Otto-Suhr-Allee

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Einmündung der Otto-Suhr-Allee in den Ernst-Reuter-Platz

Die Otto-Suhr-Allee (früher Berliner Straße) ist eine der Hauptverbindungsstraßen im Berliner Ortsteil Charlottenburg. Sie geht unmittelbar vor dem Schloss Charlottenburg in den Spandauer Damm über und ist Teil der historischen Verbindung vom Berliner Stadtschloss über Unter den Linden, das Brandenburger Tor und den Tiergarten über den Ernst-Reuter-Platz zum Schloss Charlottenburg. Bis zur Eingemeindung der Stadt Charlottenburg nach Groß-Berlin im Jahr 1920 war sie die wichtigste Verbindung zwischen beiden Städten.

Pferdebahnwagen der
Großen Berliner Pferde-Eisenbahn, Baujahr 1885

Am 22. Juni 1865 wurde in der Spandauer Straße (heute Spandauer Damm) ein Kutschenunternehmen gegründet, das bald darauf die erste Berliner Pferde-Straßenbahn betrieb. Sie führte über die heutige Otto-Suhr-Allee bis zum Berliner Stadtschloss. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie elektrifiziert und um 1967 endgültig eingestellt.

Die historische Allee war gesäumt von sechs Lindenreihen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde Charlottenburg zunehmend wegen der Sommerfrische ein beliebtes Ausflugsziel für die Städter. Die Stadt entwickelte sich langsam östlich entlang der ehemaligen Berliner Straße, an der zunehmend wohlhabende Bürger ihre Villen errichteten. Von den Wohnhäusern der Gründerzeit wurden von Bombenangriffe 1943 die meisten zerstört. Erhalten sind noch einige, die unter denkmalgeschützt stehen, wie beispielsweise das Ottilie-Hansemann und das Haus (Victoria-Studienhaus) von der Architektin Emilie Winkelmann aus den Jahren 1914/1915 (Otto-Suhr-Allee 18–20) und das 1907–1909 erbaute Cecilienhaus in der Otto-Suhr-Allee 59 (früher Berliner Straße 137). Es diente der Kriegsopfer- und Armenpflege, sowie der Gesundheitsvorsorge. Im Zweiten Weltkrieg wurden 1943 der kupferne Dachreiter und ein Teil des Hinterhauses erstört. Die Fassade steht heute unter Denkmalschutz.[1]

Rathaus Charlottenburg an der Otto-Suhr-Allee

Zu den denkmalgeschützten Gebäuden zählt auch das Rathaus Charlottenburg, ein Monumentalbau aus dem Jahr 1905. Das Rathaus, in dem auch das Bürgeramt und das Wirtschaftsamt angesiedelt sind, liegt etwa in halber Höhe des Straßenlaufs. Zwischen Rathaus und Ernst-Reuter-Platz befindet sich an der Cauerstraße die Deutschlandzentrale der umstrittenen Scientology-Bewegung, dahinter das Ende 2008 geschlossene Privattheater tribüne. In der Otto-Suhr-Allee 104, seinem Wohnsitz, gründete Magnus Hirschfeld 1897 mit Freunden das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee, was den Beginn der organisierten Lesben- und Schwulenbewegung darstellte.

Die Straße besitzt auf ganzer Länge einen Mittelstreifen, auf dem bis in die 1960er-Jahre die Trasse der Straßenbahn verlief. Sie ist heute durch eine Buslinie sowie am U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz mit der – die Straße hier kreuzenden – Linie U7 an den öffentlichen Nahverkehr anschlossen. Der U-Bahnhof am damaligen Wilhelmplatz wurde 1906 eröffnet, er lag im Zentrum der Stadt Charlottenburg und wurde 1978 durch einen Neubau ersetzt.

Seit 1957 trägt die Allee den Namen des Sozialdemokraten Otto Suhr, der vom 11. Januar 1955 bis zu seinem Tod am 30. August 1957 Regierender Bürgermeister von Berlin war. Zuvor hieß die Allee Berliner Straße.

Literatur

  • Henrike Hülsbergen (Hrsg.in): Charlottenburg ist wirklich eine Stadt – aus den unveröffentlichten Chroniken des Johann Christian Gottfried Dressel (1751–1824), Berlin 1987, ISBN 3-925683-04-6
Commons: Otto-Suhr-Allee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bezirksamt Charlottenburg von Berlin (Hrsg), Vom Idyll zur Großstadt - Stadtkreis Charlottenburg 1877–1920, Berlin 1987, S. 15

Koordinaten: 52° 30′ 57,8″ N, 13° 18′ 37,9″ O