„Bestattungswald“ – Versionsunterschied

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* [http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Gesellschaft_Politik/Religion/Bestattungswaelder Westfalen regional: Bestattungswälder in Westfalen]
* [http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Westfalen_Regional/Gesellschaft_Politik/Religion/Bestattungswaelder Westfalen regional: Bestattungswälder in Westfalen]
* [http://www.n-fischer.de/tod.html Tod und Bestattung]
* [http://www.n-fischer.de/tod.html Tod und Bestattung]
* [http://www.hoefer-sarg.de/saerge-ohne-metall.html]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 15. Februar 2014, 15:45 Uhr

Grabstätte von Johann Heinrich Cotta in Tharandt (1844)

Naturbestattung ist ein Begriff, mit dem verschiedene Bestattungsformen in „naturhafter Umgebung“ bezeichnet werden.[1] Diese Bestattungsformen setzen üblicherweise eine Feuerbestattung voraus. Die Bestattung wird auch außerhalb traditioneller Friedhöfe durchgeführt. Auf Grund der gesetzlichen Regelungen sind entsprechende Flächen in Deutschland genehmigungspflichtig.

Begriff und Grundlage

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aus hygienischen Gründen die Bestattung von Leichen durch staatliche Anordnungen reglementiert. Im Allgemeinen Landrecht für die Preußischen Staaten beispielsweise wurde in § 184 das Bestatten von Leichen außerhalb von geschlossenen Wohnbebauungen angeordnet.

Da sich die Einäscherung bei einer Feuerbestattung durchgesetzt hat, werden auch andere Bestattungsorte außerhalb von pietätsbefangenen Flächen (Friedhöfe, Kirchhöfe) nachgefragt. Der Wunsch von Trauernden nach einem neuen Naturverständnis ändert die Gewohnheiten. Durch berufliche Flexibilität der Nachkommen ist es möglich, dass zum Grab der Verstorbenen längere Wege entstehen, es ändert sich insgesamt das Trauerverhalten. Gegensätzlicher Ausdruck der Ortsveränderungen ist eine zunehmende Anzahl an Umbettungen, die an sich mit der eigentlichen Totenruhe unvereinbar ist. Es ist teilweise Familientradition, die Toten in Wohnortnähe zu haben, um später selbst in der Nähe der Ahnen die ewige Ruhe zu finden. Aus Zeitgründen wird nachhaltige Grabpflege seltener betrieben. Es sind Graborte ohne Verpflichtung zu ständiger Pflege erwünscht, wie dies für verschiedene Bestattungsformen beispielsweise Seebestattungen oder Baumbestattungen zutrifft.

Der Begriff Naturbestattung orientiert sich an solchen neuen Bestattungsorten (Baum, Landschaft, Wald, Wiese). Die Form und das Äußere des Grabes sind typisch naturbelassen, und individuelle Pflege durch Hinterbliebene ist nicht zwingend nötig. Bezeichnungen einiger solcher Bestattungsformen sind durch kommerzielle Rechte geschützt und unterliegen dem Markenrecht. Der Wunsch nach exklusiven und außergewöhnlichen Formen treibt allerdings auch die kommerziellen Interessen voran.

Naturbezogene Bestattungen werden in der Ausführung durch Bestattungsgesetze in den Möglichkeiten begrenzt. Im deutschsprachigen Raum ist die Kremation, also die Einäscherung des Verstorbenen, der vorausgehende Vorgang. Für bestimmte Bestattungsformen, wie Verstreuen der Asche auf der „Grünen Wiese“, sollte vorschriftsgemäß die Erklärung oder Zustimmung des Verstorbenen vorliegen. Neue Formen führen sich nur schrittweise ein, und die Vorschriften von Kommune zu Kommune oder die jeweilige Friedhofssatzung können sich deshalb wesentlich unterscheiden. Nach geltendem deutschen Recht wäre letztlich für jede Feuerbestattung die persönliche Zustimmung noch zwingend. Die gesetzliche Vorschrift der persönlichen Zustimmung zur Feuerbestattung (Verbrennung) vom Anfang des 20. Jahrhunderts wird nicht mehr zwingend durchgesetzt, dies bezeugt die Änderung der Bestattungsgewohnheiten.

