Oelsig

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Oelsig auf einen Urmeßtischblatt (1847)

Oelsig ist ein Stadtteil der Stadt Schlieben in Brandenburg. Der Ort liegt mit einer Fläche von 1130 Hektar etwa fünf Kilometer südlich der Kernstadt an den Landesstraßen 69 und 68.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Zustand der Oelsiger Bockwindmühle im Jahre 1977.

Ortsname und erste urkundliche Erwähnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Siedlungsspuren in Oelsig gab es bereits aus der mittleren Steinzeit. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort dann schließlich im Jahre 1380 als Olzik.[2][3] Der Ortsname ist altsorbischen Ursprungs und wird als Siedlung am Erlengehölz gedeutet.[4] Es handelt sich hier um ein sogenanntes Straßenangerdorf. Der ursprünglich zwanzig Hüfnerstellen besitzende Ort wurde im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges schwer in Mitleidenschaft gezogen, sodass im Jahre 1645 achtzehn Höfe eingeäschert waren. Die Bewohner betrieben unter anderem Torfstich und Hopfenanbau.[2][3]

Im Rahmen der nationalsozialistischen Germanisierung sorbischstämmiger Ortsnamen hatte der Landrat des Kreises Schweinitz 1937 mit Zustimmung der Gemeinde beantragt, Oelsig in „Erlenhain“ umzubenennen und so den sorbischen Namen zu tilgen. Anders als in anderen Regionen scheiterte die Umbenennung hier jedoch an der Ablehnung des zuständigen Regierungspräsidenten.[5]

Mühlengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bemerkenswert für Oelsig ist seine Mühlengeschichte. Eine erste Mühle gab es hier bereits seit dem Jahre 1515. Und auch für das Ende des 18. Jahrhunderts ist eine Wassermühle bekannt, die im Jahre 1781 in einer zeitgenössischen Landkarte auftaucht und noch in den 1920er Jahren existierte. Daneben gab es im Ort noch eine Bockwindmühle. Vermutlich entstand sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Während die Wassermühle letztmals im Jahre 1935 in einer Landkarte verzeichnet ist, wurde die Bockwindmühle unter dem Besitzer Arno Liepack in den 1950er Jahren noch einmal technisch erneuert und massiv untermauert.[6][2]

Administrative Zugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oelsig gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Schweinitz. Sachsen musste das Amt Schweinitz am 21. Mai 1815 an Preußen abtreten. Dieses wurde mit den ebenfalls vorher kursächsischen Ämtern Schlieben und Seyda mit nur geringfügigen Gebiets- und Grenzveränderungen zum neuen preußischen Kreis Schweinitz (Regierungsbezirk Merseburg, Provinz Sachsen) zusammengefasst. Ab 1939 führte der Kreis die reichseinheitliche Bezeichnung Landkreis Schweinitz. 1950 wurde er in Landkreis Herzberg umbenannt. Bereits 1952 wurde der Landkreis in die zwei neuen Kreise Herzberg und Jessen aufgeteilt, Oelsig kam zum Kreis Herzberg. Nach der Wende kam der Kreis in das wieder gegründete Land Brandenburg.

Im Zuge der Ämterbildung 1992 in Brandenburg bildete Oelsig mit 15 anderen Gemeinden das Amt Schlieben.[7] Zum 1. November 2001 schlossen sich die Gemeinden Frankenhain, Jagsal, Oelsig, Wehrhain, Werchau und die Stadt Schlieben zur neuen Stadt Schlieben zusammen.[8] Seither ist Oelsig ein Ortsteil der Stadt Schlieben.[9]

Einwohnerentwicklung von 1875 bis 2000[10]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 340 1946 435 1989 251 1995 237
1890 340 1950 420 1990 244 1996 236
1910 320 1964 302 1991 243 1997 240
1925 305 1971 299 1992 240 1998 249
1933 299 1981 268 1993 233 1999 246
1939 291 1985 257 1994 238 2000 250

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der örtlichen Denkmalliste sind zwei Gebäude des Dorfes verzeichnet. Eines davon befindet sich auf dem Grundstück Oelsig 19. Das Wohnhaus, bei dem es sich um ein eingeschossiges Haus mit Drempel mit einem Satteldach handelt, wurde in der Zeit um 1860 bis 1870 erbaut.[11] Ein weiteres Baudenkmal befindet sich auf dem Nachbargrundstück Oelsig 21. Auch hier handelt es sich um ein Wohnhaus. Dieses Gebäude wurde als Teil eine Vierseitenhofes um 1900 erbaut. Es handelt sich hier um ein eingeschossiges, traufständiges Haus mit Drempel und Satteldach.[12]

