Rajon Selwa
Der Rajon Selwa (belarussisch Зэльвенскі раён, russisch Зельвенский район) ist eine Verwaltungseinheit im Süden der Hrodsenskaja Woblasz in Belarus mit dem administrativen Zentrum in der Siedlung städtischen Typs Selwa. Der Rajon hat eine Fläche von 869,7 km², umfasst 126 Ortschaften und ist in 7 Selsawets gegliedert.[1]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Rajon Selwa liegt im südlichen Teil der Hrodsenskaja Woblasz. Die Nachbarrajone in der Hrodsenskaja Woblasz sind im Norden Masty, im Nordosten Dsjatlawa, im Osten Slonim und im Westen Waukawysk. Im Süden grenzt der Rajon an die Breszkaja Woblasz (Verwaltungsbezirk Brest).
Landschaft und Bodennutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Rajon Selwa liegt in der Großlandschaft der Osteuropäischen Ebene. Sein Landschaftsbild wird größtenteils durch eine flachwellige Hügellandschaft geprägt. Von Süd nach Nord wird der Rajon von der Selwjanka durchflossen, einem linken Nebenfluss der Memel. Unmittelbar südöstlich von Selwa wurde die Selwjanka zu einem Trinkwasserspeicher von 11,9 km²[1] Fläche angestaut. Es ist dies der größte Stausee der Hrodsenskaja Woblasz. Nördlich des Dammes bildet der Fluss eine kleine, von zahlreichen Kanälen durchzogene Ebene.
Die Schtschara verläuft entlang der Grenze zum Nachbarrajon Dsjatlawa.
Mit 118 m über dem Meer befindet sich der tiefste Punkt des Rajons bei der Selwjanka an der Grenze zum Nachbarrajon Masty. Der höchste Punkt (239 m Meereshöhe) liegt bei der Ortschaft Madsejki.
Die Bodennutzung des Rajons ist vorwiegend agrarisch. 71 % der Fläche sind Acker- und Weideland, etwa 18 % sind von Wald bedeckt. Der Rest verteilt sich auf Sumpfgebiete, Gewässer sowie Verkehrs- und Siedlungsflächen.[2]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rajon lebten am 1. Januar 2019 14.375 Einwohner, davon 6.581 im Hauptort Selwa.[3] Rund 70 % der Einwohner sind Belarussen, 23 % polnischer Abstammung, 5 % sind Russen und etwa 2 % haben andere Nationalitäten.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem das Gebiet des Rajons bis 1939 zu Polen gehört hatte, fiel es aufgrund der Abmachungen des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes an die Sowjetunion und wurde in die Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert. Am 15. Januar 1940 wurde der Rajon gegründet und am 12. Oktober 1940 in 16 Selsawets unterteilt. Er gehörte damals zur heute nicht mehr existierenden Woblasz von Baranawitschy. Mit 849 km² war der Rajon flächenmäßig etwas kleiner als heute, aber mit etwa 45 000 Einwohnern erheblich bevölkerungsreicher.
Bereits kurz nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurde der Rajon von deutschen Truppen besetzt (26. Juni 1941). In den folgenden drei Jahren der Besetzung hatte er wie ganz Belarus erhebliche Bevölkerungsverluste zu verzeichnen und verlor etwa ein Viertel seiner Einwohnerschaft. Am 12. Juli 1944 wurde das Gebiet des Rajons von den Truppen der 2. Weißrussischen Front befreit. Kurz darauf (20. September 1944) erfolgte die Eingliederung in die Hrodsenskaja Woblasz.
Am 17. April 1962 wurde der Rajon aufgelöst und sein Gebiet den Nachbarrajonen von Waukawysk und Slonim zugeschlagen. Bereits am 30. Juli 1966 wurde diese Auflösung rückgängig gemacht und der Rajon in seiner heutigen Form neu eingerichtet.
Verwaltungsgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Rajon Selwa ist verwaltungstechnisch weiter untergliedert in Selsawets und die städtische Siedlung Selwa. Die Selsawets sind Gebietskörperschaften, in denen mehrere Dörfer oder sonstige Siedlungen zusammengefasst werden. Das Zentrum eines Selsawets befindet sich in einem Agrostädtchen (russisch: Агрогородок, belarussisch: Аграгарадок). Agrostädtchen sind Siedlungen, in denen verschiedene zur Versorgung der Bevölkerung des Selsawets notwendige Einrichtungen vorhanden sind.[4]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nahe der Grenze zum Nachbarrajon Slonim und etwas nördlich der Ortschaft Synkawitschy befindet sich eine Wehrkirche. Als orthodoxe Kirche Anfang des 16. Jahrhunderts in Ziegelbauweise errichtet, steht das Bauwerk heute auf der Tentativliste zum Weltkulturerbe.[5]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch das Gebiet des Rajons verlaufen mehrere Fernverkehrsstraßen, in Belarus als „Republikautostraßen“ mit dem Buchstaben R (kyrillisch „P“) und einer Nummer bezeichnet:
- die R99 (P99) von Grodno bis zur Einmündung in die Magistrale M1
- die R50 (P50) von Masty nach Ruschany
- die R142 (P142) von Selwa bis zur Einmündung in die Magistrale M11
- die R41 (P41) von Djeretschin nach Slonim
Die Republikautostraßen im Gebiet des Rajons sind durchgängig asphaltiert und größtenteils in gutem Zustand. Viele Nebenstraßen dagegen sind immer noch unbefestigt.
Der Hauptort Selwa ist Durchgangsbahnhof an der Bahnstrecke von Baranawitschy nach Waukawysk.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]A.I. Lakotka u. a.: Harady i Wjoski Belarussi, Hrodsenskaja Woblasz, Kniha II. Minsk 2016, ISBN 978-985-11-0908-7
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Offizielle Website des Rajon Selwa. Abgerufen am 31. Juli 2020 (russisch).
- ↑ Word-Dokument des belarussischen Katasteramtes zur Bodennutzung (russisch) ( des vom 25. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Daten vom 1. Januar 2011
- ↑ Website der nationalen Statistikbehörde von Belarus abgerufen am 31. Juli 2019 (russisch)
- ↑ Закон Республики Беларусь от 5 мая 1998 г. №154-З "Об административно-территориальном делении и порядке решения вопросов административно-территориального устройства Республики Беларусь". Archiviert vom am 16. Juni 2010; abgerufen am 7. August 2020. Gesetz zu Fragen der administrativ-territorialen Aufteilung von Belarus von 1998
- ↑ Tentativliste: Die Ausführungen zu Synkawitschy finden sich in der Mitte des Textes
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadtportal - auch mit Informationen über den Rajon (russisch/englisch)