Baumbestattung, Waldbestattung

Feierliche Aufbahrung einer Urne, aus biologisch abbaubarem Material, zum Zwecke der Waldbestattung nahe der Burg Plesse
Baumfeld auf einem Friedhof, hier Pankow XII (Buch)
FriedWald im Gartenreich Dessau-Wörlitz in Oranienbaum

Mit Naturbestattungen sind vorrangig Baumbestattungen gemeint, die der Anzahl nach am häufigsten vertreten sind. Eine Tradition hat die Bestattung unter Bäumen oder im Walde bei Forstleuten. So liegen etwa August Bier[2], Heinrich Cotta, Ferdinand von Raesfeld und Heinrich von Salisch[3] außerhalb von Friedhöfen in den von ihnen betreuten Wäldern.

Durch die Bestattung im Wurzelbereich von Bäumen soll die materielle Hülle des Verstorbenen in den Naturkreislauf zurück gelangen. Der Baum ist das Grabmal mit der Symbolik von Dauerhaftigkeit und Standhaftigkeit. Flächen für eine Baumbestattung liegen in der Regel innerhalb von Friedhöfen, das Beisetzungsrecht wird für eine in der Friedhofssatzung festgelegte Zeit erworben. Die Idee der Waldbestattung, auf festgelegten und genehmigten Waldflächen außerhalb von Friedhöfen, wurde vom Schweizer Ingenieur Ueli Sauter im Jahre 1993 entwickelt und kommerzialisiert. Die Bezeichnung für sein Konzept „FriedWald“ ist als Marke eingetragen und darf nur für diese Begräbnisstätten genutzt werden. Ebenso deutschlandweit zu finden ist die 2004 eingeführte Marke RuheForst. In Deutschland wird die rechtliche Regelung in Bundesländern verschieden gehandhabt. In der Schweiz, wo die Grabflächen nicht an Friedhöfe gebunden sind, ist das Konzept durchgehend möglich. So werden Begräbnisflächen an Berghängen mit Ausblick in die Bergwelt oder ähnlich exponierten Lagen angeboten. Andernorts werden aus Tradition Wälder mit ihrem Unterholz und Laubdach bevorzugt. Die Ortswahl hat viele Traditionen, so sind in Kalabrien Friedhöfe so angelegt, dass der Tote einen Meeresblick haben könnte.

Vorteile für Angehörige
Ein Vorteil für die Angehörigen besteht darin, dass keine individuellen Pflege der Grabstätte nötig ist, eine würdevolle Grabstätte und ein Platz für die Trauerarbeit ist aber vorhanden. Bezugspunkt ist der Baum oder das Naturelement und nicht die Beisetzungsstelle im Boden. Das Konzept spricht vorrangig naturverbundene Menschen an, die einen besonderen Bezug zum Wald haben.
Baumbestattung innerhalb von Friedhöfen
Baumbestattung auf pietätsbefangenen Friedhofsflächen hat weitere Vorteile. Durch den zunehmenden Anteil an Urnenbestattungen und zunehmendes Durchschnittsalter geht der Bedarf an Friedhofsfläche zurück. In Waldfriedhöfen mit gutem Bestand an alten Bäumen ist das Anlegen von Baumfeldern möglich. Als Einzelgrabstätten um einen Baum oder auch als „Familienbaum“ für Familiengrabstätten. Der Vorteil von Baumbestattungen in herkömmlichen Friedhöfen besteht in der nahen Infrastruktur, wie Feierhalle oder Kapelle, Friedhofsgärtnerei oder Blumenhalle, und die mögliche Nähe zum Wohnsitz der Hinterbliebenen.
Das Konzept der Waldbestattung
Bestattungswälder haben eine eigene Friedhofssatzung. Es werden ausschließlich biologisch abbaubare Urnen um einen Baum oder ein anderes Naturelement beigesetzt. Die Bäume oder Naturelemente sind eingemessen und in Karten eingezeichnet. Der Baum oder Platz kann bereits zu Lebzeiten ausgewählt und über Generationen genutzt werden. Die Nutzungszeit beträgt bis zu 99 Jahre. In dieser Zeit ist der Baum vor Abholzung geschützt. Bei Sturmschäden oder Erkrankung der Bäume gibt es entsprechende vertragliche Vereinbarungen bis hin zur Ersatzpflanzung. Teil des Vertrages ist außerdem ein Lageplan. Eine namentliche Kennzeichnung des Baumes oder Naturelementes, auch mit christlichem Symbol, ist möglich aber nicht verpflichtend. Die Bestattungszeremonie ist frei von Zwängen. Sie wird nach den Bedürfnissen oder Wünschen der Verstorbenen oder Angehörigen gestaltet. Die meisten Bestattungswälder verfügen über sogenannte Andachtsplätze. Eine christliche Verabschiedungszeremonie wird so möglich. In jedem Fall unterscheidet sich die Atmosphäre von der einer herkömmlichen Bestattung. Wegen des gewünschten raschen Zerfalls der Urne ist der Entschluss zur Baumbestattung meist endgültig. Eine Beratung sollte Bestandteil einer vertrauenswürdigen Aufklärung sein.
Gesetzeslage
In Österreich und besonders in der Schweiz waren die gesetzlichen Vorbedingungen offen. Die Bestattungsgesetze in Deutschland schränkten die Freizügigkeit im Bestattungsort bis in die 1990er Jahre ein, werden aber seither zunehmend gelockert. In Sachsen beispielsweise sind Baumbestattungen seit Juli 2009 erlaubt. In anderen Bundesländern mit Ausnahme Thüringens ist es schon Bestattungsalltag.[4]

