Parlamentswahl in Ruanda 2024

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Parlamentsgebäude von Ruanda in der Hauptstadt Kigali (2019)

Die Parlamentswahl in Ruanda 2024 fand am 15. Juli parallel zur Präsidentschaftswahl statt.[1] Die Wahlkoalition um die Ruandische Patriotische Front gewann 68,83 Prozent der Stimmen.

Die Ruandische Patriotische Front (RPF) regiert Ruanda seit Ende des Völkermords 1994. Der Parteivorsitzende Paul Kagame ist seit 2000 Präsident des Landes. Ruanda gilt als stabil und wirtschaftlich wachsend, jedoch werden politische Gegner und unabhängige Medien von der Regierung durch Einschüchterung, Verhaftungen und gerichtliche Maßnahmen unterdrückt.[2][3]

Wahltermin und -zeitplan

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Der Wahltermin wurde im Dezember 2023 auf den 15. Juli 2024 festgelegt. Die ruandische Diaspora kann am 14. Juli an ausgewählten Orten wählen.[4][5] Der gleichzeitige Wahltermin mit der Präsidentschaftswahl wurde durch eine Verfassungsänderung im August 2023 möglich, die die Amtszeit der Abgeordneten einmalig um ein Jahr verlängerte. Die Amtszeit des Präsidenten wurde von sieben auf fünf Jahre reduziert und damit an die Amtszeit der Abgeordneten angeglichen. Die Zusammenlegung der Wahlen wurde mit dem Ziel begründet, die Kosten sowohl für den Staat als auch für die politischen Parteien, die an den Wahlen teilnehmen, zu minimieren.[6]

Die Einreichung von Kandidaturen ist vom 13. bis 30. Mai 2024 möglich. Unabhängige Kandidaten müssen eine Liste mit 600 Unterschriften von registrierten Wählern vorlegen, wobei mindestens 12 Unterschriften für jeden der 30 Distrikte benötigt werden. Die vorläufige Kandidatenliste wurde am 6. Juni und die endgültige Liste amn 14. Juni 2024 veröffentlicht.[6][7]

Für die Wahl 2024 sind rund 9,5 Millionen Ruander registriert, davon etwa 2 Millionen Erstwähler der „Generation Kagame“, die nach dem Völkermord und während der Regierungszeit Kagames geboren wurden.[8]

Von den 80 Sitzen in der Abgeordnetenkammer, dem Unterhaus im parlamentarischen Zweikammersystem von Ruanda, werden 53 direkt über Listenwahl gewählt, während 24 Sitze für Frauen, 2 für junge Menschen und 1 für Menschen mit Behinderung reserviert sind. Von den für Frauen reservierten Sitzen gehen jeweils 6 an die Ost-, Süd- und Westprovinz, 4 an die Nordprovinz und 2 an die Hauptstadtprovinz Kigali. Die Wahlstimmen werden nach dem Hare/Niemeyer-Verfahren (engl. method of largest remainders) in die 53 Abgeordnetenmandate umgerechnet. Es besteht eine 5-Prozent-Hürde unabhängige Kandidaten.[9][10]

Die finale Liste der Wahlkommission umfasste 589 akzeptierte Kandidaten für die 80 Parlamentssitze von 666 insgesamt eingereichten Kandidaturen. Von den sechs politischen Parteien wurden insgesamt 392 Kandidaturen eingereicht. Dazu kamen 27 unabhängige Kandidaturen, 200 für die Frauenrepräsentantinnen, 34 für die Jugend- und 13 für die Behindertenrepräsentanten. Von den 392 Parteikandidaturen genügten 345 den Anforderungen. Die regierende Ruandische Patriotische Front (RPF) reichte eine Liste mit der maximal möglichen Kandidatenzahl von 80 Personen ein, die alle von der Wahlkommission akzeptiert wurden.[7] Die zweitstärkste Social Democratic Party reichte eine Liste mit 66 Kandidaturen ein, darunter 37 Männer und 29 Frauen.[11] Von diesen qualifizierten sich 59 Kandidaten. Bei der Liberal Party (PL) wurden alle 54 Kandidaten akzeptiert und bei der Demokratischen Grünen Partei Ruandas (DGPR) waren es laut der Wahlkommission 50 von 64. Die Parti Démocratique Idéal (PDI) stellte 55 akzeptierte Kandidaten und die Social Party Imberakuri 47 von 80 eingereichten. Von den 27 unabhängigen Kandidaten schaffte es nur Janvier Nsengiyumva auf die Wahlliste.[12] Für die 24 Sitze für Frauenrepräsentantinnen kandidieren 199 Frauen, für die 2 Jungendrepräsentanten 31 Kandidaten und für den Behindertenrepräsentanten 13 Kandidaten.[7]

