Ritterwerk

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ritterwerk GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1905
Sitz Gröbenzell,
Deutschland Deutschland
Leitung Michael Schüller, Geschäftsführer
Branche Haushaltskleingeräte
Website www.ritterwerk.de
Luftaufnahme der ritterwerk GmbH

Die ritterwerk GmbH ist ein 1905 von Franz Ritter in Sendling, einem Stadtteil der bayerischen Landeshauptstadt München, gegründeter deutscher Hersteller von Haushaltskleingeräten. Produziert wird in Gröbenzell bei München.

Das Design der Produkte der Firma, das fast 40 Jahre durch Karl Dittert entscheidend geprägt wurde, orientiert sich an den Gestaltungsprinzipien des Bauhauses und wurde dafür mit zahlreichen Design-Preisen ausgezeichnet. Die Geräte der ritterwerk GmbH sind heute als Exponate in nationalen und internationalen Museen der Alltagskultur und Designmuseen zu finden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliges Werk in Pasing, heute Pasinger Fabrik
Messerputzmaschine Nr. 9

Die Firma wurde 1905 unter dem Namen F. Ritter & Sohn in Sendling gegründet. In den Anfangsjahren wurde vom Firmengründer Franz Ritter mit seinem Sohn ein Gerät zum Entrosten von Besteck entwickelt. Besonderheit dieser Maschine war, dass anstatt des üblicherweise verwendeten Leders, welches von den Messern häufig zerschnitten wurde, Bürsten verwendet wurden.[1] Die Bürsten-Messerputz-Maschine ließ sich die Firma patentieren.

Aufgrund des Wachstums des Unternehmens zog es 1912 nach Pasing um. Der Betrieb wuchs von 1914 mit 25 Arbeitern bis zum Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts auf 130 an. Im Ersten Weltkrieg wurde die Firma gezwungen, die Produktion ab 1915 auf die Erzeugung von Granathülsen umzustellen. Nach dem Krieg wurde die Produktion wieder aufgenommen und man verkaufte Anfang der 1920er Jahre über 100.000 Stück der Bürsten-Messerputz-Maschine.[2][3]

Infolge der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1928/29 sank die Zahl der Beschäftigten auf nur noch sechs Mitarbeiter. Aufgrund des Aufkommens des rostfreien Edelstahls verlor auch das Patent der Bürsten-Messerputz-Maschine zunehmend an Bedeutung. Als Alternative wurden von Franz Ritter weitere Geräte entwickelt. Die erste, noch mit einer Handkurbel betriebene Brotschneidemaschine B50 wurde 1932 auf den Markt gebracht. In der Folge wurden weitere Patente angemeldet und genehmigt. Der Firmengründer Franz Ritter starb 1938. Seine Tochter und deren Ehemann Hans Koch führten das Unternehmen weiter. Im Zweiten Weltkrieg mussten im Werk Gasmaskenbehälter hergestellt werden.[1]

Schneidboy, Originalverpackung

Nach dem Krieg wurde die Produktion wieder aufgenommen. Der 1949 entwickelte Schneidboy wurde 1953 als Wortmarke angemeldet[4] und 1955 mit dem If product design award ausgezeichnet; dieser Artikel verkaufte sich weltweit über 10 Millionen Mal.[5] 1968 stellte das Unternehmen die erste elektrische und die erste einbaubare Schneidemaschine vor, welche noch im selben Jahr in Produktion gingen. Der Schwiegersohn des Gründers Hans Koch ging 1969 in den Ruhestand. Infolge der Umstrukturierung wurde das Unternehmen an die Besitzer des Elektrogeräteherstellers Braun verkauft; nur ein Jahr später erfolgte die Umbenennung in ritterwerk GmbH.[6]

Das Firmengebäude in Pasing wurde 1982 zu klein, weshalb man sich zu einem Umzug entschloss. Das Unternehmen zog mit seinen etwa 150 Mitarbeitern nach Gröbenzell bei München um. In den ehemaligen Werkshallen des Unternehmens befindet sich heute das Kultur- und Bürgerzentrum Pasinger Fabrik.

Die Firma beteiligt sich mit ihren Produkten regelmäßig an internationalen Produkt- und Designmessen, wie u. a. an der Interior Lifestyle und der Konsumgütermesse ambiente.

