Orbiniida
Orbiniida | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Orbiniida | ||||||||||||
Fauchald, 1977 |
Orbiniida ist der Name einer Ordnung von Vielborstern, die je nach Beschreibung nur die Familie Orbiniidae mit teilweise großen, im weichen Untergrund grabenden Arten, oder eine Ordnung unter Einschluss der Orbiniidae, Paraonidae und Questidae, oder aber neben den Orbiniidae (unter Ausschluss der zuletzt genannten beiden Familien) auch weitere Familien mit sehr kleinen, im Sandlückensystem lebenden und sich von Bakterien ernährenden Arten in Meeren weltweit umfasst.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Orbiniida im engeren Sinne haben einen länglichen, wurmförmigen Körper mit einem kegelförmigen oder gerundeten Prostomium, an dem keinerlei Antennen, dafür aber ein Paar schlitzförmige Nuchalorgane und manchmal ein Paar kleine, tief eingesenkte Augen sitzen. Auch Palpen fehlen; eine Ausnahme bilden die nach Struck und anderen hierzu gezählten Nerillidae, bei denen am Prostomium ein Paar Palpen sitzt. Die Orbiniidae haben einen borstenlosen Buccalring aus ein bis zwei Segmenten ohne Anhänge. Der ventral gelegene, bei den großen Formen ausstülpbare, kiefer- und zahnlose Pharynx ist weich, sackartig, leicht gelappt oder verzweigt, bei kleinen Formen der Sandlückenfauna sehr muskulös und nicht ausstülpbar. Die Tiere haben zahlreiche Segmente mit zweiästigen Parapodien, an den ausschließlich einfache Borsten sitzen – kapillarförmige Borsten und meist auch Stacheln und gesägte oder stachelige Borsten.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kristian Fauchald stellte 1977 die Anneliden-Ordnung Orbiniida mit den Familien Orbiniidae, Paraonidae und Questidae auf, als deren Merkmale er insbesondere fehlende Antennen und Palpen, einen ausstülpbaren Pharynx und zweiästige Parapodien mit einfachen Borsten nannte. Marian Hope Pettibone schränkte 1982 die Ordnung Orbiniida allerdings auf die Familie Orbiniidae ein. Kristian Fauchald und Gregory Rouse 1997 nannten kein Taxon Orbiniida mehr, sondern zählten die zuvor hier zusammengefassten Familien Orbiniidae, Paraonidae und Questidae auf Grundlage der fehlenden Palpen und Antennen sowie der mehr als ein Paar Cirren am Pygidium zu den Scolecida.
Struck, Golombek und andere stellten 2015 auf Grund phylogenetischer Untersuchungen auf molekulargenetischer Grundlage das Taxon Orbiniida in neuem Umfang aus den Familien Orbiniidae, Parergodrilidae, Diurodrilidae, Dinophilidae und Nerillidae auf, das hiernach wiederum eine Schwestergruppe zu einer Klade darstellt, die aus den Clitellata, Terebellida, Arenicolidae, Opheliidae, Capitellidae, Echiura, Spionida, Sabellida, Cirratulidae und Siboglinidae besteht, und mit dieser eine als Sedentaria bezeichnete Gruppe bildet, die aber weitaus umfangreicher als das frühere Taxon Sedentaria ist. Aus dieser Arbeit geht hervor, dass die in Sandlückensystemen (Interstitia) lebenden Orbiniida – Parergodrilidae, Diurodrilidae, Dinophilidae und Nerillidae – durch Progenese Anpassung an diesen Lebensraum erreichten, während eine nicht näher verwandte andere Annelidengruppe der Sandlückensysteme, die zu einem stark erweiterten Taxon Errantia gehörenden Protodriliformia, sich durch Verzwergung in immer feineren Sedimenten zu den heute bekannten winzigen Formen entwickelten. Früher fassten einige Autoren sämtliche sandlückenbewohnenden Ringelwürmer – also Protodriliformia und Orbiniida – zu den so genannten Archiannelida (auch Archiannelides, „Altringelwürmer“) zusammen, deren Ähnlichkeiten untereinander heute als Konvergenzen angesehen werden.
Das aus dieser Arbeit resultierende Kladogramm der Sedentaria mit den Orbiniida sieht folgendermaßen aus:
Sedentaria |
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Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kristian Fauchald (1977): The polychaete worms, definitions and keys to the orders, families and genera. Natural History Museum of Los Angeles County: Los Angeles, CA (USA), Science Series. 28, S. 1 – 188, hier Order Orbiniida, S. 14.
- Marian Hope Pettibone: Annelida. In: Sybil P. Parker (Hrsg.): Synopsis and Classification of Living Organisms, Vol. 2, S. 1–43. McGraw-Hill, New York 1982. S. 21f., Orbiniida, Orbiniidae.
- Gregory W. Rouse, Kristian Fauchald (1998): Recent views on the status, delineation, and classification of the Annelida. (PDF; 959 kB). American Zoologist. 38 (6), S. 953–964. doi:10.1093/icb/38.6.953
- Torsten Hugo Struck, Anja Golombek, Anne Weigert, Franziska Anni Franke, Wilfried Westheide, Günter Purschke, Christoph Bleidorn, Kenneth Michael Halanych (2015): The Evolution of Annelids Reveals Two Adaptive Routes to the Interstitial Realm Current Biology. Current Biology 25 (15), S. 1993–1999. DOI: 10.1016/j.cub.2015.06.007
- Anne Weigert, Christoph Bleidorn (2016), Current status of annelid phylogeny. Organisms Diversity and Evolution 16 (2), S. 345–362. DOI: 10.1007/s13127-016-0265-7
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Orbiniida. In: Lexikon der Biologie, Online-Ausgabe.