Peter Marggraf (Bildhauer, 1947)

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Peter Marggraf (2014)
Porträt Peter Marggraf 2014. In der Werkstatt in Bordenau

Peter Marggraf (* 1947 in Ehlbeck bei Lüneburg) ist ein deutscher Bildhauer, Zeichner, Drucker und Büchermacher.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1965 studierte Peter Marggraf an der Werkkunstschule in Hannover bei Helmut Rogge. 1970 folgte ein Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Jochen Hiltmann. Von 1975 bis 1979 erhielt Peter Marggraf einen Lehrauftrag für plastisches Gestalten an der Fachhochschule in Hannover. Anschließend studierte er 1975 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Emil Cimiotti. 1981 war er Meisterschüler bei Emil Cimiotti. 1984 erhielt er den Niedersächsischen Kunstpreis (Nachwuchsstipendium). 1996 gründete Peter Marggraf die San Marco Handpresse. 1999 hielt sich Peter Marggraf zwei Monate mit einem Arbeitsstipendium im Deutschen Studienzentrum in Venedig auf.

Peter Marggraf wurde mit seinem Werk in die Künstlerdatenbank und Nachlassarchiv Niedersachsen aufgenommen.

Plastiken aus Ton[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Da aber sitzt einer vor einem Scherbenhaufen und versucht, trotzig und unbeirrbar wie ein Archäologe, noch einmal eine Figur zusammenzusetzen, dieses Abbild, diesen Menschen wieder heil und ganz zu machen. Zwar vermag er ihm die Hände zurückzugeben oder die vollen Lippen des Mundes oder die feinen Wimpern an den geschlossenen Augendeckeln - aber er wird nicht fertig, er kann nicht fertig werden, ein Heilmachen ist hier jetzt nicht möglich. Einen ganzen Menschen schaffen zu wollen, das wäre der gleiche Hochmut, die gleiche Hybris, die zuvor zur Zerstörung geführt haben. So sehen wir also in den Plastiken von Peter Marggraf das, was er als einzelner vom Bild des Menschen mit seiner Kunst zu retten vermag. Kein völlig heilloser Zustand - darin liegt der Trost für uns. Aber es mag sein, daß dies der Trost eines Sisyphos ist - darin liegt die Herausforderung für uns. Doch vielleicht kommen wir tatsächlich nicht umhin, uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorzustellen.“[1]

Plastiken aus Bronze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Seine Wachsplastiken suggerieren trotz ihrer kleinen Höhenmaße eine ihnen innewohnende Größe und Würde, die in einem intensiven, geradezu meditativen Schaffensprozeß wurzelt. Weil das Wachs von Marggraf buchstäblich „in der Hand“ geformt wurde und Gestalt annahm, haftet den Plastiken eine Intimität an, die Körpergefühl und spirituelles Empfinden gleichermaßen ausstrahlt. Die darin eingeschlossene Stille als Moment der Kontemplation ist allen Arbeiten Peter Marggrafs innewohnend.“[2]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

San Marco Handpresse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Setzen von Büchern an der Zeilensetzmaschine "Linotype" in Blei für den Buchdruck
Der Bildhauer Peter Marggraf druckt Bücher auf dem Heidelberger Tiegel

"1996 gründete der Bildhauer Peter Marggraf die San Marco Handpresse. Er setzt Texte und Gedichte mit der Hand oder auf der Linotype in Blei und druckt diese dann auf einem Handtiegel. Er bindet die einzelnen Lagen mit der Hand zu Büchern und legt Originalgrafiken hinein."

„Eigentlich ist Marggraf Bildhauer, bekannt geworden durch seine eigenwilligen Terrakotta-Skulpturen, nahezu lebensgroße meditative Figuren. Und das existentielle Interesse an der Situation des Menschen bestimmt auch die Auswahl der Texte, mit denen er sich als Drucker auseinandersetzt. (...) So hat er Trakl gedruckt, Kafka, Beckett, Büchner. So ist eine Serie wundervoller Frottagen von großen Holzlettern mit Ingeborg Bachmanns Gedichtszyklus "Lieder auf der Flucht" entstanden, großformatige Blätter, die wie in Stein gemeißelt wirken. Ein einmaliges Mappenwerk.“[3]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher, Mappen und Kassetten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lenz. Eine kolorierte Bleistiftzeichnung aus der Kassette "Lenz". Aufbewahrt im Dommuseum Hildesheim.
Woyzeck. Eine Monotypie aus der Kassette "Woyzeck"
Gekreuzigter. Eine Radierung aus der Kassette "Passio". In der Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz.
Tanz. Zeichnung eines 7 m langen Totentanz zu einem Gedicht von Clemens Umbricht. (Ausschnitt). Aufbewahrt im Dommuseum Hildesheim.
  • Was kommen wird. Gedichte von Hans Georg Bulla (mit einer Radierung).
  • Ein Hungerkünstler. Erzählung von Franz Kafka (mit einer Radierung).
  • Sebastian im Traum. Gedichte von Georg Trakl (mit drei Radierungen).
  • Woyzeck. Dichtung von Georg Büchner (mit drei Radierungen).
  • Lenz. Dichtung von Georg Büchner (mit drei Radierungen).
  • Traumbilder - Ein Totentanz. Gedichte von Heinrich Heine (mit drei Radierungen).
  • Die Verwandlung. Erzählung von Franz Kafka (mit zwei Radierungen).
  • Lieder auf der Flucht. Gedichte von Ingeborg Bachmann (mit drei Radierungen).
  • Anrufung des großen Bären. Gedichte von Ingeborg Bachmann (mit zwei Radierungen).
  • Venedig hieß es. Gedichte von Anna Maria Carpi (mit einer Radierung).
  • Spätherbst in Venedig. Gedichte von Rainer Maria Rilke (mit Blättern aus venezianischen Skizzenbüchern).
  • Zurückwinken. Drei Geschichten von Hans Georg Bulla (mit Grafiken von 1986 bis 2011).
  • Passio. Die Johannespassion (mit Zeichnungen und Drucken von 1980 bis 2013).
  • Der Traum von Venedig. Gedichte von Theodor Däubler (mit Aquarellen aus Venedig und einen Textbeitrag von Walter Jens).
  • Wundbilder. Gedichte von Michael Hillen (mit einer Radierung).
  • Brief an den Vater. Franz Kafka (mit Kohlezeichnungen von 1990).
  • Er ist barhäuptig, barfüßig. Samuel Beckett (mit einer Radierung).
  • Der Tod in Venedig. Thomas Mann (mit eingedruckten Holzschnitten).

