Saleh al-Arouri

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Saleh al-Aruri (2022)

Saleh al-Aruri (auch als Salah al-Arouri transkribiert, arabisch صالح العاروري Salih al-Aruri, DMG Ṣāliḥ al-ʿĀrūrī; geboren am 19. August 1966 in Arura nördlich von Ramallah, Westjordanland; gestorben am 2. Januar 2024 in Dahieh südlich von Beirut, Libanon[1]) war ein palästinensischer Anführer der Terrororganisation Hamas und Gründer der Kassam-Brigaden, des militärischen Flügels der Hamas. Er galt als „militärischer Befehlshaber des Westjordanlandes“[2] und war stellvertretender Vorsitzender des politischen Büros der Hamas.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Al-Aruri war Gründungskommandeur der Kassam-Brigaden, diente auch als Rekrutierer und war aktiv an der Beschaffung und dem Transfer von Geldern im Namen der Hamas beteiligt.[4] Die Regierung der Vereinigten Staaten warf al-Aruri vor, „ein hochrangiger militärischer Führer der Hamas gewesen zu sein, der auf seine Rolle als Anführer einer Hamas-Studentenzelle an der Universität Hebron in den frühen 1990er-Jahren zurückgeht“.[5]

Im November 1990 wurde al-Aruri von den israelischen Behörden verhaftet. Er verbrachte sechs Monate im Gefängnis, wurde aber kurz darauf erneut verhaftet. Er verbrachte wegen seiner Führungsrolle in der Hamas 15 Jahre im Gefängnis. Im Jahr 2007 wurde al-Aruri erneut von den israelischen Behörden verhaftet und im März 2010 freigelassen, wahrscheinlich wegen seiner entscheidenden Rolle bei der Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit, der 2006 von der Hamas gefangen genommen worden war.[6][7] Später wurde al-Aruri aus dem Gazastreifen ausgewiesen, da seine Anwesenheit angeblich eine Bedrohung für Israel darstellte. Er zog nach Damaskus, wo er sich dem politischen Büro der Hamas anschloss, das von Chaled Meschaal geleitet wurde. Zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs zog al-Aruri nach Istanbul, wo er sein eigenes Büro gründete.[8]

Es wurde angenommen, dass al-Aruri in der Türkei lebte, obwohl im Dezember 2015 Gerüchte kursierten, er habe das Land freiwillig verlassen und pendle zwischen dem Libanon und Katar.[9]

Die Regierung der USA setzte auf Hinweise zum Aufenthaltsort Saleh al-Aruris ein Kopfgeld von 5 Mio. US-Dollar im Rahmen des Rewards for Justice Program aus.[10]

Das Wall Street Journal behauptete, Arouri sei einer der Planer hinter dem Terrorangriff der Hamas auf Israel.[11] Am 8. Oktober 2023 sagte er al-Dschasira: “We are prepared for all options, including all-out war” (deutsch: „Wir sind auf alle Optionen vorbereitet, auch auf einen totalen Krieg“) und “We are ready to do whatever is necessary for the dignity and freedom of our people” (deutsch: „Wir sind bereit, alles zu tun, was für die Würde und die Freiheit unseres Volkes notwendig ist“).[12]

Er war maßgeblich an den Verhandlungen über die Freilassung von 105 Zivilisten aus der Gefangenschaft der Hamas während einer einwöchigen Waffenruhe im November beteiligt.[13]

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 2. Januar 2024 gaben die Terrororganisation Hamas und auch der Hisbollah-nahe Nachrichtensender Al Mayadeen bekannt, dass Saleh al-Aruri und mindestens sechs weitere Hamas-Mitglieder (darunter zwei weitere Kommandeure)[14] bei einem israelischen Drohnenangriff in Dahieh, einem Vorort von Beirut im Libanon, getötet worden seien.[15][16][17][18] Der Tod von Saleh al-Aruri wurde am selben Abend vom libanesischen Premierminister Nadschib Miqati als „israelisches Verbrechen“ verurteilt.[19] Auch der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian sprach von einer Ermordung des Hamas-Führers durch eine „terroristische Operation des zionistischen Regimes“.[20]

Die Ramallah-Sektion der Fatah im Westjordanland kündigte als Reaktion auf den Angriff einen Generalstreik für den 3. Januar an.[21] Die Terrororganisationen Islamischer Dschihad in Palästina und Hisbollah schworen Vergeltung.[22][23]

Eine offizielle israelische Mitteilung wurde bislang nicht veröffentlicht, jedoch sprachen im Zusammenhang mit der Tötung von al-Aruri unter anderem der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich und der Abgeordnete Danny Danon ihr Lob gegenüber den israelischen Sicherheitskräften aus.[24] Ein Sprecher des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu gab in einem Interview mit einem US-Nachrichtensender an, dass der Angriff, „wer auch immer diesen durchgeführt hat“, ausschließlich auf die Hamas abziele und nicht dem Libanon oder der Hisbollah gegolten habe.[25] Am 3. Januar teilte David Barnea als Leiter des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad – ohne näher auf den Tod von Aruri einzugehen – mit, dass diejenigen, die an dem Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren, ihr eigenes Todesurteil unterzeichnet hätten.[26] Er wurde auf einem Friedhof in Schatila beigesetzt.[27]

