Raues Hornblatt

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Raues Hornblatt

Raues Hornblatt (Ceratophyllum demersum)

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Ordnung: Hornblattartige (Ceratophyllales)
Familie: Hornblattgewächse (Ceratophyllaceae)
Gattung: Hornblatt (Ceratophyllum)
Art: Raues Hornblatt
Wissenschaftlicher Name
Ceratophyllum demersum
L.
Illustration
Männliche Blüten

Das Raue Hornblatt (Ceratophyllum demersum, wörtlich übersetzt „untergetauchtes Hornblatt“), auch Gemeines Hornblatt genannt, ist eine untergetaucht lebende Wasserpflanze aus der Familie der Hornblattgewächse.

Verbreitung und Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Raue Hornblatt ist in nährstoffreichen stehenden oder langsam fließenden Gewässern in ganz Deutschland, Europa, im nördlichen Asien und in Nordamerika verbreitet. Es wächst meist über humosen Schlammböden in Wassertiefen von 0,5 bis 10 Metern.

Standorte und Vorkommen in Mitteleuropa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art braucht nährstoffreiches, sommerwarmes, stehendes Wasser mit ausgeprägtem Schlammboden. Sie kommt in Seen und in Altwässern vor, vor allem in windgeschützten Buchten, vorwiegend in Bereichen von 0,5 bis 1 m Tiefe. Hornblatt ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Potamogetonetalia und tritt besonders im Myriophyllo-Nupharetum, im Nymphoidetum und im Trapetum auf.[1]

In Mitteleuropa kommt es im Tiefland und in den Mittelgebirgen zerstreut bis häufig vor; es steigt nur vereinzelt bis etwa 900 m auf. In den Alpen findet man es nur vereinzelt in den wärmeren Gebieten.

Allgemeine Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Raue Hornblatt kommt, mit Ausnahme der Arktis und der Antarktis, weltweit vor.

In Europa erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet nordwärts bis nach Island und bis zu den Färöen, in Skandinavien kommt es bis 69° nördlicher Breite vor.

Dabei bevorzugt es Wasserwerte mit einer Karbonathärte von 5 bis 15, mit einem pH-Wert von 6,0 bis 7,5 und eine Wassertemperatur von 18 bis 28 Grad Celsius.[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raues Hornblatt ist eine untergetaucht, freitreibende oder mit wurzelähnlichen Organen (Rhizoiden) im Boden verankerte Wasserpflanze.[2] Die oft rötlichen Stängel werden zwischen 30 und 100 Zentimeter lang. Die Blätter sind dunkelgrün starr und zerbrechlich. Sie sind ein- bis zweimal gabelig geteilt und tragen zwei bis vier schmale, scharf gezähnte Zipfel. Vier bis zwölf Blätter stehen in einem Wirtel.

Die unscheinbaren, getrenntgeschlechtigen Blüten stehen einzeln in den Blattwirteln. Die männlichen Blüten stehen unter den weiblichen. Sie werden etwa 3 Millimeter lang und tragen acht bis 24 Staubblätter sowie 9 bis 15 schmale Hüllblätter. Die weiblichen Blüten verfügen über nur einen Fruchtknoten. Die reifen, schwarzen und eiförmigen Früchte sind an der Basis in zwei und an der Spitze in einen Stachel ausgezogen. Die Früchte sind selten geflügelt. Der Griffelrest ist so lang wie oder länger als die Frucht. Die Pflanze blüht nur selten, dann zwischen Juli und September.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[1]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raues Hornblatt weist die folgenden typischen hydromorphen Anpassungen auf: das Fehlen von Wurzeln (stattdessen finden sich Sprossteile mit Wurzelcharakter), keine Spaltöffnungen; ein zentraler Leitbündelstrang sorgt für die Zugfestigkeit; Gerbstoffzellen dienen dem Fäulnisschutz; es sind Durchlüftungsgänge vorhanden.

Die Vermehrung erfolgt in erster Linie vegetativ über abbrechende Sprossstücke, sowie durch im Winter absinkende, im Frühjahr durch Gasproduktion aufsteigende, stärkereiche Winterknospen (Turionen). Diese entstehen bei niedrigen Temperaturen durch Wachstumshemmung der Internodien. Der geschlechtlichen Vermehrung kommt nur eine untergeordnete Rolle zu. Das Raue Hornblatt ist ein Unterwasserblüher. Die pollenreichen, einhäusigen Blüten pressen mit Hilfe eines Druckmechanismus des Perigons die 10–12 Staubblätter heraus. Während die oben lufthaltigen Staubbeutel schweben, fallen die mit einem ballonartigen Anhang versehenen Pollenkörner, die ein spezifisches Gewicht von 1,0 haben, heraus und gelangen durch die Wasserbewegung an die langen Narben der weiblichen Blüten. Es liegt der Fall von Wasserbestäubung vor. Blütezeit ist von Juni bis September.

Die Früchte werden ebenso mit Wasserströmungen ausgebreitet. Die kleinen einsamigen Nüsse sind aber auch typische Klettfrüchte, wobei ihr Griffelrest und zwei basale Stacheln als Klettorgan dienen. Deshalb spielt daneben auch die Ausbreitung durch Wasservögel eine Rolle, welche die Früchte im Gefieder in andere Gewässer tragen. Eine Neubesiedlung eines Gewässers kann oft nur auf diese Weise erfolgen.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hornblatt ist eine beliebte Wasserpflanze für Gartenteiche und findet auch in der Aquaristik eine breite Verwendung. Sie gilt als relativ anspruchslos, schnellwachsend und hemmt durch Nährstoffkonkurrenz und Allelopathie nachhaltig das Algenwachstum. Dadurch wird sie gerne als Erstbepflanzung in der Einfahrphase von Kalt- wie auch Warmwasserbecken mit einem Spektrum der Wassertemperatur von 15 °C bis 30 °C benutzt. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Sauerstoffanreicherung durch einen dichten Bestand mit Ceratophyllum demersum. Hornblatt gilt als Starkzehrer für Nitrat und Phosphat. Bei Nährstoffüberangebot bildet Ceratophyllum schnell dichte Bestände. Außerdem finden Jungfische und Zwerggarnelen zwischen den Blättern Unterschlupf[3]. Sie haben einen mittleren Lichtbedarf, so können sie unter bestimmten Bedingungen auch unter Schwimmpflanzen wie Froschbiss, See- und Teichrosen gedeihen. In der kalten Jahreszeit kann die absterbende Biomasse des Hornblattes zu Problemen mit Faulgasen führen. Hornblatt und Wasserpest konkurrieren miteinander, so verhindert Hornblatt die ungebremste Ausbreitung der Wasserpest.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Man kann drei Varietäten und eine Form unterscheiden:[4]

  • Ceratophyllum demersum var. apiculatum (Cham.) Asch.: Sie kommt in Europa, im tropischen Afrika, in Indien und in Amerika vor.[4]
  • Ceratophyllum demersum var. demersum: Sie ist kosmopolitisch verbreitet.[4]
  • Ceratophyllum demersum var. inerme J.Gay ex Radcl.-Sm.: Sie kommt in Deutschland, Frankreich, im Irak und in Ghana vor.[4]
  • Ceratophyllum demersum f. missionis (Wall. ex Wight & Arn.) Wilmot-Dear: Sie kommt in Europa, im tropischen Asien und im tropischen nordöstlichen Afrika vor.[4]
  • Ceratophyllum demersum "Mexiko": rotstängelige Variante aus dem Catemaco-See im Bundesstaat Veracruz im Osten Mexikos

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • H. Bellmann: Leben in Bach und Teich – Pflanzen und Wirbellose der Kleingewässer. Orbis, München 2000, ISBN 3-572-01085-3.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, 2000, Band 2, ISBN 3-440-08048-X
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2., ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
  • Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 4., überarbeitete und erweiterte Auflage, ebenda 2019, ISBN 978-3-8186-0699-2.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 392.
  2. a b Rüdiger Rhiel, Hans A. Baensch: Aquarien Atlas. 11. Auflage. Band I. MERGUS Verlag GmbH, Melle 2001, ISBN 3-88244-065-1, S. 88.
  3. Hornblatt (Ceratophyllum demersum). Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf
  4. a b c d e Rafaël Govaerts (Hrsg.): Ceratophyllum - World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 26. Januar 2017.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Raues Hornblatt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder: