Otto Alfred Piper

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Otto Alfred Piper (* 29. November 1891 in Lichte; † 12. Februar 1982 in Princeton (New Jersey)) war ein deutsch-amerikanischer evangelischer Theologe, Neutestamentler und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er studierte evangelische Theologie in Jena, Marburg und Paris. 1914 legte er das erste und nach freiwilligem Militärdienst 1918 das zweite theologischen Examen ab. 1920 wurde er mit einer Studie zu Schleiermachers Reden bei Carl Stange in Göttingen zum Licentiat promoviert und für Systematische Theologie habilitiert. 1929 erhielt er hier eine Stelle als ao. Professor, 1930 übernahm er Karl Barths Lehrstuhl für Systematische Theologie in Münster. Aufgrund des Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde er – aktives Mitglied der USPD seit 1919 und der SPD seit 1922 – im September 1933 entlassen. Er emigrierte über England in die USA und lehrte als Gastprofessor in Princeton. Nach dem Erwerb der US-Staatsbürgerschaft wurde er hier 1941 auf den Lehrstuhl für Neutestamentliche Literaturgeschichte und Exegese berufen, den er bis 1962 innehatte.

Obwohl Piper zu diesem Zeitpunkt schon in den USA lebte, vermutete ihn das Reichssicherheitshauptamt 1940 noch in Großbritannien und setzte Professor Pieper wegen seiner Beziehungen zu Socialist World Protestantism auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen, die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Insel durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.[1]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erlösung als Erfahrung. Tübingen 1932, OCLC 894423889.
  • Wahrheit und die Wahrheit der Kirche. Tübingen 1933, OCLC 463097152.
  • Kirche und Politik. Calw 1933, OCLC 230732800.
  • Die Geschlechter. Ihr Sinn und ihr Geheimnis in biblischer Sicht. Hamburg 1954, OCLC 718418821.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Wilhelm GrafPiper, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 464 (Digitalisat).
  • Hendrik Niether: Eine reale oder vitale Dialektik? Der Theologe Otto Piper und die Dialektische Theologie in der Weimarer Republik. In: Zeitschrift für Dialektische Theologie, Nr. 74 (2021), S. 109–133.
  • Hendrik Niether: „Der Fall Otto Piper“ – Das Schicksal eines religiösen Sozialisten während der Ruhrbesetzung. In: Marco Hofheinz, Ulf Lückel (Hg.): Zentrale Gestalten evangelischer Kirchengeschichte in Niedersachsen. Luther-Verlag, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-7858-0785-9, S. 273–290.
  • Marco Hofheinz, Jens Riechmann: Zwischen Revolution und Kirchenkampf. Der Weg des Theologen Otto Piper in der Weimarer Republik, Teil I. In: Christ und Sozialist, Jg. 71 (2018), Heft 4, S. 14–23. und Teil II. In: Christ und Sozialist, Jg. 72 (2019), Heft 2/3, S. 79–83.
  • Marco Hofheinz, Frederike van Oorschot: „Krieg ist unter allen Umständen Sünde“. Der pazifistische Einspruch in Theologie und Biographie des lutherischen „Neurealisten“ Otto A. Piper (1891–1982). In: Dies. (Hg.): Christlich-theologischer Pazifismus im 20. Jahrhundert. Aschendorff, Münster 2016 (Studien zur Friedensethik; 56), ISBN 978-3-402-11699-9.), S. 141–168.
  • Marco Hofheinz: Kampfbegriff Schöpfungsordnung. Die Kontroverse zwischen Otto Piper und Alfred de Quervain am Ende der Weimarer Republik. In: Marco Hofheinz / Hendrik Niether (Hrsg.): Glaubenskämpfe zwischen den Zeiten, theologische, politische und ideengeschichtliche Konzepte in der Weimarer Republik. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2022 (Weimarer Schriften zur Republik; 22), ISBN 978-3-515-13374-6, S. 197–222.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag Professor Piwper auf der Sonderfahndungsliste G.B. (Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London), abgerufen am 3. Juni 2022