Allesschneider B 50

Die Produkte der ritterwerk GmbH finden sich in den verschiedenen nationalen und internationalen Designmuseen und Museen der Alltagskultur, wie im Red Dot Design Museum Singapur; im Red Dot Design Museum Essen, in Deutschen Historischen Museum, Grassi Museum für Angewandte Kunst und dem Museum für Angewandte Kunst in Köln.

Im Oktober 2020 übernahm der seit 2005 bereits als Geschäftsführer im Unternehmen tätige Michael Schüller zusammen mit seinen Söhnen die Firma, nachdem sich der bisherige Gesellschafter Werner Braun aus Altersgründen zurückzog.[7]

Geräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alleschneider A5

Das Sortiment der Firma in den 1930 bis 1950er Jahren war geprägt von kurbelbetriebenen Brotschneidemaschinen, die seit den Anfang der 1930er Jahre mit großem Erfolg hergestellt wurden, ergänzt durch zahlreiche Kleingeräte, wie zum Beispiel eine Erdbeerzange, einen Rettichschneider, eine Würfelschneidmaschine für Brot und Gemüse, einen Schneid- und Fleischboy oder eine Zitronenschnitzelpresse.[8][9] Die ritterwerk GmbH entwickelt und fertigt seit 1968 Elektrokleingeräte, welche aufgrund ihrer platzsparenden Bauweise auch in Küchenschubladen eingebaut werden können. Des Weiteren wurden Standgeräte sowie der ritter-Sparschäler produziert, der auch international – besonders auf dem japanischen Markt – verbreitet ist und von dem über 100.000 Stück pro Jahr abgesetzt werden können.[10][11]

Allesschneider E30

In der Produktpalette erhielten Einbau-Allesschneider und Aufschnittmaschinen eine zunehmende Bedeutung. Der Produktdesigner Karl Dittert gestaltete für das Unternehmen mehrere Geräte.[12] Diese orientierten sich von ihrem Stil und der Funktionalität her am Bauhaus-Design der 1920er Jahre und gewannen von 1967 bis 2005 mehrere Designpreise. Die Geräte der ritterwerk GmbH werden ausschließlich in Deutschland entwickelt und gefertigt. Dies stellt heute im Bereich der Hausgeräte ein Alleinstellungsmerkmal dar.

Seit 2010 ist der Industriedesigner Martin Dettinger für das Design bei der ritterwerk GmbH für die Produktentwicklung zuständig.[13] Gegenwärtig stellt die Firma neben Küchenkleingeräten im Bauhaus-Design, wie Allesschneider, Toaster, Wasserkocher, Kaffeemaschinen und Stabmixer auch komplette Einbausysteme mit Küchengeräten her.[14]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1955 iF Product Design Award (Schneidboy)[15]
  • 1955 iF Product Design Award (Allesschneider B 70)[16]
  • 1973/1974/1975 Preis des Design Center Stuttgart
  • 1979 Bundespreis „Gute Form“ (Einbau-Allesschneider E 22 vario)
  • 1982 Preis des Design Center Stuttgart „Deutsche Auswahl 1982“ (Superschneider E 30 vario electronic)
  • 1985 Preis des Design Zentrum Nordrhein-Westfalen (Allesschneider E 25)
  • 1986 Preis des Design Center Stuttgart „Deutsche Auswahl 1986“ (Elektro-Allesschneider E 23 metall)
  • 1987 Preis des Hauses Industrieform Essen „Design-Innovationen ´87“ (Allesschneider E 23 metall)
  • 2001 interzum award (AES 62)
  • 2002 Internationaler Designpreis Baden-Württemberg (E 21 Freischneider Diagonal)
  • 2005 TOP 100
  • 2008 Red Dot Design Award (Allesschneider contura 3)
  • 2011 iF Product Design Award (Toaster volcano 5)[17]
  • 2011 IHK Ausbildungspreis Dachau-Fürstenfeldbruck 2011
  • 2013 Red Dot Design Award (Wasserkocher fontana 5)
  • 2014 Der Blaue Engel (Toaster volcano / Einbau-Toaster, Wasserkocher fontana 5)
  • 2015 iF Design Award (Wasserkocher fontana 5)
  • 2015 iF Design Award (Allesschneider icaro7)[18]
  • 2015 Red Dot Award: Product Design (Allesschneider sono 5)
  • 2016 Der Blaue Engel (Kaffeemaschine cafena 5)
Ritter Zitronenschnitzelpresse