Bereits am 6. Januar griff die Hisbollah mit 62 Raketen einen Militärstützpunkt in Nordisrael an, es handele sich um eine erste Reaktion auf die Tötung des Kommandeurs. Die UNIFIL rief die zweithöchste Alarmstufe aus.[28]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Saleh al-Arouri – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Senior Hamas figure Saleh al-Arouri killed in Lebanon. In: The Guardian. 2. Januar 2024, abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  2. Avi Issacharoff: Israel foiled 17 suicide attacks so far this year, Shin Bet says. In: Times of Israel. 13. August 2015, abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch)
  3. Saleh al-Arouri. Counter Extremism Project, abgerufen am 21. Januar 2024 (englisch).
  4. Hamas’ Not-So-Secret Weapon. In: Foreign Affairs. 16. September 2016, abgerufen am 15. November 2023 (englisch).
  5. Terrance McCoy: The enigmatic Hamas leader allegedly behind the Israeli kidnappings that ignited war. In: Washington Post. 10. Juli 2014, archiviert vom Original am 3. Juli; abgerufen am 23. Juli 2015 (englisch).
  6. Orlando Crowcraft: Hamas official: we were behind the kidnapping of three Israeli teenagers In: The Guardian, 21. August 2014. Abgerufen am 28. April 2016 (britisches Englisch). 
  7. Thorn in the Side. In: Foreign Policy. 17. September 2013, archiviert vom Original am 26. März 2016; abgerufen am 28. April 2016.
  8. Is Erdogan closing Hamas’ Istanbul office? – Al-Monitor: the Pulse of the Middle East. In: Al-Monitor. 21. Dezember 2015, archiviert vom Original am 4. Juni 2016; abgerufen am 28. April 2016 (amerikanisches Englisch).
  9. “Al-Quds al-Arabi”: Hamas leader Salah al-Aruri no longer lives in Turkey. In: en.israel-today.ru. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Mai 2016; abgerufen am 28. April 2016.
  10. Salih al-Aruri – Rewards for Justice. Archiviert vom Original am 10. Oktober 2023; abgerufen am 11. Oktober 2023.
  11. Dion Nissenbaum, Adam Chamseddine, Benoit Faucon, Summer Said: Top Hamas Leader Killed in Suspected Israeli Strike in Beirut. In: The Wall Street Journal. 2. Januar 2024, abgerufen am 21. Januar 2024 (amerikanisches Englisch).
  12. Netanyahu tells Israel ‘We are at war’ after Hamas launches an unprecedented attack on the country. Associated Press, 7. Oktober 2023, abgerufen am 7. Oktober 2023 (englisch).
  13. Expulsion of Hamas leaders from Gaza on the table, PM said to tell hostage families. In: timesofisrael.com. 7. Oktober 2023, abgerufen am 21. Januar 2024 (englisch).
  14. Senior Hamas official Saleh al-Arouri killed in Beirut suburb. Al Jazeera, abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch).
  15. Hamas confirms assassination of deputy chief Arouri. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  16. Israeli drone struck targeted Hamas office in Beirut suburb killing 4 — Lebanese state agency. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  17. Reports: Hamas deputy leader abroad Saleh al-Arouri killed in alleged Israeli strike in Lebanon. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  18. Death count from alleged Israeli strike on Hamas office in Lebanon climbs to six — report. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  19. Lebanese PM blasts Israel for Arouri killing, warns Jerusalem trying to drag Lebanon into new phase of confrontations. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  20. Iran: ‘Cowardly Zionist terror’ assassination in Beirut proves Israel failed to achieve Gaza goals. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch).
  21. Fatah’s Ramallah branch announces general strike in response to Arouri killing. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  22. Saleh al-Arouri: Mastermind of Hamas terrorism in West Bank, hostage deal negotiator. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch).
  23. Hezbollah: Israeli killing of Arouri will not pass without a response. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch).
  24. Likud MK lauds IDF for Arouri assassination; cabinet secretary orders ministers to hold their tongues. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 2. Januar 2024 (englisch).
  25. Netanyahu spokesman on Arouri killing: ‘Whoever did this, it’s not an attack on Lebanon or Hezbollah’. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch).
  26. Mossad chief: Those who took part in massacre signed their own death warrant. In: timesofisrael.com. Abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch).
  27. Tausende begleiten Beisetzung von Hamas-Anführer Al-Aruri. In: sn.at. 4. Januar 2023, abgerufen am 5. Januar 2023.
  28. Israel: Hisbollah greift mit Dutzenden Raketen aus dem Libanon an. In: Der Spiegel. 6. Januar 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 6. Januar 2024]).