Nippon Kaigi

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Nippon Kaigi
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Gründung 30. Mai 1997
Gründer Tsukamoto Kōichi
Sitz 3-10-1 Aobadai, Meguro, Präfektur Tokio
Zweck Vertretung eines nationalistisch-konservativen Weltbilds
Vorsitz Tadae Takubo
Mitglieder 40.000 (laut Asahi Shimbun)[1]
Website nipponkaigi.org

Die Nippon Kaigi (jap. 日本会議, „Japankonferenz“) ist eine überparteiliche nationalistisch geprägte Organisation, die im Jahr 1997 in Japan gegründet wurde. Mit ihren ca. 40.000 Mitgliedern propagiert die Organisation ein konservatives Weltbild, das u. a. die Verehrung des japanischen Kaiserhauses wie auch eine patriotisch geprägte Erziehungspolitik beinhaltet und darauf abzielt, die Grundsätze des Japanischen Kaiserreiches wiederzubeleben.[2][3][4][5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nippon Kaigi entstand am 30. Mai 1997 durch den Zusammenschluss der Organisationen Nippon o mamoru kai (日本を守る会, „Konferenz, die Japan beschützt“) und Nippon o mamoru kokumin kaigi (日本を守る国民会議, „Volkskonferenz, die Japan beschützt“).[6] Einen Tag zuvor war bereits auf Initiative der späteren Premierminister Keizō Obuchi und Yoshirō Mori die „Abgeordnetenkonferenz der Nippon Kaigi“ (日本会議国会議員懇談会, Nippon kaigi kokkai giin kondankai) mit 187 weiteren Abgeordneten in der Nationalversammlung gegründet worden. Im September 2001 folgte die Gründung der „Frauenkonferenz Japans“ (日本女性の会, Nippon josei no kai), im April 2004 die „Wirtschaftsvereinigung der Nippon Kaigi“ (日本会議経済人同志会, Nippon kaigi keizaijin dōshikai) für Vertreter der Wirtschaft und im Oktober 2007 der „Regionalabgeordnetenbund der Nippon Kaigi“ (日本会議地方議員連盟 Nippon kaigi chihō giin renmei) für Präfektur- und Kommunalpolitiker.[6]

Inhaltliches Profil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Motto der Nippon Kaigi lautet hokori aru kuni zukuri o (誇りある国づくりを, etwa „[Für den] Aufbau eines Landes mit Stolz“). Ihr Grundsatzprogramm besteht aus drei Punkten:

  • „Wir erben die aus der ewigen Geschichte ausgehende Tradition und Kultur und streben die Bildung eines gesunden Nationalgeistes an.“
  • „Wir bewahren den Ruhm und die Unabhängigkeit des Landes und streben die Bildung einer wohlhabenden und geordneten Gesellschaft an, in der jeder Bürger seinen Platz findet.“
  • „Wir tragen zur Bildung einer Welt des Zusammenlebens und zum Wohlergehen aller bei, in der die Harmonie zwischen Mensch und Natur gewährleistet ist und die Kulturen des jeweils anderen respektiert werden.“[7]

Kaiserhaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Nachfolgekrise des Kaiserhauses lehnt die Nippon Kaigi die Einführung von Zweigen mit weiblichen Oberhäuptern (女性宮家, josei miyake) und damit von Tennōs, deren Väter nicht aus dem Kaiserhaus stammen (女系天皇, jokei tennō), ab. Dabei verweist sie auf die seit über zweitausend Jahren andauernde männliche Linie der Kaiserfamilie. Darüber hinaus stellt sie sich auch gegen weibliche Tennōs (女性天皇, josei tennō).[8]

Verfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die japanische Verfassung 1947 vom US-amerikanischen Supreme Commander for the Allied Powers erarbeitet worden war, empfindet die Nippon Kaigi diese als „aufgenötigte Verfassung“ (押し付け憲法, oshitsuke kenpō). Sie tritt für eine neue Verfassung ein, die auf der „Geschichte und Tradition basiert und der Zukunft gerecht wird“. Unter anderem fordert sie die explizite Anerkennung des Tennō als Staatsoberhaupt und eine Änderung von Artikel 9 zur Umstrukturierung der Selbstverteidigungsstreitkräfte in ein offizielles Militär.[9]

