Richard Montague

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Richard Montague (* 20. September 1930 in Stockton, Kalifornien; † 7. März 1971 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Mathematiker, Logiker, Philosoph und Linguist und Klassiker der formalen Semantik natürlicher Sprachen.

1957 wurde er an der University of California, Berkeley unter Alfred Tarski zum Ph.D. promoviert. Der Titel seiner Dissertation lautet Contributions to the Axiomatic Foundations of Set Theory. Während seiner ganzen folgenden Karriere lehrte er an der University of California, Los Angeles. Das Leben und Werk des Denkers diente als Vorbild für das Buch The Semantics of Murder (2008) von Aifric Campbell. Der Buchtitel spielt auf den nie aufgeklärten gewaltsamen Tod Montagues an.

Für Montague gibt es – so seine These – keinen prinzipiellen Unterschied in der Semantik künstlicher und natürlicher Sprachen. Montague hat neuere Entwicklungen der intensionalen Logik genutzt, um die logische Struktur natürlicher Sprachen offenzulegen. Die Syntax ist an der sprachlichen Oberfläche orientiert, es gibt keine Transformationen wie in der Chomsky-Syntax. Ausdrücke natürlicher Sprache werden mittels Übersetzungsregeln in die Sprache der intensionalen Logik überführt, deren Interpretation modelltheoretisch vorgenommen wird. Jeder bedeutungstragende Ausdruck erhält eine Intension zugewiesen, die in Abhängigkeit von möglichen Welten bzw. Situationen ein Referenzobjekt als Extension liefert. Damit können im Sinne von Frege Wahrheitsbedingungen für natürlichsprachige Sätze angegeben und gültige Schlüsse formuliert werden.

Montagues semantische Universalgrammatik ist ein kritisches Gegenstück zur Grammatiktheorie von Noam Chomsky, in der die Semantik als von der Syntax unabhängige Komponente angesehen wurde. Montagues Anspruch hingegen war, dass die Bedeutung eines Satzes unmittelbar an seinen Satzbau geknüpft ist.

Er prägte 1972[1] den Begriff der „possible-world semantics“ der „Möglichen-Welten-Semantik“.

Die Theorie ist aber eher als Ansatz zur Erklärung eines fest abgesteckten Teilgebiets der Semantik natürlicher Sprache anzusehen. Montague entwickelte eine sehr starke Trennung von wahrheitswertabhängiger Semantik und Sprachpragmatik. Viele Phänomene der natürlichen Sprache (Abtönungspartikel, satzübergreifende Anaphern, Kohärenz etc.) konnten und sollten daher im Rahmen dieser Theorie nicht behandelt werden. Obwohl die Position zu Beginn des 21. Jh. kaum noch vertreten wird,[2] bietet sie eine formale Grundlage für die korrekte Behandlung von Intensionalität. D. h., eine Aussage wie „Hans sucht ein Einhorn“ beinhaltet keine Existenzaussage „Es gibt ein Einhorn“, sondern bedeutet „Hans sucht nach etwas, das die Eigenschaften eines Einhorns hat“.

  • mit Donald Kalish: Logic: Techniques of Formal Reasoning. Harcourt, Brace, und Jovanovich 1964.
  • Formal Philosophy. Selected Papers of Richard Montague. Edited and with an introduction by Richmond H. Thomason. Yale University Press, New Haven CT u. a. 1974, ISBN 0-300-01527-5.
  • Godehard Link: Montague-Grammatik. Die logischen Grundlagen (= Kritische Information. 71). Fink, München 1979, ISBN 3-7705-1558-7 (Zugleich: München, Universität, Habilitations-Schrift, 1977).
  • Barbara H. Partee: Richard Montague (1930–1971). (PDF; 103 kB). In: Keith Brown (Hrsg.): Encyclopedia of Language and Linguistics. Band 8. 2. Auflage. Elsevier, Burlington 2006, ISBN 0-08-054784-2, S. 255–257.

Einzelnachweise

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  1. Richard Montague, Helmut Schnelle: Universale Grammatik (= Schriften zur Linguistik. 5). Springer, Berlin u. a. 1972, ISBN 3-528-03704-0.
  2. Jeffrey C. King, Jason Stanley: Semantics, Pragmatics, and The Role of Semantic Content. In: Zoltán Gendler Szabó (Hrsg.): Semantics versus Pragmatics. Clarendon Press, Oxford u. a. 2005, ISBN 0-19-925152-5, S. 111–164.