René Bérenger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
René Bérenger 1910

René Bérenger (* 22. April 1830 in Bourg-lès-Valence; † 29. August 1915 in Alincourt) war ein französischer Politiker der Dritten Republik.

René Bérenger wurde als Sohn des Politikers Alphonse Bérenger[1], Abgeordneter und Pair von Frankreich, und Étiennette Rigaud de Lisle, Tochter des Politikers Louis-Michel Rigaud de l’Isle[2], geboren.[3]

Sein Amt als Generalanwalt in Lyon gab er auf, um sich zu Kriegsbeginn 1870 als Freiwilliger zu melden. 1873 war er kurzzeitig Minister für öffentliche Arbeiten in den Regierungen Jules Dufaures. Von 1871 bis 1876 war er als Vertreter des Centre gauche Parlamentsabgeordneter und anschließend unabsetzbarer Senator.

Bérenger trat 1890 in der Académie des sciences morales et politiques die Nachfolge des Juristen Charles Lucas[4] an. Er setzte sich für die Modernisierung der Strafrechtspolitik ein: Die nach ihm benannten Gesetze von 1885 und 1891 führten die bedingte Entlassung ein. Außerdem verschärften sie die Strafen für Wiederholungstäter.[5][6] Gleichzeitig war er Vorsitzender der Société générale pour le patronage des libérés[A 1] (Allgemeine Gesellschaft zur Förderung von Haftentlassenen).[7]

Titelseite Le Sourire 25. November 1899

Ab 1892 leitete er auch eine Kampagne für die Einhaltung der guten Sitten, die ihm den Spitznamen „Père la Pudeur“ (Vater der Schamhaftigkeit) einbrachte. Der Prozess, den er im folgenden Jahr gegen die Schamlosigkeit des Bal des Quat'z'Arts[8] anzettelte, artete in Unruhen im Quartier Latin aus[A 2]. Die meisten satirischen Periodika belasteten ihn, wie zum Beispiel Le Sourire im November 1899 mit einer Titelzeichnung von Eugène Cadel[9].[10]

In den Jahren 1907 und 1908 verfasste er mehrere Gesetzesentwürfe zur Regulierung der Prostitution, insbesondere der Prostitution Minderjähriger.

Bérenger wurde 1869 als Ritter der Ehrenlegion ausgezeichnet.[11]

Refrain des Lieds „Monsieur Bérenger“ genannt „Le Père la Pudeur“.

Er wurde zeitgenössisch in einem Chanson als „Père la Pudeur“ verspottet. Das Lied hatte als Refrain die Zeilen: „Monsieur Bérenger, Tu nous emmerdes, Monsieur Bérenger, Tu nous fais chier !“ (Herr Bérenger, du gehst uns auf die Nerven!)[A 3][12]

  • Annie Lamarre: Bérenger René 1830–1915. In: Jean-Marie Mayeur und Alain Corbin (Hrsg.), Les immortels du Sénat, 1875–1918 : les cent seize inamovibles de la Troisième République (= Histoire de la France aux XIXe et XXe siècles. Band 37). Publications de la Sorbonne, 1995, ISBN 2-85944-273-1 (openedition.org).
Commons: René Bérenger – Sammlung von Bildern und Audiodateien
  1. Aurore, wie die Organisation heute heißt, ist eine französische Organisation, die 1871 gegründet wurde. Sie setzt sich für die soziale Betreuung, die Pflege und die sozio-professionelle Wiedereingliederung von Menschen ein, die von Ausgrenzung oder prekären Verhältnissen betroffen sind. Weiterführend dazu Aurore (association) in der französischsprachigen Wikipédia.
  2. Zu diesen Unruhen existiert mit Émeutes de 1893 au Quartier latin ein Artikel in der französischsprachigen Wikipédia.
  3. Der vollständige Text findet sich in der französischen Sprachversion.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Alphonse, Marie, Marcellin, Thomas Bérenger. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  2. Louis, Michel Rigaud de l’Isle. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  3. Lamarre 1995, S. 222–225
  4. LUCAS Charles Jean Marie. In: La France savante. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  5. Loi du 14 août 1885. In: Criminocorpus. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  6. Loi du 26 mars 1891 SUR L’ATTENUATION ET L’AGGRAVATION DES PEINES. In: Légifrance. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  7. BERENGER René Ancien sénateur inamovible. In: Sénat. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  8. 4'Z'Arts. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  9. Angaben zu Eugène Cadel in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
  10. Le Sourire vom 25. November 1899, Titelseite auf Gallica
  11. Berenger. In: Base Léonore. Abgerufen am 12. Juni 2024 (französisch).
  12. Les Quatre Barbus, « La Pince à linge » ; album double CD ; Rym Musique, 1997
VorgängerAmtNachfolger

Oscar Bardi de Fourtou
selbst
Minister für öffentliche Arbeiten
18.04. 1873 – 18.05. 1873
18.05. 1873 – 24.05. 1873

selbst
Alfred Deseilligny