Naos Panagias (Thronos)

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Naos Panagias (Ναός Παναγίας)
Westseite der Kirche

Westseite der Kirche

Daten
Ort Thronos, Kreta
Baujahr 13./14. Jahrhundert
Koordinaten 35° 15′ 29,5″ N, 24° 38′ 34,5″ OKoordinaten: 35° 15′ 29,5″ N, 24° 38′ 34,5″ O
Naos Panagias (Ναός Παναγίας) (Kreta)
Naos Panagias (Ναός Παναγίας) (Kreta)

Naos Panagias (griechisch Ναός Παναγίας ‚Kirche der Allheiligen‘), auch Ekklisia tis Kimisis tis Theotokou (Εκκλησία της Κοίμησης της Θεοτόκου ‚Kirche der Entschlafung der Gottesmutter‘),[1] ist die Kirche des Ortes Thronos im Amari-Becken, einem fruchtbaren Tal im Regionalbezirk Rethymno auf der griechischen Insel Kreta. Die Kirche steht auf den von der Fläche größeren Fundamenten der ehemaligen Basilika der Stadt Sybrita, die nach der arabischen Eroberung der Insel im Jahr 824 zerstört wurde. Der Name des Ortes Thronos leitet sich vom Bischofssitz (‚Thron des Episkopats‘) im byzantinischen Sybrita ab.[2] Nach der byzantinischen Rückeroberung Kretas 961 durch Nikephoros Phokas wurde der Ort Lambini (später Spili) Sitz der Diözese Sybritos,[3] die Stadt Sybrita, einschließlich der Basilika, wurde nicht wieder aufgebaut.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche der Panagia befindet sich innerhalb von Thronos (Θρόνος) direkt an der Ostseite der Hauptstraße. Thronos ist ein Ort ungefähr 19 Kilometer südöstlich der Bezirkshauptstadt Rethymno in der Mitte des Amari-Beckens (Αμάρι). Die kleine Ortschaft mit um die 80 Einwohnern[4] ist an den Osthang des 618 Meter hohen Kefala (Κεφάλα) gebaut, dem Berg, auf dem sich die antike Akropolis von Sybrita befand. Der 850 Meter südwestlich von Thronos liegende Nachbarort Agia Fotini (Αγία Φωτεινή) ist der Sitz der Gemeinde Amari (Δήμος Αμάριου), die am 1. Januar 2011 im Rahmen des Kallikratis-Programms aus den ehemaligen Gemeinden Kourites (Δήμος Κουρήτων) und Syvritos (Δήμος Σιβρίτου) gebildet wurde.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ostansicht der Kirche mit Apsis

Naos Panagias, benannt nach der griechisch-orthodoxen Bezeichnung Panagia für die Jungfrau Maria, ist als Bauwerk ein schlichter Apsissaal, bestehend aus einem kleinen einschiffigen Langhaus mit einer im Südosten anschließenden Apsis. Das Langhaus ist 8,55 Meter lang und 5,01 Meter breit. Einschließlich der Apsis beträgt die Länge des Außenmaßes der Kirche 9,22 Meter.[5] Der Kirchenbau hat nur zwei Fenster, eines an der Apsis, das andere in der Mitte der Südwestseite, und weist die gleiche Orientierung auf wie die ehemalige Basilika von Sybrita, auf deren Fundamenten er steht. Die Hauptachse der Kirche ist zur Seite des Chores beziehungsweise Sanktuariums mit dem Altar auf die Lage des 1056 Kilometer entfernten Jerusalem ausgerichtet, das heißt, auf das angenommene „Himmlische Jerusalemgeostet.

Bodenmosaik der Basilika von Sybrita

Von der aus dem 5. oder 6. Jahrhundert stammenden Basilika von Sybrita sind neben wenigen Mauer- und Säulenresten einige Reste der Fußbodenmosaiken erhalten.[6] Diese sind im Außenbereich südlich der Kirche als fragmentarische Teile zu sehen. Die Reste der Basilika sind die einzigen Zeugnisse der zerstörten Stadt innerhalb des Ortes. Westlich von Thronos, auf dem Kefala, kann man die Ausgrabungsstätte der Akropolis von Sybrita besichtigen.

