Romelia Lichtenstein

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Romelia Lichtenstein, auch Romelia Assenowa-Lichtenstein (* 12. März 1962 in Sofia) ist eine deutsche Opern-, Operetten-, Oratorien-, Lied- und Konzertsängerin (Sopran).

Leben und Wirken

Romelia Lichtenstein wurde in Sofia geboren, wuchs in Rostock auf und sang im Alter von neun Jahren den Ersten Knaben in Mozarts „Die Zauberflöte“. Nach einer Ausbildung als Kinderkrankenschwester studierte sie an der Musikhochschule Leipzig Gesang bei Helga Forner.

Schon in ihrem ersten Engagement an der Oper Chemnitz zeigte sich das ungewöhnlich breite Spektrum ihres Soprans – hier sang sie Rosina in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“, Sandrina in Mozarts „Gärtnerin aus Liebe“ und erstmals die drei Frauenpartien in Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“. Mozarts Frauenpartien prägten auch ihre Jahre (1993 bis 1995) am Opernhaus Leipzig. Unter Leitung von Michail Jurowski, Lothar Zagrosek und Stefan Soltesz sang sie die Zerlina und die Fiordiligi, Pamina und die Königin der Nacht, aber auch die Mimi in Peter Konwitschnys Inszenierung von „La Bohème“. Ihr komödiantisches Talent und die Arbeit mit Regisseuren wie István Szabó, John Dew und Anthony Pilavachi ließen sie zu einer Sängerin von hoher darstellerischer Intensität und Ausstrahlung reifen.

Am Opernhaus Halle begann sie 1995 mit einem Debüt als Madama Butterfly, für das die Zeitschrift Opernwelt sie als beste Opernsängerin des Jahres nominierte. Es folgten zahlreiche weitere Hauptpartien, durch die Romelia Lichtenstein zu einer das Hallenser Musiktheater stark prägenden Sängerpersönlichkeit wurde. Gastspiele führten sie an die Semperoper Dresden, an die Opernhäuser von Graz, Wiesbaden, Weimar und Metz. In Würdigung ihrer herausragenden künstlerischen Verdienste wurde die Sopranistin 2012 zur Kammersängerin ernannt.

Von ganz besonderer Bedeutung für ihre stimmliche Entwicklung war die Begegnung mit der Musik Georg Friedrich Händels. Allein bei den Händel-Festspielen in Halle gestaltete sie Haupt- und Titelpartien in zehn seiner Opern. Der Romilda in „Serse“, Florinda in „Rodrigo“, Gismonda in „Ottone“, der Zauberin Alcina wie der Metella in „Lucia Cernelio Silla“ gab Romelia Lichtenstein durch stimmliche Präsenz und Raffinesse unverwechselbare Kontur. An der Komischen Oper Berlin Merab im „Saul“, bei den Händel-Festspielen Karlsruhe Miriam in der Operncollage „Die Plagen“. Ihre Elisa in „Tolomeo“ kann man als CD-Gesamtaufnahme, ihre Alceste in „Admeto“ auf DVD erleben. Immer wieder arbeitet sie mit Barockspezialisten wie Marcus Creed, Howard Arman, Michael Schneider und Hermann Max zusammen. Als grandiose Interpretin und Händel-Protagonistin wurde Romelia Lichtenstein 2016 der Händel-Preis verliehen.

Ihr gelang der selten glückliche Schritt einer Facherweiterung hin zum Italienisch-Dramatischen. „Für Romelia Lichtenstein ist die Lucrezia Borgia nach Norma und Lucia di Lammermoor ein weiterer Belcanto-Triumph. Sie schafft mit großer Intensität in ihren Arien den Wechsel vom Lyrischen ins Dramatische, moduliert die Stimme auch in den nahezu makellosen Koloraturen in einem perfekten Messa di voce. Dass sie dabei über eine dunkel-timbrierte Mittellage verfügt und diese wohlbedacht einsetzt, hat sie jüngst an gleicher Stelle als Lady Macbeth eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, schrieb das Fachblatt ORPHEUS international (05/06 2011). Mit ihrer Violetta in „La Traviata“ feierte sie Erfolge an den Opernhäusern Göteborg und Bremen sowie in Stockholm vor dem Schwedischen Königshaus. Ab 2006 konnte sie in einer Reihe sehr anspruchsvoller Partien von Bellini, Verdi und Donizetti überzeugen, wozu Abigaile in „Nabucco“ und Leonora in „Der Troubadour“ gehören. Verdi wurde neben Händel der zweite Fixpunkt in der Arbeit von Romelia Lichtenstein.

2006/2008 gab Romelia Lichtenstein als Mentorin ihre Erfahrungen an Stipendiaten der Jürgen-Ponto-Stiftung weiter.

In der Saison 2015/2016 war Romelia Lichtenstein als Leonora in Verdis „Die Macht des Schicksals“ und in Händels „Lucio Cornelio Silla“ zu erleben, Rollendebüts gab sie als Despina in Mozarts „Cosi fan tutte“ und in der Titelpartie von „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea. Sie brillierte als Puccinis „Tosca“ sowie bei den Händel-Festspielen 2018 in der Titelpartie von „Berenice, Regina di Egitto“. In der laufenden Saison singt sie außerdem an der Oper Halle in einer Inszenierung von Verdis „Messa da Requiem“, die Partie der Sélica in Meyerbeers „L’Africaine“ und die Großherzogin in Offenbachs „Großherzogin von Gerolstein“.

Zunehmend ist Romelia Lichtenstein auch als Konzert-Sängerin gefragt. In der Berliner Philharmonie, dem Musikverein Wien, der Liederhalle Stuttgart, in Madrid und Warschau sang sie in Mozarts „Requiem“, Haydns „Die Schöpfung“, Brittens „War-Requiem“ und Schostakowitschs XIV. Sinfonie. Enoch zu Guttenberg engagierte sie für Beethovens „Missa Solemnis“ beim Musikfestival Santander und für Verdis „Requiem“ beim Rheingau Musik Festival. Die CD-Aufnahme von „Giob“ von Carl Ditters von Dittersdorfs wurde 2002 mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. 2013 gab sie mit „Fünf Lieder auf Texte von Mathilde Wesendonck“ ihr konzertantes Wagner-Debüt und sang zu den Verdi-Tagen in „Messa da Requiem“. Im Rahmenprogramm der Oper „Schahrazade“ von Bernhard Sekles interpretierte Romelia Lichtenstein Lieder dieses fast vergessenen jüdischen Komponisten – der Mitteldeutsche Rundfunk sendete das viel beachtete Konzert. Ihre Interpretation von Donizettis Anna Bolena in konzertanten Aufführungen 2017 und 2018 wurde zu einem herausragenden Musikerlebnis.

Preise

  • 1990: 1. Preis beim Wettbewerb junger Opernsänger in Gera
  • 1990: Mozart-Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb „Francisco Viñas“ in Barcelona
  • 2016: Händel-Preis der Stadt Halle an der Saale[1]

Diskografie

  • Georg Friedrich Händel, Admeto, 2 DVDs + 2 CDs, Arthaus Musik
  • Karl Ditters von Dittersdorf, Giob (Oratorium), CD, cpo
  • Engelbert Humperdinck, Hänsel und Gretel, DVD, NCA

Einzelnachweise

  1. Joachim Lange: Bezaubernde Stimme. Sängerin Romelia Lichtenstein erhält Händel-Preis, Mitteldeutsche Zeitung, 25. Mai 2016