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im japanischen Schulbuchstreit vertritt die Nippon Kaigi revisionistische Positionen und fordert einen Geschichtsunterricht ohne „anti-staatliche“ Darstellungen. Einem Bericht des Congressional Research Service zufolge sieht sie Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg als die eines Befreiers Ostasiens von den Kolonialmächten und Berichte wie beispielsweise über das Massaker von Nanking und die Rolle japanischer Truppen dabei als übertrieben oder erfunden an.[10][11] In diesem Zusammenhang befürwortet sie offizielle Besuche am Yasukuni-Schrein. Sie steht dem Feminismus, der Gleichberechtigung der Geschlechter und den Rechten von Schwulen und Lesben kritisch gegenüber und fordert daher die Abschaffung der „verheerenden Gender-Bildung“.[12]

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 722 Mitgliedern des japanischen Parlaments waren im Herbst 2014 289 Mitglieder der Abgeordnetenkonferenz der Nippon Kaigi.[10] Deren Vorsitzender (kaichō) war im Februar 2015 Takeo Hiranuma.[13] Die Premierminister Shinzō Abe und Tarō Asō sind Sonderberater.[14] Mitglieder der Nippon Kaigi, die zugleich Abgeordnete sind, gehören der Liberaldemokratischen Partei, der Nippon Ishin no Kai sowie der Demokratischen Volkspartei an.[15]

Im bis September 2019 regierenden zum ersten Mal umgebildeten vierten Kabinett Abe waren (Stand: Juli 2019) folgende Minister Mitglieder der Nippon Kaigi:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Glenn D Hook; Gavan McCormack (2001), Japan's Contested Constitution: Documents and Analysis, London; New York: Routledge
  • Naoko Shimazu (2006). Nationalismus in Japan, London; New York: Routledge
  • Shibuichi Daiki; Japan Conference (Nippon Kaigi): an Elusive Conglomerate; East Asia, Vol. 34 (2017), Nr. 3, S. 1–18
  • Tawara Yoshifumi; What is the Aim of Nippon Kaigi, the Ultra-Right Organization that Supports Japan’s Abe Administration?; Japan Focus, Volume 15 (2017), Issue 21, Number 1 (Volltext)
  • Tawara Yoshifumi; 日本会議の全貌: 知られざる巨大組織の実態 [Nippon Kaigi no Zenbō! Shirarezaru Kyodai Soshiki no Jittai]; T. 2016 (Kadensha); ISBN 9784763407818
  • Yamaguchi Tomomi; in: Shūkan Kin’yōbi, Narusawa Mueno ed., Nippon Kaigi to Jinja Honchō: Tokyo 2016 (Kinyobi); ISBN 9784865720105

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 2017-10-12 朝日新聞 朝刊 (japanisch), abgerufen am 2. Juli 2019
  2. Abe Cabinet – An Ideological Breakdown (Memento vom 30. Oktober 2013 im Internet Archive), The Asia-Pacific Journal: Japan Focus Jan. 28, 2013
  3. Christian G. Winkler (2011). The quest for Japan's new constitution: an analysis of visions and constitutional reform proposals, 1980–2009, London; New York: Routledge, ISBN 978-0-415-59396-0, Seite 75
  4. Jennifer Ellen Robertson, Politics and Pitfalls of Japan Ethnography, Routledge Chapman & Hall, ISBN 0-415-48649-1, Seite 66
  5. N. Onishi – New York Times, Dezember 17, 2006, Japan Rightists Fan Fury Over North Korea Abductions (Memento vom 27. März 2014 im Internet Archive)
  6. a b nipponkaigi.org – 国民運動の歩み (japanisch), abgerufen am 2. Juli 2019
  7. nipponkaigi.org – 綱領 (japanisch), abgerufen am 2. Juli 2019
  8. 「女性宮家」創設に反対 日本会議国会議員懇談会が方針. In: Asahi Shimbun. 20. Juni 2019, abgerufen am 2. Juli 2019 (japanisch).
  9. Rightist ministers make up 80 % of Abe Cabinet, Japan Press WeeklyJanuary 5, 2012
  10. a b Norihiro Kato: Opinion | Tea Party Politics in Japan (Published 2014). In: nytimes.com. 12. September 2014, abgerufen am 3. Februar 2024 (englisch).
  11. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fas.org Japan-U.S. Relations: Issues for Congress
  12. Politics and pitfalls of Japan Ethnography", Routledge, Seite 66
  13. Nippon Kaigi: 2/26 日本会議国会議員懇談会27年度総会が開催さる
  14. (日本会議研究)憲法編:上 改憲へ、安倍政権と蜜月. In: Asahi Shimbun. 23. März 2016, abgerufen am 26. Juni 2016 (japanisch).
  15. a b c d e f g h i j k Yoshifumi Tawara: Nippon kaigi no zenbō. Kadensha 2016
  16. a b c koreajoongangdaily.joins.com – Abe’s reshuffle promotes right-wingers (englisch), abgerufen am 2. Juli 2019