Diagramm mit farbcodierter Sitzverteilung
80 Sitze der Abgeordnetenkammer von Ruanda, 2018:[13]
  • RPF-Koalition: 40 Sitze
  • Sozialdemokratische Partei: 5 Sitze
  • Liberale Partei: 4 Sitze
  • Demokratische Grüne Partei Ruandas: 2 Sitze
  • Soziale Partei Imberakuri: 2 Sitze
  • Indirekt ernannte Mitglieder: 27 Sitze, davon sind 24 für Frauen reserviert, 2 für junge Menschen und 1 Sitz für Menschen mit Behinderung[10]
  • Bei der letzten Parlamentswahl in Ruanda am 2. September 2018 gewannen folgende Parteien Sitze von den 53 zur Wahl stehenden:[13]

    Erstmals zogen zwei Mitglieder der DGPR ins Parlament ein.[14]

    Der 2024 einzige parteiunabhängig antretende Kandidat Janvier Nsengiyumva kandidierte bereits bei der Parlamentswahl 2018, aber erreichte nicht die notwendige Fünf-Prozent-Hürde.[12]

    Diagramm mit farbcodierter Sitzverteilung
    80 Sitze der Abgeordnetenkammer von Ruanda nach der Parlamentswahl 2024:[15]
  • RPF-Koalition: 37 Sitze
  • Liberale Partei: 5 Sitze
  • Sozialdemokratische Partei: 5 Sitze
  • Parti Démocratique Idéal (PDI): 2 Sitze
  • Demokratische Grüne Partei Ruandas: 2 Sitze
  • Social Party Imberakuri (PS-Imberakuri): 2 Sitze
  • Indirekt ernannte Mitglieder: 27 Sitze, davon sind 24 für Frauen reserviert, 2 für junge Menschen und 1 Sitz für Menschen mit Behinderung
  • Nach den offiziellen Wahlergebnissen gewannen die RPF und ihre Wahlkoalitionspartner 68,83 % der Stimmen, was 37 Sitzen entspricht.[15] Laut der nationalen Wahlkommission gaben von 9.071.000 registrierten Wählern 8.761.453 ihre Stimmen ab.[16]

    Einige Parteien erhielten knapp unter 5 Prozent der Stimmen: die PDI 4,61 %; DGPR 4,56 % und PS-Imberakuri 4,51 %. Laut der Wahlkommission werden solche Werte für die 5-Prozent-Hürde jedoch aufgerundet, sodass die Parteien es demnach knapp ins Parlament schafften. Deutlich unterhalb der notwendigen fünf Prozent lag jedoch das Ergebnis für den unabhängigen Kandidaten Janvier Nsengimana mit vorläufig 0,21 % der Stimmen.[15][17]

