Rudolf Zwintscher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. März 2015 um 00:47 Uhr durch Jbergner (Diskussion | Beiträge) (→‎Leben: kk). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Rudolf Zwintscher um 1940 in Laubegast, Dresden

Rudolf Zwintscher (* 13. Mai 1871 in Leipzig; † 7. Februar 1946 in Dresden) war ein deutscher Pianist und Musikpädagoge. Sein kompositorisches Werk umfasst ca. 100 Lieder, Klavierstücke, Kammermusik, Duos für Violine und Klavier, eine Klaviersonate, eine Sonate für Violoncello und Klavier, ein Klaviertrio, eine sinfonische Dichtung für großes Orchester, ein Konzert für Klavier und Orchester und die Märchenoper Die Hummeln.

Leben

Zwintschers musikalische Laufbahn ist durch das Wirken seines Vaters Bruno Zwintscher geprägt. Als Schüler von Louis Plaidy (der seinerseits vom berühmten Felix Mendelssohn Bartholdy an das Leipziger Konservatorium berufen wurde) wirkte Bruno Zwintscher selbst 21 Jahre als Klavierpädagoge des renommierten Institutes, verfasste zwei Lehrbücher über Klaviertechnik, die mehrfach aufgelegt und auch ins Englische übersetzt wurden. So lag es nahe, dass Rudolf Zwintscher 1890 ein Klavier- und Kompositionsstudium absolvierte. Im Umfeld von Richard Strauss trug er im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in beachtlichem Maße zur Bereicherung des Dresdner Musiklebens bei. Zwischen 1891 und 1925 führte ihn eine rege Auftrittsaktivität durch die Konzertsäle Europas und in die USA.

„Des anspruchsvollen Lebens in der Gesellschaft überdrüssig,“ wie er in einer kurzen Autobiographie erklärte,[1] schlägt er schon 1906 ein Stellenangebot der Londoner Musikakademie aus. Als „Saradusker, der Liederschänder“ schließt er sich in London dafür dem weltweiten Männerbund der Schlaraffen an.[2] Der ruhigere Platz wird von 1919 bis zu seinem Tode das Dorf Laubegast am Ufer der Elbe (1921 zu Dresden eingemeindet). Hier schuf Zwintscher zahlreiche seiner Kompositionen und gewann einen großen Schülerkreis.

Zwintscher hatte zwei Brüder, den Philologen Arthur Zwintscher (1867–1937)[3] und den Maler Oskar Zwintscher (1870–1916).

Rezeption

Trotz des umfangreichen Nachlasses ist das kompositorische Werk Zwintschers heute weitgehend in Vergessenheit geraten. „Es wäre an der Zeit, dass sich Interpreten wieder für die Kompositionen dieses Mannes interessieren, gibt es doch vor allem auf den Gebieten des klavierbegleitenden Sololiedes und der Kammermusik so manche Kostbarkeit zu entdecken.“[1] Der Nachlass Zwintschers befindet sich in der Musikabteilung (Signatur: Mus.9833-...) und Handschriftensammlung (Signatur: Mscr.Dresd.App.2479) der SLUB Dresden.

Am 30. Juni 1946, bereits fünf Monate nach Zwintschers Tod, wurde in Dresden-Laubegast eine Straße, die ehemalige Nerhoffstraße, nach ihm umbenannt. Für die umgehende Würdigung in der SBZ waren vermutlich auch weltanschauliche Bezüge ausschlaggebend. Ursprünglich Anhänger der Feuerbachschen Philosophie wurde Zwintscher infolge des Ersten Weltkrieges Pazifist und später Sozialist und Kommunist.[4]

Einzelnachweise

  1. a b Hans John: Zum Leben und Wirken von Rudolf Zwintscher, in: Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert, Teil I: 1900-1933, hrsg. von Matthias Herrmann und Hans-Werner Heister, Laaber 1999
  2. Laut Stammrolle 2443 im „Schlaraffia Londinum, Reych 129“
  3. Bruno Artur Zwintscher: De Galatarum tetrarchis et Amynta rege quaestiones, phil.Diss. Leipzig 1891-92, Nr. 139
  4. DIE LAUBE, Sonderheft 2008