufen am 6. Oktober 2012).
  3. vgl. Alvin Lucier: Reflexionen, 2005, S. 507.
  4. Alvin Lucier: Empty Vessels / Twins. singuhr-hoergalerie Berlin 1999 (abgerufen am 6. Oktober 2012).
  5. sfSoundRadio: Live Broadcast of Alvin Lucier’s “Music on a Long Thin Wire”. MatrixSynth, 8. April 2011: “April 8-12 2011: sfSoundRadio presents a continuous broadcast of Alvin Lucier’s ‘Music on a Long Thin Wire’ (1977) duplicating the historic 5-day radio broadcast from a shopping center in Albuquerque, New Mexico, 1979. Realization by Tom Duff, from his backyard in Berkeley, CA.”
  6. Kunsthaus Zug, Programm (PDF; 381 kB) der Ausstellung Linea, S. 6 (Memento vom 1. Januar 2019 im Internet Archive).
  7. Exposition of New Music-Festival: Programm 2013 (englisch) (Memento vom 17. September 2015 im Webarchiv archive.today).
  8. vgl. den Videoausschnitt mit kurzem Statement von Lucier (0:33–2:40) im Youtube Channel des Dartmouth College (englisch, abgerufen am 15. September 2015).