Roman Weyl

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Roman Weyl (* 30. Juli 1921 in Mainz; † Januar 2011 in Berlin) war ein deutscher Szenenbildner bei Bühne, Fernsehen und Kinofilm sowie ein Plakatmaler.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roman Weyl, geboren 1921 in Mainz als Sohn des Bühnenbildners und -technikers Hans Weyl, hatte 1937 eine Ausbildung zum Bühnen- und Theatermaler am Staatstheater Kassel begonnen. Anschließend studierte er von 1939 bis 1944 an der Staatlichen Kunsthochschule in Dresden bei Adolf Mahnke.[1] Noch im Kriegsjahr 1944 gab er sein Debüt als Bühnenbildner am Theater Unter den Linden. Im selben Jahr hielt Weyl den Posten eines Ausstattungsleiter am Theater am Schiffbauerdamm. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 nahm er seine Bühnenbildner-Tätigkeit an Berliner Bühnen wieder auf und war bis 1949 an den Spielstätten Tribüne, Renaissance-Theater, Komödie und Theater am Kurfürstendamm beschäftigt. Zu dieser Zeit gab Weyl auch einen lange folgenlos bleibenden Einstand als Filmarchitekt bei der DEFA.

1949 wechselte der Mainzer als Ausstattungsleiter für eine Spielzeit an die Leipziger Kammerspiele, bis 1951 war er, zum Teil gastweise, auch als Bühnenbildner an Spielstätten in Wiesbaden, Mainz, Halle und erneut Berlin (Komische Oper) tätig. Daran anschließend verpflichtete ihn erneut das Theater am Schiffbauerdamm, diesmal als Ausstattungsleiter, ehe er ab 1954 in selbiger Position für die Volksbühne aktiv wurde.

In diesen frühen Theaterjahren entwarf Weyl die Kulisse (Bühne) sowohl für moderne wie für klassische Theaterstücke.[2] Eine seiner ersten Bühnendekorationen lieferte er noch im 3. Reich, 1944, für eine Inszenierung von CalderónsÜber allen Zauber Liebe“ am Schiffbauerdamm-Theater. Später entwarf er die Szenerien unter anderem für Wilhelm Tell, Götz von Berlichingen, Fiesko, Der Diener zweier Herren, Anna Karenina, Hendrik Ibsens Die Stützen der Gesellschaft und Heiner Müllers 10 Tage, die die Welt erschütterten (Volksbühne Berlin, 1957).

Weyls Vielseitigkeit ließ ihn auch für Ballette („Romeo und Julia“ an der Staatsoper Dresden) und Operetten („Die große Welt“ an der Staatsoper Wiesbaden) geeignet erscheinen. Nebenbei kehrte er 1954 für einen Filmauftrag zur DEFA zurück.

Bis zu Beginn der 60er Jahre blieb Weyl Film und Fernsehen weitgehend fern. Infolge des Mauerbaus kehrte er Ostberlin den Rücken und war fortan für mehrere ARD-Sender, vor allem für den SFB aktiv, die Weyl auch mehrfach für die Ausstattung von Literaturadaptionen verpflichteten. 1976 entwarf er die Dekos für Kurt Hoffmanns letzte Inszenierung „Sonntagsgeschichten“. Weyl hat auch als Plakatmaler gearbeitet und das Signet des Friedensfilmpreises der Berlinale entworfen.

In einem Nachruf wurde Weyl, der auch für den Solidaritätsdienst International (Mitglied seit 1999) aktiv gewesen war, als „Humanist und Radikalpazifist[3] gewürdigt. Hervorgehoben wurden vor allem seine Plakatentwürfe zu den Themen Fremdenfeindlichkeit / Rassismus, Landminen, Hochrüstung und Atomenergie.

Roman Weyl war viele Jahrzehnte lang mit der Schauspielerin Susanne Wisten verheiratet, der Tochter von Fritz Wisten, für dessen Volksbühnen-Inszenierungen Weyl einst die Kulissen entworfen hatte.

1959 wurde er mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet.[4]

Zu seinen Schülern gehörten u. a. die Künstler Gerhard Arnold (* 1938 in Ludwigshafen/Rhein) und Hans-Eberhard Ernst (* 1933 in Berlin).

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen, wenn nicht anders angegeben

  • 1947: Straßenbekanntschaft (Kino)
  • 1954: Wer seine Frau lieb hat … (Kino)
  • 1962: Affäre Blum
  • 1963: Turandot
  • 1964: Die reinsten Engel
  • 1965: Adrian, der Tulpendieb
  • 1968: Die Begnadigung
  • 1969: Die Gartenlaube
  • 1969: Flucht nach Ägypten
  • 1971: Die Weber
  • 1973: Wienerinnen
  • 1974: Ein fröhliches Dasein
  • 1974: Das Konzert
  • 1975: Intermezzo für fünf Hände
  • 1976: Sonntagsgeschichten
  • 1977: Der Heiligenschein
  • 1978: Der Schimmelreiter (Kino)
  • 1978: Der Gehilfe
  • 1983: Die goldenen Schuhe
  • 1984: Mamas Geburtstag
  • 1986: Die Fräulein von damals

Theaterplakate (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nekrassow (Jean Paul Sartre; Volksbühne Berlin; ausgestellt 1958/1959 auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[6]
  • 10 Tage, die die Welt erschütterten (Heiner Müller; Volksbühne Berlin; ausgestellt 1958/1959 auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[7]
  • Der Teufelskreis (Hedda Zinner; Theater am Schiffbauerdamm; ausgestellt 1958/1959 auf der Vierten Deutschen Kunstausstellung)[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herbert A. Frenzel, Hans Joachim Moser (Hrsg.): Kürschners biographisches Theater-Handbuch. Schauspiel, Oper, Film, Rundfunk. Deutschland, Österreich, Schweiz. De Gruyter, Berlin 1956, DNB 010075518, S. 808.
  • Johann Caspar Glenzdorf: Glenzdorfs internationales Film-Lexikon. Biographisches Handbuch für das gesamte Filmwesen. Band 3: Peit–Zz. Prominent-Filmverlag, Bad Münder 1961, DNB 451560752, S. 1876 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roman Weyl in Theater in Berlin nach 1945: Schauspiel, „Nun ist es Zeit, das Antlitz neu zu schaffen“, Lothar Schirmer, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Henschel 2002, 127 Seiten, Seite 120
  2. Portrait Roman Weyl * 1921 in Mainz, in Theater an der Parkaue (Memento des Originals vom 24. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.parkaue.de
  3. Abschied von Roman Weyl – sodi.de
  4. Neues Deutschland, 4. Oktober 1959, S. 4
  5. Roman Unbekannter Fotograf; Weyl: Theaterplakat: Der Talisman. 1958, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  6. Roman Unbekannter Fotograf; Weyl: Theaterplakat Nekrassow. 1958, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  7. Roman Unbekannter Fotograf; Weyl: Theaterplakat: 10 Tage, die die Welt erschütterten. 1958, abgerufen am 18. Oktober 2021.
  8. Roman Unbekannter Fotograf; Weyl: Theaterplakat: Der Teufelskreis. 1958, abgerufen am 18. Oktober 2021.