Wiesenbestattung

Die Beisetzung der biologisch abbaubaren Urne kann statt im direkten Wurzelbereich von Bäumen auch auf Wiesen erfolgen. Auch so kann die körperliche Substanz des Verstorbenen, die Kremationsasche, schnell in den Naturkreislauf gelangen.

Geeignete und genutzte Orte solcher Bestattungen sind Almwiesen, Bergbäche, Felsen, Berghänge, Täler, Meeresküsten. Das deutsche (und wohl auch österreichische) Bestattungsrecht lässt dies nicht unmittelbar zu, aber in der Schweiz und angrenzenden Ländern gibt es diese Flächen und Möglichkeiten. Für den Hinterbliebenen ist zu bedenken, dass durch die Entfernung zum „Ascheplatz“ die Nähe zur Grabstätte fehlen kann. Je nach Rechtslage ist das Beisetzen in speziellen Urnen oder das Verstreuen der Asche möglich. Ein Ort der Ruhe und Besinnung in der Landschaft kann den Hinterbliebenen bei der Überwindung der Trauer helfen.

Da in Deutschland länderabhängig und teilweise in Österreich noch besondere Bestattungsvorschriften bestehen sollte der Wunsch des Verstorbenen für offene Bestattungsformen derzeit (2010) möglichst schriftlich fixiert sein, um den Nachkommen die Durchführung der Formalitäten zu erleichtern.

Luftbestattung

Bei entsprechender Gesetzeslage besteht die Luftbestattung darin, dass die Asche des Verstorbenen bei einer Ballonfahrt dem Luftraum übergeben wird. Dafür ist auch der Begriff Ballonbestattung gebräuchlich. Derzeit kann im Ausland die Asche in einer gewissen Höhe verstreut werden. Die Idee der Übergabe der Seele und der körperlichen Hülle an das Medium Luft kann mit besonderen Vorstellungen (Luftmenschen) verbunden sein. Diese Zeremonie kann in irdischen Vorstellungen zur Trauerbewältigung begründet sein. Die Herkunft dieser Form geht auf die bereits übliche Seebestattung (hier für wasserorientierte Menschen) zurück.

Der Wunsch nach exklusiven und außergewöhnlichen Bestattungsformen treibt die kommerziellen Interessen weiter voran. Prinzipiell gibt es bereits die Möglichkeit der Weltraumbestattung. Ein Teil der Asche wird in eine Kapsel verbracht und von Raketen oder Satelliten aus, oberhalb der Lufthülle der Erde, der „Ewigkeit“ des Weltalls übergeben. Dem Aufwand entsprechend ist dies eine eher selten genutzte Variante der Naturbestattung.

Einmalig ist bislang das „Ehrengrab“ des Astronomen Eugene Shoemaker, ein Teil seiner Asche war in einer Kapsel im „Lunar Prospector“ mit auf der Mondumlaufbahn. Nach dem Ende der Mission wurde der Mondtrabant mit dieser Asche über dem Mondsüdpol zum Absturz gebracht. Seit 2009 bietet ein Bestattungsunternehmen aus Houston diese Weltraum- und Mondbestattungen kommerziell an.

Traditionell benutzt die Bestattungsform der Himmelsbestattung das Urelement Luft in Tibet, der Mongolei und bei den Parsen. Hier werden die Toten in „Himmelstürmen“ den Greifvögeln übergeben, begründet in hartem Boden (für Erdbestattung) und fehlendem Holz (für Feuerbestattung).

Der Begriff Himmelsbestattung wird in neuerer Zeit aber auch in anderem Zusammenhang verwendet. Seit 2012 kann die Asche auch in der Stratosphäre verstreut werden. Dabei wird die Asche in einer Asche-Kapsel an einem Wetterballon in die Stratosphäre gelassen. In einer Höhe zwischen 25'000-32'000 Metern zerplatz der Wetterballon und die Asche-Kapsel öffnet sich und verstreut die Asche in alle Winde um den Globus. Dabei wird die Verstreuung der Asche mit hochauflösenden Kameras aufgezeichnet. Die Kameras gleiten an einem Fallschirm zur Erde zurück, wo die Filme geborgen werden. Eine Schweizer Firma bietet diese "Naturbestattung" unter diesem Begriff an.

