Notker Hammerstein

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Notker Hammerstein (* 3. Oktober 1930 in Offenbach am Main) ist ein deutscher Historiker. Seine Forschungsinteressen liegen vor allem auf dem Gebiet der Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte sowie der Geschichte des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation.

Leben

Notker Hammerstein war der Sohn des Volksschullehrers August Hammerstein (1890–1976).[1] Er besuchte das Staatliche Gymnasium in Frankfurt am Main und legte dort 1949 das Abitur ab. Anschließend studierte er zunächst Nationalökonomie und Philosophie, später Geschichte, Philosophie und Anglistik in Frankfurt und München. 1956 wurde er in Frankfurt bei Otto Vossler promoviert, war danach wissenschaftliche Hilfskraft und ab 1960 Assistent am Historischen Seminar. 1968 habilitierte er sich und erlangte die venia legendi für Mittlere und Neuere Geschichte. 1971 wurde Hammerstein im Zuge des neuen Hessischen Hochschulgesetzes zum Professor ernannt und 1973 auf ein neu eingerichtetes Extraordinariat für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Frankfurter Universität berufen. 1999 wurde er entpflichtet. Sein Bruder Reinhold war Professor für Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg, sein Bruder Gerhard Honorarprofessor für Strafrecht an der Universität Freiburg.[2]

1999 publizierte Hammerstein ein Buch zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Ernst Klee nannte dieses Buch einen „Versuch der Reinwäsche“, da Hammerstein die Arbeit des NS-Psychiaters Robert Ritter als „allgemeinmedizinische Forschung“ bezeichnete, obwohl dieser Sinti und Roma in seinen „gutachtlichen Äußerungen“ in rassistischer Weise in „Voll-Zigeuner“, „Zigeuner-Mischlinge“ und „Nicht-Zigeuner“ eingeteilt hatte.[3][4]

Mitgliedschaften

  • 1986: Wahl in den Wissenschaftlichen Beirat der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, 1991–1996 Beiratsvorsitzender.
  • 1994: Wahl in den Wissenschaftlichen Beirat des Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der Europäischen Aufklärung an der Universität Halle.
  • Vier Jahre stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts.
  • 1988 bis 2006: deutscher Vertreter und stellvertretender Vorsitzender der International Commission of the History of Universities im Internationalen Historikerverband.

Schriften (Auswahl)

  • Jus und Historie. Ein Beitrag zur Geschichte des historischen Denkens an deutschen Universitäten im späten 17. und im 18. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972, ISBN 3-525-36151-3 (Zugleich: Frankfurt am Main, Universität, Habilitations-Schrift, 1968).
  • Aufklärung und katholisches Reich. Untersuchungen zur Universitätsreform und Politik katholischer Territorien des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im 18. Jahrhundert (= Historische Forschungen. 12). Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-03948-3.
  • Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
    • Band 1: Von der Stiftungsuniversität zur staatlichen Hochschule. 1914–1950. Alfred Metzner Verlag, Neuwied und Frankfurt am Main, 1989, ISBN 3-472-00107-0.
    • Band 2: Nachkriegszeit und Bundesrepublik 1945–1972, Wallstein Verlag, Göttingen, 2012, ISBN 978-3-8353-0550-2.
    • Band 3: Ihre Geschichte in den Präsidentenberichten 1972–2013, Wallstein Verlag, Göttingen, 2014 ISBN 978-3-8353-1592-1.
  • Antisemitismus und deutsche Universitäten. 1871–1933. Campus, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35283-4.

Notizen

  1. Notker Hammerstein: Aus dem Freundeskreis der „Weißen Rose“. Otmar Hammerstein – eine biographische Erkundung. Wallstein, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8353-1384-2, S. 15, 17, 22.
  2. Notker Hammerstein: Aus dem Freundeskreis der „Weißen Rose“. Otmar Hammerstein – eine biographische Erkundung. Wallstein, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8353-1384-2, S. 14 f.
  3. Ernst Klee: NS-Behindertenmord: Verhöhnung der Opfer und Ehrung der Täter. In: Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft. Internet-Ausgabe, Heft 6, 1999, ZDB-ID 2023208-1, online.
  4. Ernst Klee: Deutsches Blut und leere Aktendeckel In: Die Zeit, 12. Oktober 2000. Abgerufen am 10. Mai 2013