    WahlbündnisseListenStimmen%Mandate+/-
    Wahlbündnis Front RPFRuandische Patriotische Front (RPF)6.126.43368,837–3
    Centrist Democratic Party (PDC)
    Party for Progress and Concord (PPC)
    Parti de la Solidarité et du Progrès (PSP)
    Democratic Union of the Rwandan People (UDPR)
    Rwandan Socialist Party (PSR)
    Liberal Party (PL)770.8968,75+1
    Social Democratic Party (PSD)767.1438,65±0
    Parti Démocratique Idéal (PDI)410.5134,62+1
    Demokratische Grüne Partei Ruandas (DGPR)405.8934,62±0
    Social Party Imberakuri (PS-Imberakuri)401.5244,52±0
    Unabhängige (1 Kandidat: Janvier Nsengiyumva)19.0510,2±0
    Indirekt bestimmte Abgeordnete27±0
    Gesamt8.901.45310080
    Ungültige Stimmen6.4230,1
    Wähler8.907.87698,2
    Wahlberechtigte9.071.157
    Quellen: [15]
    Wahlergebnisse für indirekt bestimmte Abgeordnete[15]
    Indirekt bestimmte Abgeordnete Mandate Kandidat Stimmen %
    Frauenrepräsentantinnen Nordprovinz 4 Olive Uwamurera 18.959 79,35
    Eliane Mukarusagara 18.956 79,33
    Madina Ndangiza 17.690 74,04
    Ingrid Marie Parfaite Izere 17.519 73,32
    Ostprovinz 6 Gertrude Kazarwa 19.760 62,06
    Lydia Mushimiyimana 19.625 61,64
    Christine Kanyandekwe 18.724 58,81
    Alphonsine Mukamana 18.391 57,76
    Solange Uwingabe 18.367 57,69
    Judith Mukarugwiza 17.630 55,37
    Südprovinz 6 Francine Tumushime 23.651 77,34
    Marie Claire Uwumuremyi 22.576 73,83
    Jeannette Uwababyeyi 21.919 71,68
    Sarah Kayitesi 20.965 68,56
    Germaine Mukabalisa 20.404 66,73
    Hope Gasatura Tumukunde 20.153 65,90
    Westprovinz 6 Aline Ingabire 22.558 72,2
    Francoise Mukandekezi 20.805 66,6
    Angelique Nyirabazayire 20.433 65,4
    Alice Muzana 19.009 60,9
    Gloriose Sibobugingo 18.846 60,3
    Salama Uwamurera 16.838 53,9
    Kigali 2 Phoebe Kanyange 7.864 82,78
    Donatha Gihana 7.228 76,08
    Jugendrepräsentanten 2 Vanessa Umuhoza Gashumba 188 73,72
    Venuste Icyitegetse 159 62,35
    Behindertenrepräsentant 1 Olivia Mbabazi 375 59,90

    Der Frauenanteil an den 80 Sitzen im Parlament stieg von 61,3 % auf 63,8 %.[18] Während 27 Abgeordnete indirekt bestimmt wurden (vgl. Tabelle oberhalb), zogen folgende 53 Politiker über die Listenwahl ins Parlament ein:

    RPF-Wahlkoalition

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    37 Mandate:[19]

    • Speciose Ayinkamiye
    • Damien Nyabyenda
    • Beline Uwineza
    • Emmanuel Ndoriyobijya
    • Veneranda Uwamariya
    • Emmanuel Karemera
    • Furaha Emma Rubagumya
    • Benoit Senani
    • Winifrida Mpembyemungu
    • Eugène Mussolin
    • Odette Uwamariya
    • Barthelemy Karinijabo
    • Christine Bakundufite
    • Philibert Uwiringiyimana
    • Cecille Murumunawabo
    • Diogene Bitunguramye
    • Pie Nizeyimana
    • Sylvie Muyango Mukayiranga
    • Deogratias Nzamwita
    • Marie Therese Uwizeye
    • Joseph Ndereremungu
    • Yvonne Mujawabega
    • Egide Nkuranga
    • Christine Nyiramana
    • Anastase Nabahire
    • Therence Kayigire
    • Beth Murora
    • James Kanamugire
    • Jean Paul Munyandamutsa
    • Jennifer Wibabara
    • Epiphanie Mukampunga
    • Etienne Mvano Nsabimana
    • Liliane Umutesi
    • Prisca Uwamahoro
    • Jean Sauveur Kalisa
    • Spéciose Mukandanga
    • Germain Musonera

    5 Mandate:[20]

    5 Mandate:[21]

    • Valens Muhakwa
    • Jeanne d’Arc de Bonheur
    • Gallican Niyongana
    • Marie Therese Uwubutatu
    • Deogratias Bizimana Minani

