Revierwasserlaufanstalt Freiberg

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Als Revierwasserlaufanstalt (RWA Freiberg) wird das ehemalige System der Aufschlagswasserversorgung des Freiberger Bergbaus bezeichnet. Heute wird die Revierwasserlaufanstalt wasserwirtschaftlich zur Trink- und Brauchwasserversorgung genutzt und von der Landestalsperrenverwaltung Sachsen betrieben.

Die Revierwasseranstalt Freiberg ist eine ausgewählte Stätte für die vorgesehene Kandidatur zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.

Geschichte

Vorgeschichte

Die Anfänge der Revierwasserlaufanstalt fallen mit dem Beginn des Freiberger Bergbaus 1168 zusammen. Hierunter zählen unter dem Sammelbegriff Wasserhaltung angelegte und immer wieder erweiterte Anlagen der bergmännischen Wasserwirtschaft, Kunstgräben, Röschen und Kunstteiche zurück, die der Wasserversorgung der Gruben, Poch- und Hüttenwerke dienten.

1557 – 1853

Martin Planer begann ca. 1557 mit dem systematischen Ausbau der der bis dahin angelegten wasserwirtschaftlichen Anlagen. Dies ist der Startpunkt für die Anlagen der noch heute genutzten Revierwasserlaufanstalt.[1] Der zu dieser Zeit übliche Begriff ist Wasserversorgung, ab ca. 1846 Revierwasserversorgung. Ab ca. 1684 war die von Kurfürst Johann Georg III. eingerichtete „Kurfürstliche Stolln- und Röschen-Administration zu Freiberg“ unter der Aufsicht des sächsischen Oberbergamtes für die Anlagen der Wasserversorgung zuständig.[2] In dieser Zeit entstanden u.a. der Kuhschachter Teich, der Zethauer Kunstgraben, der Große Großhartmannsdorfer Teich, der Müdisdorfer Kunstgraben und Rösche, der Erzengler Teich und der Hohbirker Kunstgraben. Da der Bedarf an Aufschlagwasser schneller anstieg, als dieses durch das stetig wachsende Kunstgrabensystem bereitgestellt werden konnte, wurde die Verteilung des zur Verfügung stehenden Wassers optimiert. Um dies nachvollziehber zu gestalten, mußte die den einzelnen Verbrauchern zugeteilte Wassermenge gemessen werden. Dazu führte man im 18. Jahrhundert die Maßeinheit 1 Rad Wasser (100 Kubikfuß/min = 37,85 l/s)[1][3] ein. Ein weiteres Steuerungsinstrument war die Wassersteuer, die 1853 für ein „Lachterrad“ (37,85l/s bei 2 m Fallhöhe auf ein Jahr = 1,194 Mio. m³/Jahr) 20 Taler betrug.[1]

1853 – 1913

Durch §283 des Gesetzes über den Regalbergbau im Königreich Sachsen vom 22. Mai 1851 gingen der Kurfürst-Johann-Georg-Stolln, der Tiefe Fürstenstolln, der Thelersberger Stolln, der Alte tiefe Fürstenstolln, die Dörnthaler Wasserleitung, die Junger Fürst zu Sachsen Müdisdorfer Rösche, die Martelbacher Rösche die Muldenwasser-Versorgung „mit all ihrem Zubehör an Huthäusern, Mühlen, Wasserläufen, Teichen, Röschen und Stollnflügeln, deren Rechten und Rutzungen und überhaupt deren gesammtem Vermögen“ in das „Gesammteigenthum des Freiberger Reviers“ unter der Bezeichnung „Revier-Wasserlaufs-Anstalt“ über.[4]

Zweck

Die Kunstteiche dienten früher der Wasserversorgung des Bergbaus im Freiberger Bergbaurevier, um Wasserräder und Pochwerke anzutreiben und das Erz zu waschen. Sie sind durch rund 50 km Kunstgräben und Röschen miteinander verbunden. Die Obere RWA stellt Trinkwasser bereit, die Untere RWA Brauchwasser. Auch dient das System der RWA dazu, Wasser von der Talsperre Rauschenbach in die Talsperre Saidenbach und damit in den Chemnitzer Raum überzuleiten. Außerdem wird vom Oberen Großhartmannsdorfer Teich Wasser über die Talsperre Lichtenberg von dort zur Talsperre Klingenberg und in den Dresdener Raum geleitet.

Bauweise

Die Staudämme der RWA sind Erdschüttdämme oder homogene Dämme mit Lehmdichtung im Kern oder an der Wasserseite. Die Dämme sind sehr breit und haben steile Böschungen. Die luftseitige, mit Gras bewachsene Böschung wird teilweise durch liegende Steinbögen gestützt. Wasserseitig haben die Dämme eine Steinmauer (sogenannte Tarrasmauer) zum Schutz vor Wellen. Zum Ablassen des Wassers gibt es einen Schieber, den sog. Striegel, der vom Striegelhaus mit einer Winde und Stange bedient wird.

Stauanlagen der RWA

Zur RWA zählen heute 10 Teiche, die von der Landestalsperrenverwaltung Sachsen betrieben werden.

Liste der Teiche der Revierwasserlaufanstalt Freiberg

Sonstige Stauseen

Es gibt in der näheren Umgebung weitere Stauseen, die zum großen Teil ebenfalls sehr alt sind:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Otfried Wagenbreth: Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte. Hrsg.: Eberhard Wächtler. 2. Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1988, ISBN 3-342-00117-8, S. 62–72.
  2. Revierwasserlaufanstalt Freiberg. Abgerufen am 14. Juli 2011.
  3. Kalender für den Sächsischen Berg- und Hütten-Mann auf das Jahr 1850., S. 81
  4. Regulativ für die Verwaltung der Revierwasserlaufs-Anstalt zu Freiberg, in: Jahrbuch für den Berg- und Hütten-Mann auf das Jahr 1854., S. 86

Literatur

  • Herbert Pforr: Das erzgebirgische Kunstgrabensystem und die Wasserkraftmaschinen für Wasserhaltung und Schachtförderung im historischen Freiberger Silberbergbau. In: Ring Deutscher Bergingenieure (Hrsg.): bergbau. Nr. 11. Makossa, Gelsenkirchen November 2007, S. 502–505 (rdb-ev.de [PDF; abgerufen am 25. April 2011]).
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