Mappen und Kassetten (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Totentänze (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Den Atem tauschen. Zeichnungen (Graphit und Acryl) zu einem Gedicht von Ingeborg Bachmann.
  • Ein Verrückter und Eine. Eine Mappe (Frottagen) zu einem Gedicht von Rainer Maria Rilke.−
  • Totentanz. Ein Leporello (Graphit und Tempera)zu einem Gedicht von Clemens Umbricht. (In der Sammlung Hartmann, Dommuseum Hildesheim)
  • Jetzt faßt er mich an - Ein Schattenspiel. (Graphit und Frottage).
  • Thomas Mann. Der Tod in Venedig. Eine Kassette mit dem Buch, allen Holzschnitten und den Andrucken und Druckstöcken. (In der Sammlung Hartmann, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz)

Arbeiten in öffentlichem Besitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plastiken, Bücher und Mappen

  • Sammlung des Landkreises Cuxhaven
  • Sammlung des Landes Niedersachsen
  • Sammlung der Stadt Hannover
  • Sammlung der Gemeinde Burgwedel
  • Sammlung der Stadt Garbsen
  • Sammlung der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover
  • Artothek der Stadt Neustadt am Rbge.
  • Paul-Gerhardt-Gemeinde Sarstedt
  • Sammlung des Landkreises Hannover
  • Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
  • Deutsches Studienzentrum Venedig
  • Kreissparkasse Neustadt am Rbge.
  • Liebfrauenkirche Neustadt am Rbge.
  • Kloster Mariensee
  • Sammlung der Stadtsparkasse Hannover
  • Sammlung der Sparkasse Wolgast
  • Literatur-Büro Hannover
  • Lilly Library, Indiana University/USA.
  • Bibliothek der Hochschule Heerbrugg (Schweiz)
  • Lyrik-Kabinett, Universität München
  • Deutsches Literaturarchiv Marbach
  • Universität Frankfurt a. M.
  • Diakonische Dienste Hannover
  • Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Dresden
  • Lenau Haus in Pécs, Ungarn
  • Sächsische Landesbibliothek, Staats - und Universitätsbibliothek Dresden
  • Universität Hannover
  • Landesbibliothek Bregenz, Österreich
  • Dommuseum Hildesheim (Sammlung Brigitte und Gerhard Hartmann)
  • Dommuseum Hildesheim (Sammlung Renate und Otto Ludwig)
  • St. Michael, Göttingen
  • Diakonie-Kolleg Wolfenbüttel
  • Martin-Luther-Kirche Borken / Westfalen
  • Luther-St.-Andreas Kirche, Rostock
  • St. Antonius von Padua, Warburg-Menne
  • Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Leipzig

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Marggraf-Plastische Objekte, Galerie Merkin-Mövs, Hannover 1975
  • Torso als Prinzip, Kasseler Kunstverein, 1982
  • Peter Marggraf - Terrakotta, Galerie Weise Hannover, 1982
  • Künstler in Niedersachsen. Ankäufe des Landes seit 1976, Kunstverein Hannover, 1983
  • Villa Massimo, Bewerbungen um das Rom-Stipendium, Kunstverein Hannover, 1984
  • Peter Marggraf - Zeichnung und Plastik, Marburger Kunstverein, 1983
  • "Auf der Seite des Todes weiß ich das Leben" Ort der Augen, Blätter für Literatur aus Sachsen-Anhalt, 3/2003, Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben
  • Danse macabre 1493 - 2003, Wendischer Kunstverein, Gartow, 2004
  • Der Künstler und Büchermacher Peter Marggraf und die Serenissima, Bartkowiaks forum book art 2005/2006, Hamburg
  • Stille Dialoge, Schloss Landestrost Neustadt a. Rbge., Region Hannover, 2007
  • Annastift Hannover, Jahresbericht 2007/2008
  • Einmal nur ganz stille, Marktkirche Hannover, 2014
  • Bibliophil, engagiert, einzigartig. Große Literatur in kleinen Verlagen, Aisthesis-Verlag Bielefeld, 2015
  • Totentänze. Graphiken aus der Sammlung Hartmann. Dommuseum Hildesheim, 2017
  • Sammlung Hartmann - Kassetten. Kehrer Verlag, Heidelberg, 2017
  • Bildhauer, Zeichner, Büchermacher. Marginalien, Heft 241, Berlin 2021

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Peter Marggraf (* 1947) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Georg Bulla. Aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung "Peter Marggraf. Als Bildhauer druckend" in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover, 1994
  2. Kurt Märzhäuser. Aus dem Vorwort des Kataloges "Stille Dialoge", Schloss Landestrost Neustadt a. Rbge., Region Hannover, 2007
  3. Peter Piontek in "Forum", Ausgabe 4/98 (Literaturbüro Hannover)