    2 Mandate:[22]

    2 Mandate:[23]

    2 Mandate:[24]

    Einzelnachweise

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    1. Rwandan Presidency 2024 General. International Foundation for Electoral Systems, abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
    2. 2024 elections. Rwanda: July 15. Africa Center for Strategic Studies, abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
    3. Rwanda. Freedom House, 2023, abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
    4. Emmanuel Ntirenganya: Ten things to know about 2024 presidential, parliamentary elections. The New Times, 18. Dezember 2023, abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
    5. Rwanda’s 2024 Presidential and Parliamentary Elections: What You Need to Know. Media Talk Africa, 18. Dezember 2023, abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
    6. a b Emmanuel Ntirenganya: Extension of Parliamentarians tenure effected, revised Rwanda Constitution published. The New Times, 5. August 2023, abgerufen am 10. Mai 2024 (englisch).
    7. a b c Emmanuel Ntirenganya: Nearly 600 candidates scramble for 80 seats in Parliament. The New Times, 16. Juni 2024, abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
    8. Carlos Mureithi & Ignatius Ssuuna: ‘There will be no surprises’: Kagame set to sweep to fourth term as Rwandan president. The Guardian, 11. Juli 2024, abgerufen am 11. Juli 2024 (englisch).
    9. Rwandans vote in parliamentary elections. aljazeera.com, 16. September 2013, abgerufen am 9. Mai 2024 (englisch).
    10. a b RWANDA (Chambre des Députés). Inter-Parliamentary Union, abgerufen am 13. Juni 2024 (englisch).
    11. P.S.D Submits Candidate List for 2024 Parliamentary Elections. In: psd-rwanda.rw. 20. Mai 2024, abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
    12. a b Emmanuel Ntirenganya: Who is Janvier Nsengiyumva, the sole independent parliamentary candidate? The New Times, 26. Juni 2024, abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
    13. a b Rwandan Chamber of Deputies 2018 General. International Foundation for Electoral Systems, abgerufen am 13. Juni 2024 (englisch).
    14. Victoire Ingabire: Rwanda frees 2,000 people including opposition figure. bbc.com, 15. September 2018, abgerufen am 13. Juni 2024 (englisch).
    15. a b c d e FINAL RESULTS FOR PRESIDENTIAL ELECTION. In: www.nec.gov.rw. Abgerufen am 24. Juli 2024.
    16. Moise M. Bahati: RPF-led coalition wins 62% votes in parliamentary polls. The New Times, 17. Juli 2024, abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch).
    17. Moise M. Bahati: Will PDI, Green Party, PS-Imberakuri get seats in Parliament? The New Times, 18. Juli 2024, abgerufen am 21. Juli 2024 (englisch).
    18. Hudson Kuteesa: Number of women in Rwanda’s lower house of parliament rises to 63.8%. The New Times, 23. Juli 2024, abgerufen am 25. Juli 2024 (englisch).
    19. ABADEPITE BEMEJWE BURUNDU BATOWE MU MATORA RUSANGE: FPR-INKOTANYI N’IMITWE YA POLITIKI BAFATANYIJE (PDC, PPC, PSR, PSP, na UDPR). In: nec.gov.rw. Abgerufen am 24. Juli 2024.
    20. ABADEPITE BEMEJWE BURUNDU BATOWE MU MATORA RUSANGE: ISHYAKA RIHARANIRA UKWISHYIRA UKIZANA KWA BURI MUNTU (PL). In: nec.gov.rw. Abgerufen am 24. Juli 2024.
    21. ABADEPITE BEMEJWE BURUNDU BATOWE MU MATORA RUSANGE: ISHYAKA RIHARANIRA DEMOKARASI N’IMIBEREHO MYIZA Y’ABATURAGE (PSD). In: nec.gov.rw. Abgerufen am 24. Juli 2024.
    22. ABADEPITE BEMEJWE BURUNDU BATOWE MU MATORA RUSANGE: ISHYAKA NTANGARUGERO MURI DEMOKARASI (PDI). In: nec.gov.rw. Abgerufen am 24. Juli 2024.
    23. ABADEPITE BEMEJWE BURUNDU BATOWE MU MATORA RUSANGE: ISHYAKA RIHARANIRA DEMOKARASI NO KURENGERA IBIDUKIKIJE MU RWANDA (DGPR – GREEN PARTY). In: www.nec.gov.rw. Abgerufen am 24. Juli 2024.
    24. ABADEPITE BEMEJWE BURUNDU BATOWE MU MATORA RUSANGE: ISHYAKA RY’IMBERAKURI RIHARANIRA IMIBEREHO MYIZA (PS IMBERAKURI). In: nec.gov.rw. Abgerufen am 24. Juli 2024.