Regula Tschumi

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Regula Tschumi (* 1957) ist eine Schweizer Ethnologin und Kunsthistorikerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehrere Forschungsaufenthalte zur zeitgenössischen afrikanischen Kunst führten Regula Tschumi nach West-, Süd- und Ostafrika.[1] Sie publizierte ein Standardwerk zu den figürlichen Särgen der Ga im Süden Ghanas,[2] in dem sie unter anderem den Hintergründen nachgeht, die zur Entstehung dieser ungewöhnlichen Kunstform geführt haben. Dabei entdeckte sie den um 1919 geborenen Künstler Ataa Oko aus La (Ghana), der bereits um 1945 figürliche Särge gebaut hatte. Damit widerlegt Tschumi die Geschichte von Kane Kwei, dem bis anhin die Erfindung der figürlichen Särge der Ga zugeschrieben wurde.[3] In ihrer Dissertation geht Tschumi noch weiter und befasst sich erstmals mit den figürlichen Sänften der Ga, einer bis anhin sowohl in Ghana als auch in westlichen Kunstkreisen kaum bekannten Kunstform. Sie weist in ihrer Dissertation nach, dass gewisse Oberhäupter der Ga bereits in den 1930er Jahren in Accra figürliche Sänften in der Form ihrer Familientotems benutzt haben. Diese Chiefs wurden dann auch in Särgen, die gleich wie ihre Sänften aussahen, begraben. Die figürlichen Särge der Ga stellen also keine künstlerische Neuerfindung dar, sondern sie sind lediglich die Kopien der zum Teil noch heute benutzten figürlichen Sänften. Aus verschiedenen Gründen werden diese Sänften heute kaum noch benutzt und weitgehend geheim gehalten.[4]

Tschumi war an verschiedenen Ausstellungsprojekten renommierter Museen[5] beteiligt, bei denen sie unter anderem mit M.S. Bastian[6] und Isabelle L. und den ghanaischen Künstlern Paa Joe, Ataa Oko und Kudjoe Affutu arbeitete.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2022 Mit figürlichen Särgen das Leben feiern. Zum Werk von Ataa Oko und Kudjoe Affutu. In: Brigitte Kölle (Hrsg.): Trauern, Kunsthalle Hamburg. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin, S. 68–73.
  • 2020. Ataa Oko Addo, Regula Tschumi (Hg.), Autoren: Sarah Lombardi, Lucienne Peiry, Regula Tschumi, Atta Kwami. Edition Clandestin in Biel, 2020. ISBN 978-3-907262-04-7, deutsch.
  • 2017 Ataa Oko. A glimpse inside the amazing world of Ghanaian funerals and how the carpenter Ataa Oko became an artist, online magazine Interwoven: the fabric of things.
  • 2016 Die Pracht des Abschiednehmens. Einsichten in die Bestattungsriten der Ga, in: Drunter & Drüber. Das Magazin für Endlichkeitskultur, Part III, Hg. Funus Stiftung in Halle, S. 8–11.
  • 2014 Verborgene Kunst. Die figürlichen Sänften und Särge in Ghana. Bern, Edition Till Schaap, 2014. ISBN 978-3-03828-098-9.
  • 2014 The buried treasures of the Ga. Coffin art in Ghana. Bern, Edition Till Schaap. ISBN 978-3-03828-016-3.
  • 2013 The Figurative Palanquins of the Ga. History and Significance. In: African Arts. Vol. 46, Nr. 4, S. 60–73.
  • 2013 Die figürlichen Sänften und Särge der Ga im Süden Ghanas. Geschichte, Transformation und Sinn einer künstlerischen Ausdrucksform von den Anfängen bis in die Gegenwart. Diss. Phil.-Hist. Univ. Basel.
  • 2012 Totenbett für einen Lebenden. Ein Sarg für das Centre Pompidou. In: Eva Huttenlauch (Hrsg.); Saâdane Afif. Another Anthology of Black Humor. MMK Museum für Moderne Kunst. Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg, S. 57–72.
  • 2010 Ataa Oko et le langage formel des Ga. In: Collection de l'Art Brut (Hrsg.): Ataa Oko. Ausstellungskatalog. Infolio, Gollion, ISBN 978-2-88474-166-8.
  • 2003 Mit geschärftem Blick. Kay Hassan in Johannesburg. In: Kunsthalle Bern (Hrsg.): Kay Hassan, Ausstellungskatalog. Bern, S. 40–43.

Fotogalerie Künstler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mit geschärftem Blick. Kay Hassan in Johannesburg in: Kunsthalle Bern (Hg.), Kay Hassan, Bernhard Fibicher, Okwui Enwezor, Konrad Tobler. Ausst.-Kat. Bern 2003, S. 40–43.
  2. Die vergrabenen Schätze der Ga. Sarg-Kunst aus Ghana. Benteli, Bern. 2006. Englisch: The Buried Treasures of the Ga: Coffin Art in Ghana. 2008. Französisch: Les trésors enterrés des Ga. L’art des cercueils au Ghana. 2011.
  3. Roberta Bonetti: Alternate Histories of the Abebuu Adekai, African Arts, autumn 2010, S. 14–33: Roberta Bonetti kommt zum gleichen Ergebnis wie Regula Tschumi. Sie betrachtet die bekannten Geschichten zur Entstehung der Figurensärge gar als erfunden: „[...] We have seen how the same criteria of authenticity that were fundamental in documenting the uniqueness and truthfulness of ancient works have been adopted for recent coffins. The proof is provided by the presumed origin of the work, which has become even more precious and exceptional ever since the death of its „invented“ inventor, Kane Kwei“.
  4. Regula Tschumi: The Figurative Palanquins of the Ga. History and Significance. In: African Arts, Vol. 46, Nr. 4, 2013, S. 60–73. Regula Tschumi: Die figürlichen Sänften und Särge der Ga im Süden Ghanas. Geschichte, Transformation und Sinn einer künstlerischen Ausdrucksform von den Anfängen bis in die Gegenwart, Diss. Phil.-Hist. Univ. Basel, 2013.
  5. Musée d'ethnographie Neuchâtel MEN, Centre Pompidou Paris, Kunstmuseum Bern, Deutsches Hygienemuseum Dresden, Nouveau Musée National de Monaco NMNM, British Museum London, Museum Jean Tinguely Basel, Collection de L’Art Brut Lausanne CAB
  6. Alice Henkes: Africa-Pulp, in: ARTMAPP, März-Juni 2018, S. 38–43.