Nickelschneebergit

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Nickelschneebergit
Nickelschneebergit (bräunlich) vom Roten Berg, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen
(Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1999-028[1]

IMA-Symbol

Nsnb[2]

Chemische Formel BiNi2(AsO4)2(OH)·H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/C.31-004

8.CG.15
40.02.09.07
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[5]
Gitterparameter a = 8,995 Å; b = 6,207 Å; c = 7,462 Å
β = 115,00°[5]
Formeleinheiten Z = 2[5]
Häufige Kristallflächen {201}; weitere Formen: {001}, {111}, {102}, {101}, {101}[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4 bis 4,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,23[6]
Spaltbarkeit keine[6]
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe gelborange bis gelblichbraun, beige, olivbraun
Strichfarbe hellbraun bis fast weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,920[7]
nβ = 1,950[7]
nγ = 1,970[7]
Doppelbrechung δ = 0,050[7]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = berechnet: 77°[7]
Pleochroismus schwach bis deutlich (vom eisengehalt abhängig): X = Z = hellgelb, Y = braun[7]

Nickelschneebergit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“.

Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung BiNi2(AsO4)2(OH)·H2O[3]. Nickelschneebergit stellt damit das Nickel-Analogon des Schneebergits (BiCo2(AsO4)2(OH)·H2O) dar und entwickelt ähnlich wie dieser nur mikroskopisch kleine Kristalle bis etwa 0,5 mm Größe mit faserigem, radialstrahligem bis lamellarem Habitus. Die Farbe hängt vom Anteil des beigemengten Eisens ab und schwankt zwischen Gelborange und Gelblichbraun bis Olivbraun oder Beige.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals gefunden wurde Nickelschneebergit zusammen mit Schneebergit 1999 am Roten Berg bei Schneeberg in Sachsen und beschrieben durch Werner Krause, Heinz-Jürgen Bernhardt, Herta Effenberger und Thomas Witzke, die das Mineral nach seiner Zusammensetzung und damit nahen Verwandtschaft zum Schneebergit benannten. Als eigenständiges Mineral anerkannt wurde es noch im selben Jahr unter der Antrags-Nummer IMA1999-028. Veröffentlicht wurden die Untersuchungsergebnisse und der anerkannte Name Schneebergit 2002 im „European Journal of Mineralogy 14“ unter dem Titel Schneebergite and nickelschneebergite from Schneeberg, Saxony, Germany: the first Bi-bearing members of the tsumcorite group.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Nickelschneebergit zur Tsumcoritgruppe mit der allgemeinen Formel Me(1)Me(2)2(XO4)2(OH,H2O)2,[8] in der Me(1), Me(2) und X unterschiedliche Positionen in der Struktur der Minerale der Tsumcoritgruppe mit Me(1) = Pb2+, Ca2+, Na+, K+ und Bi3+; Me(2) = Fe3+, Mn3+, Cu2+, Zn2+, Co2+, Ni2+, Mg2+ und Al3+ und X = As5+, P5+, V5+ und S6+ repräsentieren. Zur Tsumcoritgruppe gehören neben Nickelschneebergit noch Cabalzarit, Cobaltlotharmeyerit, Cobalttsumcorit, Ferrilotharmeyerit, Gartrellit, Helmutwinklerit, Kaliochalcit, Krettnichit, Lotharmeyerit, Lukrahnit, Manganlotharmeyerit, Mawbyit, Mounanait, Natrochalcit, Nickellotharmeyerit, Nickeltsumcorit, Phosphogartrellit, Rappoldit, Schneebergit, Thometzekit, Tsumcorit, Yancowinnait und Zinkgartrellit.

In der Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Nickelschneebergit zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“.

Seit der 2001 erfolgten Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage ist diese Abteilung allerdings präziser unterteilt nach der Größe der an der Verbindung beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadat-Komplex zu Kristallwasser. Der Nickelschneebergit findet sich entsprechend in der neuen Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen, RO4 : H2O = 1 : 1“, wo er zusammen mit Cabalzarit, Cobaltlotharmeyerit, Cobalttsumcorit, Ferrilotharmeyerit, Krettnichit, Lotharmeyerit (Rd), Manganlotharmeyerit, Mawbyit, Mounanait, Nickellotharmeyerit, Schneebergit, Thometzekit und Tsumcorit die unbenannte Gruppe 8.CG.15 bildet.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nickelschneebergit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, dort allerdings in die Abteilung der „Hydratisierten Phosphate etc., mit der allgemeinen Formel A2+(B2+)2(XO4)·x(H2O)“, wo er zusammen mit Tsumcorit, Helmutwinklerit, Thometzekit, Mawbyit, Rappoldit, Schneebergit und Cobalttsumcorit die „Helmutwinklerit-Untergruppe“ mit der System-Nr. 40.02.09 bildet.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nickelschneebergit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 8,995 Å; b = 6,207 Å; c = 7,462 Å und β = 115,00° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nickelschneebergit vom Roten Berg, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen

Nickelschneebergit bildet sich in der Oxidationszone von Bismut-Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Bariopharmakosiderit, Ferrilotharmeyerit, Preisingerit, Skorodit und Waylandit[6].

Bisher (Stand: 2017) konnte Nickelschneebergit nur an seiner Typlokalität Roter Berg nachgewiesen werden.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Krause, Heinz-Jürgen Bernhardt, Herta Effenberger, Thomas Witzke: Schneebergite and nickelschneebergite from Schneeberg, Saxony, Germany: the first Bi-bearing members of the tsumcorite group. In: European Journal of Mineralogy. Band 14, 2002, S. 115–126 (englisch, rruff.info [PDF; abgerufen am 19. September 2019]).
  • Nickelschneebergite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 95 kB; abgerufen am 19. September 2019]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nickelschneebergite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2019. (PDF 2672 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2019; abgerufen am 19. September 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cnmnc.main.jp
  4. David Barthelmy: Nickelschneebergite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 19. September 2019 (englisch).
  5. a b c Werner Krause, Heinz-Jürgen Bernhardt, Herta Effenberger, Thomas Witzke: Schneebergite and nickelschneebergite from Schneeberg, Saxony, Germany: the first Bi-bearing members of the tsumcorite group. In: European Journal of Mineralogy. Band 14, 2002, S. 115–126 (englisch, rruff.info [PDF; abgerufen am 19. September 2019]).
  6. a b c d Thomas Witzke: Die Entdeckung von Schneebergit. In: strahlen.org. Abgerufen am 19. September 2019.
  7. a b c d e f g Nickelschneebergite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 19. September 2019 (englisch).
  8. Werner Krause, Klaus Belendorff, Heinz-Jürgen Bernhardt, Catherine McCammon, Herta Effenberger, Werner Mikenda: Crystal chemistry of the tsumcorite-group minerals. New data on ferrilotharmeyerite, tsumcorite, thometzekite, mounanaite, helmutwinklerite, and a redefinition of gartrellite. In: European Journal of Mineralogy. Band 10, 1998, S. 179–206, doi:10.1127/ejm/10/2/0179.