Läusekräuter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. September 2015 um 14:52 Uhr durch Uwe Gille (Diskussion | Beiträge) (Auszeichnungsfehler korrigiert | Helfer gesucht). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Läusekräuter

Quirlblättriges Läusekraut (Pedicularis verticillata)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)
Gattung: Läusekräuter
Wissenschaftlicher Name
Pedicularis
L.

Die Pflanzengattung der Läusekräuter (Pedicularis) gehört zur Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). Sie umfasst etwa 600 Arten auf der Nordhalbkugel.

Beschreibung

Illustration des Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica).

Alle Läusekraut-Arten sind Halbschmarotzer, die mit Saugorganen (Haustorien) den Wurzeln von Wirtspflanzen Wasser und Nährsalze entziehen. Die Pflanzen können deshalb auch auf trockenen Standorten gedeihen, obwohl sie selbst keinen Verdunstungsschutz entwickelt haben. Einmal abgepflückt, verwelken Läusekräuter schnell. Läusekraut-Arten wachsen als ausdauernde oder einjährige, selten zweijährige krautige Pflanzen.

Die Laubblätter sind wechselständig, gegenständig oder in Wirteln am Stängel verteilt angeordnet. Die unteren Laubblätter sind meist lang gestielt und die oberen sind oft mehr oder weniger ungestielt. Die Blattspreiten sind meist fiederspaltig oder fiederteilig, selten einfach mit glattem oder gezähntem Rand.

Es ist ein endständiger Blütenstand vorhanden oder die Blüten stehen in den Blattachseln. Die Tragblätter sind meist laubblattähnlich. Die zwittrigen, zygomorphen Blüten besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die Kelchblätter sind röhrig bis glockenförmig verwachsen; der Kelch ist oft mehr oder weniger zweilippig und meist tief in selten zwei- bis meist fünf Kelchzähne gespalten. Die purpurfarbenen, roten, gelben oder weißen Kronblätter sind verwachsen; die Krone ist stark zweilippig. Bei den meisten Arten sind die Blütenkronen leicht schraubig und etwas zur Seite aus der Mittellinie verdreht, und zwar von vorn betrachtet nach links. Die Oberlippe umhüllt kapuzenartig die Staubbeutel, ist seitlich zusammengedrückt, gerundet oder gestutzt und endet in Zähnen oder einem Schnabel. Die drei Kronlappen der Unterlippe sind meist ausgebreitet und im Knospenstadium außerhalb der Oberlippe. Es sind vier Staubblätter vorhanden. Die Staubfäden sind kahl oder flaumig behaart und die Staubbeutel können eine Stachelspitze besitzen. Die Narben sind kopfig.

Die loculicidalen Kapselfrüchte können etwas zusammengedrückt wirken und enthalten viele Samen. Die Samen besitzen eine netzartige oder gerippte Oberfläche.

Alpine Läusekraut-Arten sind völlig an Hummeln als Bestäuber angepasst.

Giftigkeit

Läusekrautpflanzen schmecken brennend scharf und riechen unangenehm, daher werden sie vom Weidevieh gemieden. Der Verzehr soll Darmentzündungen und Blutharnen verursachen.

Alle Pflanzenteile, vor allem die Samen, sind durch Aucubin giftig.

Verbreitung

Die Gattung Pedicularis ist weit verbreitet in den kalten und alpinen Gebieten der Nordhalbkugel. In China kommen 352 Arten vor, 271 davon nur dort. Das Zentrum der Artenvielfalt mit den meisten Arten befindet sich in den Bergen des südwestlichen Chinas.

Systematik

Pedicularis acaulis
Pedicularis chamissonis
Pedicularis elongata
Pedicularis foliosa
Pedicularis groenlandica
Pedicularis oederi
Pedicularis palustris
Pedicularis recutita
Pedicularis rostrato-capitata
Karlsszepter (Pedicularis sceptrum-carolinum)
Pedicularis superba
Pedicularis tuberosa

Die Gattung Pedicularis wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 607-610 aufgestellt. Als Lectotypus wurde 1930 Pedicularis sylvatica L. durch Francis Whittier Pennell in Proc. Acad. Nat. Sci. Philadelphia, 82, S. 18 festgelegt. [1] Ein Synonym für Pedicularis L. ist Pediculariopsis Á.Löve & D.Löve. Die Gattung Pedicularis gehört zur Familie der Orobanchaceae; früher wurde sie der Familie der Scrophulariaceae zugeordnet. [2]

Bezüglich der Namensdeutung (lateinisch pediculus für Laus) gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Es wurde früher ein Absud des Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris) gegen Vieh- und Menschenläuse und anderes Ungeziefer verwendet
  • Oder weil das Vieh beim Genuss von Läusen befallen wird
  • Oder das gekräuselte Aussehen der stark fiederspaltigen Blätter erweckt den Anschein, dass sie mit Blattläusen besetzt sind
Blütenstand von Pedicularis attollens, deutlich ist die dreilappige Unterlippe der zygomorphen Blüte erkennbar.
Ausschnitt eines Blütenstandes von Pedicularis bracteosa, deutlich ist die kapuzenförmige Oberlippe der zygomorphen Blüte erkennbar.
Blütenstand von Pedicularis canadensis, deutlich ist die kapuzenförmige Oberlippe der zygomorphen Blüte erkennbar.

Es gibt etwa 600 Pedicularis-Arten (Auswahl):

Namensähnlichkeiten

  • Sabadill, Sabadill-Läusekraut, Mexikanisches Läusekraut (Schoenocaulon officinale)
  • Weißer Germer (Veratrum album), auch Lauskraut genannt

Quellen

  • Yang Han-bi, Noel H. Holmgren & Robert R. Mill: Pedicularis. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 18: Scrophulariaceae through Gesneriaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1998, ISBN 0-915279-55-X, S. 97 (englisch)., online. (Abschnitt Beschreibung und Verbreitung)

Einzelnachweise

  1. Pedicularis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  2. Pedicularis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.Vorlage:GRIN/Wartung/Keine ID angegeben

Weiterführende Literatur

  • Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
  • Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
  • Y. Tang, J. S. Xie: A pollination ecology study of Pedicularis Linnaeus (Orobanchaceae) in a subalpine to alpine area of northwest Sichuan, China. In: Arctic, Antarctic, and Alpine Research. Band 38, Nr. 3, 2006, S. 446–453, doi:10.1657/1523-0430(2006)38[446:APESOP]2.0.CO;2.
  • Hong Wang, De-Zhu Li: Pollination Biology of Four Pedicularis Species (Scrophulariaceae) in Northwestern Yunnan, China. In: Annals of the Missouri Botanical Garden., Band 92, Nr. 1, 2005, S. 127-138, PDF-Datei.
  • Lazarus Walter Macior, Tang Ya, Jianchen Zhang: Reproductive biology of Pedicularis (Scrophulariaceae) in the Sichuan Himalaya. In: Plant Species Biology. Band 16, Nr. 1, 2001, S. 83–89m DOI: 10.1046/j.1442-1984.2001.00048.x.
  • M. Philipp, S. R. J. Woodell, J. Böcher, O. Mattsson: Reproductive Biology of Four Species of Pedicularis (Scrophulariaceae) in West Greenland. In: Arctic and Alpine Research. Band 28, Nr. 4, 1996, S. 403-413, JSTOR.
  • E. F. Sprague: Pollination and evolution in Pedicularis (Scrophulariaceae). In: Aliso. Band 5, 1962, S. 181–209.

Weblinks

Commons: Läusekräuter (Pedicularis) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien