Reinhard Hardegen

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Reinhard Hardegen (* 18. März 1913 in Bremen) ist ein deutscher Marineoffizier, Kaufmann und Politiker. Im Zweiten Weltkrieg war er einer der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen U-Boot-Kommandanten. In der Nachkriegszeit gehörte er zu den Gründern der Bremer CDU. Von 1959 bis 1979 war er Mitglied der Bremischen Bürgerschaft.

Leben

Frühe Jahre

Hardegen trat am 1. April 1933 mit der Crew 33 in die Reichsmarine. Vom 1. Februar 1935 bis zum 30. September 1936 erfolgte in Warnemünde und Parow seine Ausbildung zum Marineflieger. 1936 wurde er zum Leutnant zur See und 1939 zum Oberleutnant zur See befördert. Von einem Flugzeugabsturz 1936 behielt er ein verkürztes Bein und die Neigung zu Magenblutungen zurück.

U-Boot-Kommandant

Im November 1939 zur U-Bootwaffe versetzt, fuhr er vom 19. August 1940 bis zum 1. Dezember 1940 als Kommandantenschüler und Erster Wachoffizier auf U 124 unter Georg-Wilhelm Schulz. Von Dezember 1940 bis April 1941 war er Kommandant des „Einbaum“ U 147 und als Kapitänleutnant von April 1941 bis Juli 1942 von U 123.

Er versenkte auf 8 Feindfahrten 22 Schiffe mit insgesamt 118.314 BRT und beschädigte fünf Schiffe mit 46.500 BRT. Beim Unternehmen Paukenschlag Anfang 1942 versenkte er zehn Schiffe. Karl Dönitz funkte: „An den Paukenschläger Hardegen. Bravo! Gut gepaukt. Dönitz.“ Am 23. Januar 1942 erhielt er das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Auf der zweiten Amerikafahrt von März bis Mai 1942 versenkte er wieder zehn Schiffe.[1] Dafür wurde ihm das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen. Das Ritterkreuz sollte nach den Verleihrichtlinien eigentlich erst für eine Versenkung von mehr als 100.000 BRT Schiffsraum vergeben werden, das Eichenlaub für mehr als 200.000 versenkte BRT,[2] eine Vorgabe, die Hardegen klar nicht erfüllte. Die Verleihung entsprach aber der damaligen Marinepraxis,[3] deren Ziel es war, der Öffentlichkeit mehr erfolgreiche U-Boot-Kommandanten präsentieren zu können.[4]

Ausbildungstätigkeit

Dönitz wusste von Hardegens Verwundungen und ihren Folgen im Borddienst. Deshalb versetzte er ihn Ende Juli 1942 als Ausbilder zur 27. U-Flottille unter Erich Topp in Gotenhafen. Im März 1943 wurde er Leiter der U-Boot-Abteilung der Torpedoschule in Mürwik. 1944 wurde er zum Korvettenkapitän befördert und ins Torpedowaffenamt beordert. Im Februar 1945 wurde er Kommandeur vom I. Bataillon des neu aufgestellten Marine-Grenadier-Regiments 6, das in Norddeutschland aussichtslose Abwehrkämpfe gegen die British Army zu bestehen hatte.[5] Bei Kriegsende geriet er in britische Kriegsgefangenschaft.

Nachkriegszeit

Im November 1946 aus der Gefangenschaft entlassen, baute er in Bremen ein Ölhandelsunternehmen auf. Er gehörte zu den Gründern der Bremer CDU. Zu den Gründen dieses Engagements meinte er:[1]

„Wir waren der Meinung, dass es zu viele Sozis in Bremen gibt, und wollten das ändern.“

Reinhard Hardegen

Er trat der CDU bei und war von 1959 bis 1979 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und zeitweise stellvertretender Fraktionsvorsitzender (1962/63) der CDU-Fraktion und Schriftführer (1967–1971) der Bürgerschaft.

Späte Reisen

Als er sich mit 70 Jahren aus der Politik zurückgezogen hatte, konnte er mehr als 100 Länder bereisen. Er umrundete Australien, gelangte mit einem russischen Eisbrecher zum Nordpol und mit einem Schlitten zum Südpol und bewältigte die Nordwestpassage.[1]

Er ist der älteste noch lebende U-Boot-Kommandant der Kriegsmarine.

Auszeichnungen

Militärische Erfolge

  • 131.850 BRT versenkt

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Jan Heitmann: Reinhard Hardegen. Preußische Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 30. März 2013, S. 10
  2. Manfred Dörr (Bearb.): Die Ritterkreuzträger der U-Boot-Waffe. (= Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht 1939 - 1945; IV), Osnabrück 1989, Bd. 1, S. XV.
  3. Bodo Herzog: Ritterkreuz und U-Boot-Waffe. Bemerkungen zur Verleihpraxis. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv 10 (1987), S. 245-260; Ders.: Provozierende Erkenntnisse zur deutschen U-Boot-Waffe. In: Historische Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft 11 (1998), S. 101-124, insbes. S. 105f: „Die Kriterien hierfür (100.000-BRT- Versenkungsergebnis) wurden ständig unterlaufen. Von 122 mit diesem Orden ausgezeichneten Kommandanten (es gab 9 Ausnahmen) erzielten nur 31 diese hohe Norm (Es gab sogar mit dem Ritterkreuz dekorierte Offiziere ohne Versenkungsergebnisse)“.
  4. René Schilling: „Kriegshelden“. Deutungsmuster heroischer Männlichkeit in Deutschland 1813-1945 (= Krieg in der Geschichte; Bd. 15), Paderborn 2002, S. 368 Anm. 199
  5. Deutsches Marinearchiv
  6. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 366