Paralleldach
Ein Paralleldach (auch Parallelsatteldach[2]) ist in der Architektur eine Dachform mit mehreren nebeneinander angeordneten Satteldächern über einem einzigen Baukörper.[3]
Geschichte und Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paralleldächer oder sogenannte mehrfache Satteldächer[4] entstanden bei historischen Gebäuden auf besonders tiefen bzw. breiten Gebäuden, wenn ein einziges aufwändiges und hohes Satteldach vermieden werden sollte.[4] Einige mittelalterliche Hallenkirchen im südlichen Ostseeraum zeigen solche Dächer. Bekannt ist auch bei norddeutschen Herrenhäusern der Typ des sogenannten Schleswig-Holsteinischen Doppelhauses mit seinen charakteristischen Paralleldächern.
Es können beliebig viele Satteldächer zu einem Paralleldach aneinandergereiht werden. Wiederaufgegriffen wurden Paralleldächer in der Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts mit eisernen Dachkonstruktionen bei Hallenbauten.[4] Eine moderne Form der Paralleldächer zeigen einige Tragwerke in Leichtbauweise, so die in der DDR verwendete VT-Falte.
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Paralleldach auf dem Querhaus der Katharinenkirche, Lübeck
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Paralleldächer der Marienkirche Danzig
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Detailansicht der Marienkirche Danzig: Paralleldächer mit Entwässerung der Dachgräben
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Paralleldächer auf der Markuskirche Butzbach
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Paralleldächer, Schloss Glücksburg
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Paralleldächer auf der Bettfedernfabrik Aschoff & Gramann in Hannover, 1899
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Paralleldächer bzw. Grabendach-Reihe der Turnhalle der Adolf-Reichwein-Schule (Heusenstamm), 1965–1967
Schadensproblematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Paralleldächern entstehen in den Gräben der aneinanderstoßenden Traufen bei nicht genügender Abführung des Regenwassers Probleme durch stauende Nässe. An mittelalterlichen Bauten wurden am Auslass der Dachgräben Wasserspeier eingebaut, die heute oft in Fallrohre münden. Außerdem gestaltet sich händische Schneeräumung in den Dachgräben aufwendig.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Werkstattgebäude der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn, Berlin. Abbildung entnommen aus: Handbuch der Architektur, Theil III, Die Hochbau-Constructionen. 2. Band, Heft 4. Eduard Schmitt: Dächer im Allgemeinen. Dachformen. Theodor Landsberg: Dachstuhl-Constructionen. Stuttgart 1897, S. 26, Fig. 59. (Digitalisat)
- ↑ Thomas Eißing, Benno Furrer, Christian Kayser, Stefan King, Ulrich Klein, Ulrich Knapp, Burghard Lohrum, Tilmann Marstaller, Claudia Mohn, Heinz Pantli, Hans-Hermann Reck, Daniel Reicke: Vorindustrieller Holzbau. Terminologie und Systematik für Südwestdeutschland und die deutschsprachige Schweiz (= Südwestdeutsche Beiträge zur historischen Bauforschung, Sonderband.) 2., überarbeitete Auflage. Universität Heidelberg / Universitätsbibliothek, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-96929-223-5 (Digitalisat), S. 105.
- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 25. August 2024), S. 335: Paralleldach.
- ↑ a b c Handbuch der Architektur, Theil III, Die Hochbau-Constructionen. 2. Band, Heft 4. Eduard Schmitt: Dächer im Allgemeinen. Dachformen. Theodor Landsberg: Dachstuhl-Constructionen. Stuttgart 1897, S. 25–28. (Digitalisat)
- ↑ Nils Meyer: Schwimmhalle Fischerinsel. In: bauwelt.de. 2010, abgerufen am 25. August 2024.