Pförtner (schlesisches Adelsgeschlecht)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen der Pförtner in Johann Siebmachers Wappenbuch

Pförtner (auch Pförtner von der Hölle, Pförtner von der Hell) ist der Name eines alten, weitverzweigten schlesischen Adels- und Patriziergeschlecht, das später in den Landadel aufging. Die in den böhmischen Adels- und Reichsritterstand erhobene Familie schloss im Laufe der Jahrhunderte Allianzen mit zahlreichen schlesischen Uradelsgeschlechtern und ratsfähigen Breslauer Patriziergeschlechtern. Außer in Schlesien waren die Pförtner auch in der Niederlausitz und der Mark Brandenburg ansässig und begütert.[1]

Bereits Sinapius berichtete von einem Heinze Pförtner († 1299), welcher auf Grund seiner Kriegsverdienste von Herzog Bolko I. von Schweidnitz 1274 das Gut Weizenrodau bei Schweidnitz erhielt und mit dem die Stammreihe beginnt.[2] Im Oktober 1418 erwarb der Urenkel von Heinze, Ernst Pförtner das Gut Höllen bzw. Höllau, einem nach Pusch heute nicht mehr existierenden Ort bei Löwenberg. In Folge nannte sich Ernst Pförtner Erbsass auf Hellen bzw. Hel und vereinzelt seine Nachkommen Pförtner von der Hölle bzw. Pförner von der Hell.[3]

Linien Breslau, Neumarkt und Schweidnitz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter den Söhnen von Ernst Pförtner teilte sich der Stamm in drei Linien. Hieronymus Pförtner auf Weizenrodau gründete die Linie Breslau, der kaiserliche Rittmeister und Kriegsrat Heinrich Pförtner die Linie Neumarkt, sowie Balthasar Pförtner die verbliebene Linie Schweidnitz.[4] Heinrich Pförtner erhielt am 24. November 1438 einen kaiserlichen Adels- und Wappenbrief. Der Sohn von Balthasar, Dominikus Pförtner († 1540) war Ratsherr, Bürgermeister von Schweidnitz sowie 1520 Kanzler des Fürstentums Schweidnitz-Jauer.[5] Am 8. August 1563 erlangte Ernst Pförtner von der Hölle den Adelsstand und Bestätigung seiner vier Heerschilde.[6] Von 1596 bis 1657 waren zwei Pförtner im Breslauer Rat vertreten.[7] Als eines der bedeutendsten Angehörigen der Linie Breslau diente Ernst von Pförtner († 1657), auf Pöpelwitz und Pilsnitz, als königlicher Mann- und Landesältester sowie als Präses von Breslau und Direktor des Burglehens Namslau.[8] Darüber hinaus war er in diplomatischer Tätigkeit am kaiserlichen Hof in Wien. Im Fürstentum Breslau besaß er u. a. die Güter Pöpelwitz, Pilsnitz, Schweinern, Groß und Klein Schottgau, Sibischau, Jäschgüttel, usw. Seinem Wappen mit der Jahreszahl 1657 zu Folge wurde er in der Elisabethkirche in Breslau beigesetzt.[9]

Linie Freystadt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bei Pusch nicht aufgeführte Linie Freystadt ging auf den Ratsherren und Bürgermeister von Freystadt Tiburtius Pförtner von der Hölle († 1553) zurück. Seinem Urenkel Johann Melchior Pförtner wurde am 2. Mai 1722 in Laxenburg der böhmische Adelsstand und am 4. Oktober 1723 in Prag der Reichsritterstand verliehen,[10] sowie durch ein kaiserliches Reskript an die Breslauer Oberamtsregierung vom 2. Mai 1722 bzw. 4. Oktober 1723 bekannt gemacht.[11] 1806 erscheint Karl Gottlob von Pförtner auf Döhringau und Netschütz als Landrat des Kreises Freystadt.[12]

Standeserhebungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 24. November 1438: kaiserlicher Adels- und Wappenbrief
  • 8. August 1563: Wappenbesserung und Adelsbestätigung
  • 2. Mai 1722: böhmischer Adelsstand
  • 4. Oktober 1723: Reichsritterstand

„Im geteilten Schild einen gelb und blauen Schach, auf welchem im blauen Ober-Theil ein weißer Wind Hund sitzt. Auf der Krone des Helmes dergleichen sitzender Hund zwischen zwei mit gelb und blau wechselnden Hörnern. Die Helm-Decken gelb und blau.“

Johannes Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, 1720, S. 702

Genealogie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Tiburtius Pförtner von der Hölle († 17. September 1553), Bürgermeister von Freystadt
    1. Balthasar Pförtner († 25. Februar 1567), Senator in Freystadt
      1. Melchior Pförtner zu Schlawe
    2. Melchior Pförtner († 1573), Ratsherr in Freystadt
      1. Joachim Pförtner († 1606)
      2. David Pförtner († 20. Mai 1626)
      3. Caspar Pförtner († 1630), Ratsherr in Freystadt
      4. Melchior Pförtner († 17. Januar 1626)
      5. Balthasar Pförtner
        1. Johann Melchior von Pförtner, 1722 böhmischer Adelsstand, 1723 Reichsritterstand
          1. Carl Gottlieb von Pförtner, Leutnant
          2. Ernst Ludwig von Pförtner, Fahnenjunker, 1762 Leutnant
  • Pförtner v. der Hölle. In: Genealogisches Handbuch des Adels. C.A. Starke, 2002, ISBN 978-3-7980-0829-8, S. 289–290.
  • Oskar Pusch: Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter von 1241 bis 1741 Band 3, Forschungsstelle Ostmitteleuropa, Dortmund 1986, S. 224–235
  • Gothaisches genealogisches taschenbuch der adeligen häuser. J. Perthes, Gotha 1925, S. 684 ff.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. T.O. Weigel, Leipzig 1867, S. 133.
  • Leopold von Zedlitz: Neues preussisches Adels-Lexicon. Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1839, S. 363.
  • Andreas von Assig: Antwort, Auff Beschehene Abdanckung, Bey (Titul) H. Ernst. Moritz von Pförtner und der Höllen, Leichbegängnüß, in Gegenwart Hochansehlicher, Fürstlicher, und anderer Herren Abgesandten, So wol Volckreicher Versam[m]lung Hoch-Adelicher und Vornehmer Leichbegleitenden Personen An deß Wol-Edlen, Gestrengen und Hochbenambten Herrn Ernst von Pförtner un der Höllen, auf Pöppelwitz, Pilßnitz, GroßSchottkaw, Sibischaw und Jäschkittel, Deß Breßlauischen Fürstenthums und zugehörigen Weichbilder Königlichen Manns, Lands-Eltistens, Wolverordneten Praesidis in Breßlaw, und deß Nambßlauischen Burglehns Directoris, Herren Tochterman, un bey diesem actu Stethaltern Dehn Wol-Elden und Gestrengen Herren Georgen von Mutschelnitz und Pulsen, Wie auch Die Wol-Edle, Viel-Ehren und Tugendreiche Fraw Sidonia Susanna Pförtnerin, gebohrne von Handwladin. in der Baumannischen Druckerey, 1653 (google.de [abgerufen am 13. Juli 2024]).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adels-Geschlechter. Buschak & Irrgang, 1879, S. 419.
  2. Gotha (1925), S. 684
  3. Pusch (1986), S. 225
  4. Pusch (1986), S. 224
  5. Pusch (1986), S. 229
  6. AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 712.26, Abschrift 1920, 1563.08.08
  7. Rudolf Stein: Der Rat und die Ratsgeschlechter des alten Breslau. Holzner-Verlag, 1963, S. 239.
  8. Kneschke (1867), S. 133
  9. Pusch (1986), S. 228–229
  10. Genealogisches Handbuch des Adels (2002), S. 289
  11. Der Deutsche Herold. 1911, S. 78.
  12. Von Zedlitz (1839), S. 363