para-Methoxybenzyltrichloracetimidat

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von para-Methoxybenzyltrichloracetimidat
Allgemeines
Name para-Methoxybenzyltrichloracetimidat
Andere Namen
  • 4-Methoxybenzyl-2,2,2-trichlorethanimidat (IUPAC)
  • p-Methoxybenzyltrichloracetimidat
Summenformel C10H10Cl3NO2
Kurzbeschreibung

gelbe Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 89238-99-3
PubChem 11087263
ChemSpider 10666512
Wikidata Q82276507
Eigenschaften
Molare Masse 282,55 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[1]

Dichte

1,361 g·cm−3 (25 °C)[1]

Siedepunkt

135–137 °C (0,7 mmHg)[2][1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302+312+332​‐​315​‐​319​‐​335​‐​411
P: 273​‐​280​‐​301+312+330​‐​302+352+312​‐​304+340+312​‐​305+351+338[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

para-Methoxybenzyltrichloracetimidat ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Imidsäureester (Imidate). Es wird hauptsächlich in der Zuckerchemie eingesetzt, um freie Hydroxygruppen unter milden Bedingungen mit einer PMB-Gruppe zu schützen. Diese Schützungsreaktion lässt sich jedoch im Prinzip bei jeder Art von Hydroxygruppe anwenden.

Gewinnung und Darstellung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

para-Methoxybenzyltrichloracetimidat wird aus Anisalkohol und Trichloracetonitril hergestellt. Dabei muss eine starke Base eingesetzt werden, damit die nukleophile Substitution ablaufen kann. Typisch sind 10 mol% Natriumhydrid in Diethylether. Ausbeuten von 96 % sind möglich.[2][3] Bei der Reaktion handelt es sich um eine Modifikation der Pinner-Reaktion.

Physikalische Eigenschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem Eluent der Zusammensetzung Petrolether:Ethylacetat 1:1 hat para-Methoxybenzyltrichloracetimidat einen Rf-Wert von 0,78.[3]

Chemische Eigenschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

para-Methoxybenzyltrichloracetimidat reagiert am Benzyl-Kohlenstoff als Elektrophil. Ob mit Wasser Zersetzung stattfindet ist nicht klar; bekannt ist lediglich, dass bei der wässrigen Aufarbeitung des Produktgemisches keine entscheidende Menge des Produkts hydrolysiert wird.[3] Treibende Kraft der Reaktion ist die Bildung des stabileren Trichloracetamids.

An dem Beispiel des mit 2 Benzoylgruppen und einer Methylgruppe geschützten Glucosederivats 1 sei der Nutzen des para-Methoxybenzyltrichloracetimidats gezeigt. Die Titel-Verbindung (2) wird in 5-fachem Überschuss und unter Katalyse durch Triflinsäure eingesetzt um die PMB-Gruppe einzuführen, was zum komplett geschützten Glucosederivat 3 führt. Nachfolgend kann das „umgeschützte“ Glucosederivat 4 gebildet werden, indem 3 mit Natronlauge verseift wird. Würde nicht die Titel-Verbindung genutzt, sondern das Standardreagenz 4-Methoxybenzylchlorid mit Base, würde es bereits im ersten Schritt gleichzeitig zur Entschützung der Benzoylschutzgruppen kommen und ein Gemisch verschiedener Produkte würde entstehen.[4]

  • S. Vidal: Protecting Groups in Carbohydrate Synthesis. 1. Auflage. Wiley-VCH, 2019, ISBN 978-3-527-34010-1, Kap. 3.2.1.2 p-Methoxybenzyl Ethers (PMB), S. 82.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f Datenblatt 4-Methoxybenzyl-2,2,2-trichloroacetimidate bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. August 2022 (PDF).
  2. a b N. Nakajima, K. Horita, R. Abe, O. Yonemitsu: MPM (4-methoxybenzyl) protection of hydroxy functions under mild acidic conditions. In: Tetrahedron Letters. Band 29, Nr. 33, 1988, S. 4139–4142, doi:10.1016/S0040-4039(00)80438-4.
  3. a b c V. Bernat, C. André-Barrés, M. Baltas, N. Saffon, H. Vial: Synthesis of antimalarial G-factors endoperoxides: relevant evidence of the formation of a biradical during the autoxidation step. In: Tetrahedron. Band 64, Nr. 39, 2008, S. 9216–9224, doi:10.1016/j.tet.2008.07.047.
  4. H. Takahashi, H. Kittaka, S. Ikegami: Novel synthesis of enantiomerically pure natural inositols and their diastereoisomers. In: The Journal of Organic Chemistry. Band 66, Nr. 8, 2001, S. 2705–2716, doi:10.1021/jo001575h.