Weiter ist im Ort ein Gefallenendenkmal für die im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Dorfbewohner zu finden. Das Denkmal besteht aus einer auf einem Sockel befindlichen Stele. Am sich oben verjüngendem Teil sind die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingelassen, unten die der des Zweiten Weltkriegs. Eine eingelassene Inschrift lautet: „Ihren im Weltkrieg 1914–18 – gefallenen Helden – gewidmet v. Kriegerverein – u. d. Gemeinde Oelsig – Ruhm und Andenken unserer Kameraden“.[13]

Die örtliche Dorfkirche entstand erst im Jahre 1974.[3] Sie ist etwas nördlich des Ortskerns zu finden. Allerdings ist für Oelsig bereits für die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg eine Kirche nachweisbar. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts war dann eine Fachwerkkirche entstanden, welche schließlich durch das heutige Bauwerk ersetzt wurde.[2]

Nordöstlich des Dorfes ist eine weitere Sehenswürdigkeit zu finden. Dabei handelt es sich um das 42 Hektar umfassende Naturschutzgebiet Oelsiger Luch, einem bis zu 5 Meter tiefem Hochmoor.[1][14] Im Norden von Oelsig wird privat daher auch eine Touristenstation betrieben, die neben einem gastronomischen Angebot unter anderem auch geführte Rad- und Wandertouren anbietet.[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sybille Gramlich, Irmelin Küttner: Landkreis Elbe-Elster. Teil 1: Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde. ISBN 978-3-88462-152-3
  • Jürgen Bergmeier: Die Trauungen im Kirchspiel Schlieben 1578 - 1799. BücherKammer, Herzberg (Elster) 2023. ISBN 978-3-940635-76-1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Oelsig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Die Ortsteile der Stadt Schlieben auf der städtischen Homepage; abgerufen am 6. Dezember 2017
  2. a b c d Sybille Gramlich, Irmelin Küttner: Landkreis Elbe-Elster. Teil 1: Die Stadt Herzberg/Elster und die Ämter Falkenberg/Uebigau, Herzberg, Schlieben und Schönewalde. ISBN 978-3-88462-152-3, S. 253.
  3. a b c Autorenkollektiv des MUG Brandenburg e. V.: Heimatbuch Landkreis Elbe-Elster. Herzberg 1996, S. 75.
  4. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. be.bra Wissenschaft, Berlin 2005, ISBN 3-937233-30-X, S. 126.
  5. Gero Lietz: Zum Umgang mit dem nationalsozialistischen Ortsnamen-Erbe in der SBZ/DDR. Leipzig 2005, S. 176ff.
  6. Manfred Woitzik: „Wer zuerst kommt – mahlt zuerst“ eine Kulturgeschichte der Mühlen im Landkreis Elbe-Elster. Hrsg.: Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster. Herzberg 2000, S. 201.
  7. Bildung der Ämter Vetschau, Schlieben, Angermünde-Land, GrünheideGroßräschen, Lübbenau, Unteres Dahmeland und Calau. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 30. Juni 1992. Amtsblatt für Brandenburg – Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 3. Jahrgang, Nummer 54, 31. Juli 1992, S. 968/9.
  8. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 7. September 2001: Bildung einer neuen Stadt Schlieben. In: Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, 2001, Nummer 44, Potsdam, den 30. Oktober 2001, S. 694/5; bravors.brandenburg.de (PDF; 0,8 MB)
  9. Internetauftritt des Amtes Schlieben abgerufen am 6. Dezember 2017
  10. Historisches Gemeindeverzeichnis 2005 für Brandenburg. (Memento des Originals vom 17. Juni 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik.brandenburg.de (PDF) statistik.brandenburg.de
  11. Das Oelsiger Grundstück Oelsig 19. In: Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum; abgerufen am 5. Dezember 2016.
  12. Das Oelsiger Grundstück Oelsig 21. In: Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum; abgerufen am 5. Dezember 2016.
  13. Reinhard Naumann: Beitrag. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 2005; abgerufen am 5. Dezember 2017
  14. Verordnung über das Naturschutzgebiet „Oelsiger Luch“ vom 7. Oktober 2002. bravors.brandenburg.de
  15. Internetauftritt der Touristenstation Kupke abgerufen am 6. Dezember 2017

Koordinaten: 51° 41′ N, 13° 22′ O