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Hasselwander; Helmut Ebert: Pasinger Archiv. Fotographische Streiflichter eines Pasinger Jahres, verbunden mit Bildern aus vergangenen Tagen, Pasinger Archiv, 1986
  • Geschichtswerkstatt Arbeiten u. Leben in Pasing e.V.: Spuren Beiträge zur Pasinger Geschichte, Profil Verlag GmbH, 1989, S. 197–196
  • Lothar Beckmann: So viel Durchschnitt, Stiftung Warentest, 12/2008, S. 68–73
  • Schöner rösten, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29. August 2010, S. V 7
  • Jan Stoll: Zehn elektrische Allesschneider im Test – Allesschneider oder Aufschneider?, Haus & Garten, 6/2011, S. 36–42
  • Jan Stoll: Informationen zum Testsieger – Ritter Serano 7, Haus & Garten, 6/2011, S. 43
  • Andreas Jalsovec: Bauhaus für die Küche, Süddeutsche Zeitung, 4. Dezember 2012, S. 18
  • Harriet Austen: Lifestyle in der Küche, Das IHK Magazin für München und Oberbayern, Oktober 2013, S. 46–47
  • Gerhard Eisenkolb: Made in Gröbenzell, Süddeutsche Zeitung, 24. Juni 2014, S. R 9
  • Phillip Stelzner: Von 0 auf 80 in drei Minuten, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Januar 2015, S. T 4
  • Jan Stoll: Talentierte Schnittkünstler, Haus & Garten, 5/2015, S. 56–61
  • Mirko Borsche: Mirko Borsch testet eine Schneidemaschine, die zu gut abschneidet, Zeit Magazin, 23. Dezember 2015, S. 63
  • Bert Gamerschlag: Diskreter Charme, Stern, 16. Februar 2017, S. 122
  • Susanne Schwind: Ein Kassenschlager aus Gröbenzell, Münchner Merkur, 8. September 2017, S. 4
  • Pasinger Archiv. Fotografische Streiflichter eines Pasinger Jahres, verbunden mit Bildern aus vergangenen Tagen, Pasinger Archiv e. V., 2018, S. 51–52
  • D. Soppoth: Allesschneider oder Aufschneider, ETM Testmagazin, 05/2018, S. 47–89

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ritterwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b ritterwerk - Scharfe Sache Allesschneider >> tradition-in-deutschland.de. Abgerufen am 26. Oktober 2018 (deutsch).
  2. Clara Ebert: Die Küche und die Küchengeräte. In: Die Küche der Zukunft auf fleischloser Grundlage. Emil Pahl, 1927.
  3. ritter – in der Küche zuhause. Abgerufen am 26. Oktober 2018.
  4. Registerauskunft. Wortmarke „Schneidboy“. Deutsches Patent- und Markenamt, 8. September 2004, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  5. Michael Erlhoff, Bernd Busch: Designed in Germany since 1949. Hrsg.: Rat für Formgebung. Prestel, München 1990, S. 195.
  6. Spuren: Beiträge zur Pasinger Geschichte. In: Geschichtswerkstatt Arbeiten und Leben in Pasing (Hrsg.): Bayerische Schriften. Band 1. Profil, Pasing 1989, ISBN 3-89019-235-1, S. 196.
  7. ritterwerk mit neuem Eigentümer. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  8. Device for squeezing segmental fruit slices. 30. Juli 1931 (google.com [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  9. Christian Marquart: Industriekultur, Industriedesign: ein Stück deutscher Wirtschafts- und Designgeschichte. Hrsg.: Verband Deutscher Industrie-Designer. Ernst & Sohn, 1993, ISBN 3-433-02343-3, S. 94 f.
  10. Der Allesschneider - Ein Kassenschlager aus Gröbenzell. In: Münchner Merkur. 8. September 2017 (merkur.de [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  11. Deutscher Sparschäler ist in Japan Kult. In: OpenPR.de. (openpr.de [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  12. Günter Kupetz: Industrial Design. Walter de Gruyter, 2006, ISBN 3-7643-7814-X, S. 178.
  13. Martin Dettinger Industriedesign - Profil. Abgerufen am 26. Oktober 2018.
  14. ritter – in der Küche zuhause Produktpalette. Abgerufen am 26. Oktober 2018.
  15. ifworlddesignguide.com: Schneidboy. 1955, abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).
  16. ifworlddesignguide.com: Allesschneider B70. Abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).
  17. Worlddesignguide.com: Volcano 5. Abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).
  18. ifworlddesignguide.com: Allesschneider Icaro 7. Abgerufen am 26. Oktober 2018 (englisch).