Felsbestattung

Bei einer Felsbestattung wird die Urne mit der Asche des Verstorbenen unter der Grasnarbe eines Felsens bestattet oder die Asche direkt an einem Felsen verstreut. Es besteht dabei die Möglichkeit, einen eigenen Felsen zu erwerben. Es kann jedoch auch eine Bestattung an einem Gemeinschaftsfelsen durchgeführt werden, wobei die Grabstelle für mehrere Verstorbene genutzt wird, die in keinerlei Beziehung zueinander stehen. Auch die Nutzung eines Felsens als Familiengrab ist möglich. Grabsteine oder Kreuze dürfen nicht an dem Felsen angebracht werden, um den ursprünglichen Charakter der Landschaft zu wahren. [5] Die Felsbestattung ist in Deutschland nicht möglich, da die Bestattungsgesetze der Länder die Bestattung außerhalb eines Friedhofs oder ähnlich gewidmeten Fläche untersagt. In der Schweiz ist die Felsbestattung gestattet. Eine Schweizer Firma bietet diese "Naturbestattung" unter diesem Begriff an.

Abbaubare Urne

Normal verrottete Überurne nach 15 Jahren (während einer Umbettung)

Naturbestattungen erfolgen ausschließlich nach der Kremierung. Für die folgende Beisetzung der Asche werden entweder leicht ökologisch abbaubare Urnen als Gefäß genutzt oder die Asche wird direkt „der Natur übergeben“ (verstreut). Die Urne wird bei der Beisetzung entweder in vorgefertigte Stellen eingesetzt, ohne dass die Öffnung des Bodens nötig ist, oder die Asche wird herkömmlich direkt im Wurzelbereich der Bäume oder der gewählten Naturfläche eingegraben. Um gegebenenfalls eine friedhofsgärtnerische Gestaltung zu ermöglichen, wird meist mit Bodendeckern (Efeu) bepflanzt, damit später weitere Urnen eingelassen werden können, ohne das Bild wesentlich zu stören. Es gibt auch Urnenanlagen, die die Urnen übereinander im Boden aufnehmen, wofür nur eine Erstanlage nötig ist. Auch als erinnerndes Denkmal sind vor Ort unterschiedliche Lösungen vorgeschrieben: Namensplaketten im Baumlaub, ebenerdige Liegeplatten, Grabplatten auf der Wiese oder am Baum.

Dem Sinn einer Naturbestattung entspricht es, wenn die sterblichen Reste des Verstorbenen (Asche) schnell in den Naturkreislauf zurückgelangen. Wenn es die Bestattungsgesetze nach dem jeweiligen Landesrecht zulassen, kann die Asche verstreut werden. Falls die Beisetzung in Urnen (Aschekapsel) vorgeschrieben ist, sind schnell zersetzliche, „biologisch“ abbaubare Aschegefäße zu benutzen. Solche Urnen kommen auch für Seebestattungen zum Einsatz. Als Material wird etwa gepresste Maisstärke genutzt. Zu diesen Aschekapseln gibt es (ebenfalls) abbaubare Überurnen, die dem Aschegefäß ein pietätvolles Design für die Bestattungsfeierlichkeiten geben. Es wurden geeignete Werkstoffe entwickelt. Im einfachsten Falle handelt es sich bei den Überurnen um Behältnisse aus Flüssigholz oder anderen Holzwerkstoffen. In Deutschland müssen Urnen und Aschekapseln eingesetzt werden, deren Unbedenklichkeit für die Umweltkompartimente Boden und Wasser zertifiziert wurden. Wie für Urnen üblich besitzen diese Gefäße Sollbruchstellen, die die gewollte Zerstörung im Erdboden beschleunigen.

Öko-Bestattung

Alternativ zu bisherigen Bestattungsformen gewinnt der Gedanke des Naturschutzes weiteren Einfluss. Der Trend der Ökobestattungen findet in den USA Verbreitung, einerseits als „alkalische Hydrolyse“ und andererseits in der „Unterwasserbestattung“. Im ersten Falle wird der Verstorbene in einem Edelstahltank in Lauge eingelegt. Im anderen Fall schuf „The Neptun Society“ an der Küste Floridas das Neptune Memorial Reef. Das ist ein künstliches Riff für bis zu 125.000 Verstorbene, das aus der Asche und zehn Prozent Beton geschaffen wurde. Es gilt als umweltfreundlich, da es Korallen und Meerestieren einen Lebensraum bietet.[6] Oft ist hierbei kommerzielles Interesse die Triebkraft.

