Nieznań

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Nieznań (deutsch Heidchen) ist ein Dorf in der Landgemeinde (Gmina) Stare Czarnowo (Neumark) im Powiat Gryfiński der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortschaft liegt in Hinterpommern, westlich des Madüsees (poln. Jezioro Miedwie), etwa 2 ½ Kilometer nordöstlich des Dorfs Kołbacz (Kolbatz), 25 Kilometer ostnordöstlich der Stadt Gryfino (Greifenhagen) und 23 Kilometer südöstlich von Stettin.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heidchen (Heidken) südsüdöstlich des Stettiner Haffs und der Stadt Altdamm (Damme), westlich des Madüsees (Madui Lacus) und nordöstlich des Dorfs Kolbatz auf der Lubinschen Karte von 1618 (Ausschnitt)

Die Ortschaft war einst ein Vorwerk gewesen, hatte sich im Besitz des Klosters Kolbatz befunden und teilt dessen Geschichte. Nach Aufhebung des Klosters 1535 im Zuge der Reformation kamen dessen Ländereien an den Fiskus, der staatliche Gutsbezirke, sogenannte Domänen, daraus formte, die er verpachtete. Die Pachtung war aber nicht dem Adel vorbehalten, so dass solche Gutsbezirke als „ritterfrei“ galten. Als Preußen im Frieden von Tilsit Zahlungsverpflichtungen gegenüber Napoleon I. eingegangen war, gab König Friedrich Wilhelm III. 1811 Staatsdomänen des Rentamtsbezirks Kolbatz zur Versteigerung frei. Den Zuschlag für das Gut Kolbatz mit den beiden Vorwerken Hofdamm und Heidchen sowie für das Gut Glien erhielt der Amtsrat Karl Friedrich Gaede, früher Generalpächter, von dem 1816 der Kaufmann und Reeder Friedrich Wilhelm Krause den Gutsbezirk Kolbatz mit den beiden Vorwerken Hofdamm und Heidchen käuflich erwarb. Krause geriet um 1840 in Zahlungsschwierigkeiten und verkaufte den Gutsbezirk mit Ausnahme seines Wohnhauses und einiger Gebäude dem Staat. Vereinbarungsgemäß pachtete jedoch sein Sohn Amtmann Karl Ludwig Theodor Krause (seit 1851 Königl. Ober-Amtmann, 1859 Königl. Amtsrat) den Gutsbezirk vom Domänenamt zurück, mit einer Laufzeit des Pachtvertrags bis 1866. Nach Ablauf des Pachtvertrags 1866 wurde Heidchen von Kolbatz – Hofdamm abgetrennt und als eigenständige Staatsdomäne bis 1884 an Theodor Gründler verpachtet, der zuvor Verwalter auf der Staatsdomäne Gramzow im Landkreis Angermünde in der Uckermark gewesen war.

Im Jahr 1945 gehörte Heidchen zum Landkreis Greifenhagen im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Die Ortschaft war dem Amtsbezirk Kolbatz zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region von der Roten Armee besetzt. Nach Einstellung der Kampfhandlungen wurde Heidchen mit ganz Hinterpommern – militärische Sperrgebiete ausgenommen – seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Es begann danach schon die vereinzelte Zuwanderung von Polen. Das Dorf wurde nun unter dem Namen „Nieznań“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus der Region vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 drei Feuerstellen (Haushaltungen) und eine Gemarkungsfläche von 1421 Morgen und 41 Quadratruten[1]
1818 99 [2][3][4]
1864 92 am 3. Dezember, auf einer Gemarkungsfläche von 1963 Morgen und 130 Quadratruten[5][6]
1867 135 am 3. Dezember[7]
1871 164 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[7]
1910 111 am 1. Dezember, Gutsbezirk[8][9]
1925 177 sämtlich Evangelische; in 17 Wohngebäuden, auf einer Gemarkungsfläche von 5 km²[10]
1933 178 [11]
1939 136 [11]

Kirchspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bewohner von Heidchen bis 1945 gehörten zum evangelischen Kirchspiel von Kolbatz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Madüsee, Kreis Greifenhagen, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung des Madüsees, westlich des Sees die Ortschaften Heidchen (Vorwerk), Colbatz und Hoffdamm (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 121, Ziffer (5) (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 320–323 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 38–166 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 121, Ziffer (5) (Google Books).
  2. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821, S. 150, Ziffer 1552 (Google Books).
  3. Johann Daniel Friedrich Rumpf und Heinrich Friedrich Rumpf: Vollständiges topographisches Wörterbuch des preußischen Staates. Band 1: A–H, Berlin 1820, S. 472, rechte Spalte (Google Books).
  4. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Nicolai, Berlin und Stettin 1827, S. 199, Ziffer 2 (Google Books).
  5. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil II, Band 3, Anklam 1868, S. 320–323 (Google Books).
  6. Königl. Finanzministerium (Hrsg.): Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin, Berlin 1866. 4. Kreis Greifenhagen, S. 2–9, Ziffer 36 (Google Books).
  7. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil III: Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 36–37, Ziffer 92 (Google Books).
  8. Heidchen, Domäne, Kreis Greifenhagen, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 (meyersgaz.org).
  9. Landkreis Greifenhagen, in: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert, 17.09.2022).
  10. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Heidchen im ehemaligen Kreis Greifenhagen in Pommern (2011).
  11. a b Michael Rademacher: Landkreis Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.