Rohlfing (Orgelbauer)

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Rohlfing ist der Nachname einer deutschen Orgelbauerfamilie in Osnabrück und Quakenbrück.

Der Gründer war Johann Christian Rohlfing (1793–1867), dessen vier Söhne ebenfalls Orgel- und Klavierbauer wurden: Johann Anton Heinrich (1821–1886), Wilhelm Gerhard, der im Jahr 1852 in die USA übersiedelte, Christian Friedrich (1833–1904) und der Klavierbauer Hermann Friedrich († 1905). Der älteste Johann Anton Heinrich gründete 1845 eine eigene Werkstatt in Osnabrück. Als 1864 seine Brüder eintraten, firmierte das Unternehmen, das sowohl Orgeln als auch Klaviere baute, unter dem Namen „Gebrüder Rohlfing“.[1]

Anton Franz Schmid (1765–1846), der 1790 in Quakenbrück eine Orgelwerkstatt errichtete, war der Bruder von Gerhard Janssen Schmid und der Schwiegervater von Johann Christian Rohlfing. Die Oldenburger Werkstatt, die Schmids Enkel Johann Martin Schmid fortführte, wurde 1919 von Rohlfing übernommen.[2]

Christian Friedrichs Söhne Christian Ludwig (1865–1934) Albert Anton Eberhard (1866–1933) führten den väterlichen Betrieb fort. 1927 spezialisierte sich der erste auf den Orgelbau, der zweite auf den Klavierbau. Christian Ludwigs Sohn Heinrich (1903–1969) stieg 1929 in das Unternehmen ein und übernahm den Neuaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Matthias Kreienbrink, der ab 1951 Teilhaber war, übernahm 1955 die Firma. Bis zum Jahr 1955 erfolgten 260 Orgelneubauten und Umbauten.[3]

Heinrich Rohlfing machte sich 1957 mit einer eigenen Werkstatt in Natbergen selbstständig, die 1968 an Johannes Wolfram überging.[1]

Aus heutiger Sicht werden zahlreiche Neubauten kritisiert, insbesondere aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.[4] Vielfach wurden die Vorgängerorgeln mit ihrer historischen Substanz entsorgt. Allenfalls blieben die alten Prospekte erhalten, hinter denen ein neues Werk gebaut wurde. Den pneumatischen Instrumenten war in der Regel keine lange Lebensdauer beschieden, sodass die meisten Rohlfing-Orgeln heute ersetzt sind.[3]

Werkliste (Auswahl)

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Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1860 Loxten (Nortrup) Dorotheenkirche I/P 6–8 Prospekt von Conrad Wilhelm Hase; 1903 ersetzt, Prospekt verändert erhalten[5]
1864/1916 Melle St. Petri III/P 33 eingreifender Umbau der Orgel von Christian Vater (1724); Rohlfing-Register nicht erhalten[6]
1868 Plate (Lüchow) St. Marien
30 Reparatur durch Orgelbauer Friedrich Fleiter
1872–1877 Weener Evangelisch-reformierte Kirche II/P 23 durchgreifender Umbau der Schnitger-Wenthin-Orgel (1710/1782) von III/P/37 auf II/P/23; 1906/07 Austausch 8 weiterer alter Register[7]Orgel
1877 Bad Bentheim Reformierte Kirche II/P 17 Neubau mit mechanischer Kegellade; bis auf die Prospektpfeifen, die im Ersten Weltkrieg abgetreten werden mussten, vollständig erhalten[8]
1881 Freren Reformierte Kirche I/P 11 Neubau hinter dem Prospekt von Hinrich Klausing (1699); nicht erhalten[9]
1882 Lengerich Reformierte Kirche II/P 12
1884–1885 Visquard Visquarder Kirche II/P 15 Neubau mit mechanischer Kegellade hinter dem alten Prospekt (vor 1680); nicht erhalten[10]
1885 Driever Reformierte Kirche I/P 10 nahezu vollständig erhalten
1885–1888 Vellage Vellager Kirche I/P 6 weitgehend erhalten
1892 Lienen-Kattenvenne Evangelische Kirche I/P 12 pneumatische Membranladen; bis auf die Prospektpfeifen, die im Ersten Weltkrieg abgetreten werden mussten, vollständig erhalten[11]
1906 Weenermoor Weenermoorer Kirche II/P 10 pneumatisch; vollständig erhalten
1907 Berge (Niedersachsen) Lutherkirche II/P 13 pneumatische Traktur, Taschenladen
1915 Landschaftspolder Landschaftspolder Kirche I/p 8 Neubau hinter dem Prospekt von Gerd Sieben Janssen (1814); nicht erhalten[12]
1930 Weil am Rhein Kirche zum Guten Hirten III/P 33 elektropneumatische Traktur und Kegellade; während des Zweiten Weltkriegs stillgelegt; 1960 von Heinrich Rohlfing gebraucht erworben[13]Orgel
1930 Emden Altreformierte Kirche I/p 3 1944 zerstört[14]
1930 Neuenhaus Reformierte Kirche II/P 18 ? Neubau hinter dem Prospekt von Georg Heinrich Quellhorst (1822/23)
1932 Wedringen Kirche Unserer Lieben Frauen
1935 Esklum Esklumer Kirche I/P 7 Neubau hinter dem Prospekt von Gerd Sieben Janssen (1855); ein Register erhalten[15]
1941 Eigen St. Paul II/P 19 von Heinrich Rohlfing ursprünglich für Universität München mit elektrischen Schleifladen gebaut; 1953 in Bottrop aufgestellt; 1983 und 1998 durch Kreienbrink renoviert, neue Register mit elektrischen Kegelladen; 15 von 19 Registern erhalten[16]
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
  • Hannalore Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. Ardey-Verlag, Münster 2006, ISBN 978-3-87023-245-0.
  • Friedrich Karl Rohlfing: 150 Jahre Gebrüder Rohlfing. Osnabrück 1940.
  • Fritz Schild: Denkmal-Orgeln. Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Führer 1974-1991. Florian Noetzel, Wilhelmshaven 2005, ISBN 978-3-7959-0862-1 (2 Teile: Backmoor-Groothusen, Hage-Wiesens).
  • Winfried Topp: Werkverzeichnis der Orgelbaufirma Rohlfing. In: Acta Organologica. Band 19, 1987, S. 157–178.
  • Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Keweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.

Einzelnachweise

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  1. a b Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. 1995, S. 139.
  2. Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. 1995, S. 136 f.
  3. a b Orgelbau Kreienbrink: Die Geschichte der Werkstatt Kreienbrink, gesehen am 24. Februar 2012.
  4. Vogel u. a.: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 192, 214, 274.
  5. Kirchengemeindelexikon. Abgerufen am 3. Januar 2023.
  6. Vogel u. a.: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 214.
  7. Vogel u. a.: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 192.
  8. Siehe den Restaurierungsbericht von Schild: Denkmal-Orgeln. 2005, S. 58–71.
  9. Vogel u. a.: Orgeln in Niedersachsen. 1997, S. 152.
  10. Orgel in Visquard, abgerufen am 3. Januar 2023.
  11. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 205.
  12. Orgel in Landschaftspolder, abgerufen am 3. Januar 2023.
  13. Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland. 2. Auflage. Schmidt, Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 425.
  14. Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. 1995, S. 419.
  15. Orgel in Esklum, abgerufen am 3. Januar 2023.
  16. Reuter: Historische Orgeln in Westfalen-Lippe. 2006, S. 73.