Urnenanlagen

Eine Urnengemeinschaftsanlage (Pankow IX)

Eine Naturbestattung ist nicht zu verwechseln mit einer anonymen Urnenbestattung.

Urnenhaine sind Gräberfelder, auf denen ausschließlich die Beisetzung eingeäscherter Verstorbener durchgeführt wird. Die Bestattung findet in Begräbnisgefäßen (Urnen) statt oder durch Verstreuung der Asche auf Streuwiesen.

Die Urnengemeinschaftsanlage (UGA), oft fehlerhaft als „Grüne Wiese“ bezeichnet, dient der Aufnahme herkömmlicher Urnen in Reihenfolge ohne individuelle Denksteine und für die Dauer der jeweils landesspezifischen Nutzungszeit. Die Anlage solcher Friedhofsfelder erfolgt mit einheitlicher würdiger Gestaltung und uniformer Nutzung und Pflege. Die UGA ist anonym, das bedeutet die „exakte“ Grablage im Feld bleibt den Nachkommen (mehr oder weniger) unbekannt. Ein Denkstein entfällt völlig, mitunter existiert ein Denkmal oder Erinnerungszeichen für die Gesamtanlage. Grabschmuck ist dem Wesen nach in besonderen Einrichtungen am Rande abzulegen.

Die „halbanonyme“ Anlage ist ein neuerer Trend der Urnenbeisetzung. Wie in der UGA wird in kleineren Grabfeldern eine gemeinsame Beisetzung (in der Reihenfolge ohne Individualität) von Urnen durchgeführt (beispielhaft sind 20 Urnen üblich). Auf einheitlich gestalteten Grabmalen werden jeweils für diese Fläche die Namen der Verstorbenen, mitunter auch deren Lebensdaten, verzeichnet. Die genaue Grabstelle ist so für die Hinterbliebenen markiert, aber die Pflege und Anlage wird zentral durchgeführt und vermeidet den Angehörigen den Aufwand der persönlichen Grabpflege. Oft werden dafür vormalige Erdfelder umgewidmet. Eine besondere Form der Grabmale, etwa Gedenkblätter am Baum, sind bekannt geworden.

Die Urnenwand (Urnennische) ist eine andere Form. Die Urnen werden in vorbereitete Fächer eingestellt, anonym oder mit Namensplatten versehen, oberhalb der Erdoberfläche in Reihen neben- und übereinander. Möglicherweise auch in der Friedhofsmauer.

Im Urnenreihengrab erfolgt der Beisatz in chronologischer Reihenfolge mit individueller Nutzung.

Kolumbarien sind Gebäude oder Gewölbe in welchen Urnen (insbesondere sog. Schmuckurnen) in Nischen aufbewahrt werden.

Literatur

  • Oliver Roland (Hrsg.): Friedhof – Ade? Die Bestattungskultur des 21. Jahrhunderts (= Anthologie für Religion 5). Azur Verlag, Mannheim 2006, ISBN 3-934634-32-X.
  • Reiner Sörries: Alternative Bestattungen. Formen und Folgen. Ein Wegweiser (= Fachhochschulverlag. Bd. 190). Fachhochschulverlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-940087-18-8.
  • Haimo Schulz Meinen: Das Grab im eigenen Garten. Private Friedhöfe in Deutschland? (= Friedhofskultur heute 2 = Fachhochschulverlag. Bd. 191). Fachhochschul-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-940087-47-8 (Zugleich: Hannover, Univ., Diss., 2009: Private Friedhöfe in Deutschland?).

Einzelnachweise

  1. Der Friedhof zu Beginn des 21. Jahrhunderts
  2. Er verstarb am 12. März 1949 im Alter von 88 Jahren in Sauen. In seinem „geliebten Sauener Wald“ wurde er zusammen mit seiner Frau beigesetzt.
  3. Jerzy Wiśniewski: Heinrich von Salisch (1846–1920) – Gutsbesitzer, Forstmann, Politiker, Wohltaeter. Bogucki, Poznan 2010, ISBN 9788361320975.
  4. Sachsens erster Ruheberg
  5. Köster, Magdalena: Den letzten Abschied selbst gestalten: Alternative Bestattungsformen. Ch. Links Verlag, 2008. ISBN 978-3861534976
  6. VDZB (Herausgeber): Bestattung Heft August 2008. Bonn 2008. ISSN 1613-4850