Wappen der Kallergis beidseitig eines Ankerkreuzes am Türsturz

Auf dem Türsturz des Kircheneingangs der mittelalterlichen Kirche ist das Wappen der Familie Kallergis angebracht.[7] Die Adelsfamilie der Kallergis stammte von Ioannis Phokas ab, einem Nachfahren des byzantinischen Kaisers Nikephoros II. Phokas,[8] und gehörte zu den zwölf Familien, denen Kaiser Alexios II. Komnenos in einer Bulle (griechisch Χρυσόβουλο Chrysovoulo) die Gebiete Kretas als Archonten zuordnete, um nach anhaltenden Unruhen die Verbindung der Insel mit Konstantinopel zu stärken.[9] Die zwölf Familien begründeten eine neue kretische Aristokratie.[10]

Blick auf die Ikonostase im Innenraum

Das Kircheninnere ist durchschnittlich 7,13 Meter lang, einschließlich Apsis 7,87 Meter, und 3,24 Meter breit.[5] Im hinteren Viertel des Kirchenraumes ist der Altarbereich (Bema) durch eine Ikonostase vom übrigen Kirchenschiff abgetrennt. Im Altarraum befinden sich die ältesten Fresken der fast vollständig erhaltenen Bildausstattung der Kirche. Den restlichen Kirchenraum zieren Fresken einer jüngeren Stilstufe. Beide Stilstufen zeigen eine Verwandtschaft zur zeitgenössischen Ikonenmalerei.

Zum Alter der Fresken gibt es verschiedene Auffassungen. Ältere Veröffentlichungen geben für beide Stilstufen, die der Fresken am Altar wie auch der im übrigen Kirchenraum, eine Datierung ins späte 14. oder frühe 15. Jahrhundert an.[11] Der Archäologe und Autor Lambert Schneider nimmt hingegen ein Aufbringen erster Fresken im Altarraum schon im 13. Jahrhundert an und schreibt die Bemalung der übrigen Kirchenwände den mittleren Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts zu.[6] Der Kunsthistoriker Ioannis Spatharakis datierte die beiden Phasen durch Stilvergleiche jedoch zuletzt überzeugend um 1300.[12] Daneben findet sich an der Südwestwand ein Graffito, das in das Jahr 1491 datiert ist.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ρέθυμνο. Εκκλησίες. www.rethymnon.gr, abgerufen am 25. November 2012 (griechisch).
  2. The Amari valley. Alpha & Omega, abgerufen am 25. November 2012 (englisch).
  3. Johan de Bakker: Across Crete. Part One: From Khaniá to Herákleion. Logos Tekstproducties, Amsterdam 2001, ISBN 90-806150-1-3, The Amári valley, S. 109 (online [abgerufen am 25. November 2012]).
  4. Thronos. www.mlahanas.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Oktober 2012; abgerufen am 25. November 2012 (englisch).
  5. a b Psiloritis / Thronos. Informationstafel in Thronos.
  6. a b Lambert Schneider: Kreta. 5000 Jahre Kunst und Kultur: Minoische Paläste, byzantinische Kapellen und venezianische Stadtanlagen. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2006, ISBN 3-7701-3801-5, Antike Siedlungen und byzantinische Dorfkirchen im Amari-Tal, S. 196 (online [abgerufen am 25. November 2012]).
  7. Jorge Papadakis: Wege des Glaubens. www.rethymnon.gr, S. 36, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. November 2012.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rethymnon.gr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Yorgos: History of Crete & the region of Sfakia. Neobyzantine period (961–1204). www.sfakia-crete.com, 11. November 2012, abgerufen am 25. November 2012 (englisch).
  9. Cretan Nobility and the Legend of the 12 Young Rulers. www.explorecrete.com, 27. Juni 2012, abgerufen am 25. November 2012 (englisch).
  10. Kreta – 8000 Jahre Geschichte (6000 v. Chr. − 2000 n. Chr.). Die arabische Besetzung und die byzantinischen Jahre 824-1204. www.explorecrete.com, 5. Februar 2009, abgerufen am 25. November 2012.
  11. Klaus Gallas, Klaus Wessel, Manolis Borboudakis: Byzantinisches Kreta. Hirmer, München 1983, ISBN 3-7774-3240-7, S. 278.
  12. Ioannis Spatharakis: Byzantine wall paintings of Crete. Band 3: Amari province. Alexandros Press, Leiden 2012, ISBN 978-94-90387-00-6, S. 219–220.
  13. Panagia Church in Thronos. www.crete.tournet.gr, abgerufen am 25. November 2012 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Naos Panagias – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Koimisi Theotokou. Archaeological Atlas of Crete: Archaeological Sites. Forth: Institute for Mediterranean Studies, abgerufen am 10. Oktober 2016 (englisch).
  • Regionalbezirk Rethymno – Kirchen und Klöster (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive)