San Michele in Bosco

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Monastero di San Michele in Bosco
Ansichtskarte von 1954 mit Abbildung des Komplexes

Ansichtskarte von 1954 mit Abbildung des Komplexes

Basisdaten
Konfession römisch-katholisch
Ort Bologna, Italien
Diözese Erzbistum Bologna
Patrozinium Erzengel Michael
Baugeschichte
Bauzeit 4. Jh.–1523
Baubeschreibung
Baustil Renaissance
Koordinaten 44° 28′ 53,3″ N, 11° 20′ 31″ OKoordinaten: 44° 28′ 53,3″ N, 11° 20′ 31″ O
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Das Kloster San Michele in Bosco (San Michêl in Bôsc auf Bolognesisch) ist ein ehemaliges Olivetanerkloster in der Stadt Bologna, das auf einem Hügel nahe dem Stadtzentrum liegt.

Der Komplex besteht aus der Kirche San Michele in Bosco und dem angrenzenden Kloster, der Residenz des italienischen Königs, die 1880 von dem Chirurgen Francesco Rizzoli erworben und der Provinz Bologna geschenkt wurde, um ein Zentrum für Orthopädie zu errichten, das heutige Istituto Ortopedico Rizzoli.[1][2]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Komplex (oben) vom Zentrum Bolognas aus gesehen. Foto: Paolo Monti, 1969

Bereits im Mittelalter (um das 4. Jahrhundert) gab es hier Klostergebäude und im Jahr 1364 siedelten sich auf Betreiben von Papst Urban V. die Olivetaner-Mönche an. Diese bauten die Kirche nach ihrer Zerstörung im Jahr 1430 in mehreren Etappen wieder auf und vollendete sie im Wesentlichen im Jahr 1523. Die Renaissance-Fassade ist das Werk des Ferrareser Architekten Biagio Rossetti und seiner Schule, das Marmorportal hingegen von Peruzzi. Im Inneren des einschiffigen Bauwerkes befinden sich vier Seitenkapellen und ein von einer Transenna umgebenes Presbyterium.

Die üppige Raumwirkung verdankt sich besonders reichlich angewandter Ilusionsmalerei mit ihren Scheinarchitekturen.

In der Kirche befindet sich eine Orgel, die 1524–1526 von Giovanni Battista Facchetti erbaut und in der Folge mehrfach umgebaut wurde. Sie steht auf der Chorempore in einem hölzernen Gehäuse, das 1525 von Fra’ Raffaele da Brescia mit einer Aufteilung in fünf Felder reich verziert wurde.[3][4]

Während der napoleonischen Ära wurden mehrere Kunstwerke im Rahmen der napoleonischen Enteignungen nach Frankreich gebracht. Laut dem im Bulletin de la Société de l’art français von 1936 veröffentlichten Katalog kehrten von den 31 Kunstwerken, die im Juli 1796 aus Bologna nach Frankreich geschickt wurden, nach dem Wiener Kongress nur 16 nach Italien zurück. Das Bild Hlg. Bernhard, der die Regel von der Jungfrau empfängt, ein Gemälde von Guercino, verblieb in Frankreich und wurde 1871 bei einem Brand in Bordeaux zerstört.[5]

Kloster und achteckiger Kreuzgang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kloster wurde später fertiggestellt als die Kirche. Giorgio Vasari hat 1539–1540 einige Fresken und drei Tafeln für das Refektorium gemalt, von denen eine verloren gegangen ist und die beiden anderen in die Pinacoteca Nazionale di Bologna gebracht wurden, von denen heute nur noch Kopien vor Ort sind. 1567 wurde ein Seitentrakt des Schlafsaals fertiggestellt. Danach ging das Bauprojekt fast ausschließlich in die Hände von Pietro Fiorini über, der 1588 das Treppenhaus, 1590 den Pinienkreuzgang (später von Cesare Baglioni dekoriert) und 1592 die Gästezimmer fertig stellte.[6]

Eine der Besonderheiten des Komplexes ist der achteckige Kreuzgang, ein Unikat der Bologneser Klöster, das ebenfalls von Fiorini zwischen 1602 und 1603 entworfen und von Lodovico Carracci und einigen seiner Schüler, darunter Alessandro Albini, mit Fresken versehen wurde (die Fresken sind heute allerdings teilweise zerstört).[7]

Fernrohr-Effekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gewaltige Korridor des architektonischen Komplexes San Michele in Bosco führt zusammen mit dem Torre degli Asinelli zu einer berühmten optischen Täuschung, dem so genannten „Fernrohr-Effekt“ (in der internationalen wissenschaftlichen Nomenklatur „vista paradox“).[8]

Blick auf den Asinelli-Turm aus dem Fenster des gewaltigen Korridors von San Michele in Bosco. Foto: Alessandro Orefice Campogrande.

Die Illusion besteht in der paradoxen wahrgenommenen Vergrößerung des Turms, die eintritt, wenn sich der Betrachter von ihm entfernt, indem er in den Korridor zurücktritt. Umgekehrt erscheint der Turm eher kleiner, wenn der Betrachter sich ihm entlang des Ganges nähert.[8][9]

Diese uralte Illusion wurde kürzlich von Marco Costa und Leonardo Bonetti von der Universität Bologna wiederentdeckt und wissenschaftlich untersucht.[10][11][12][13]

Belvedere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2010 wurde nach einer Restaurierung des Parks von San Michele in Bosco, der in seiner Form aus dem späten 19. Jahrhundert wiederhergestellt wurde, das große Belvedere vor der Kirche wieder freigegeben, so dass der Blick auf die Stadt, der zuvor durch die Baumkronen versperrt war, wieder möglich ist. Panoramablick auf Bologna von San Michele in Bosco

Transport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1888 und 1889 wurde San Michele in Bosco mit dem Giardini Margherita durch die Standseilbahn San Michele in Bosco verbunden.

Der Komplex ist mit der städtischen Buslinie 30 der TPER zu erreichen, die auf der Strecke Sostegno – San Michele in Bosco verkehrt und an der nach dem Kloster benannten Haltestelle endet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1836 Domenico Ferri scenografo a Parigi. Abgerufen am 6. August 2022 (italienisch).
  2. Il parco di San Michele in Bosco. In: Turismo Bologna. Abgerufen am 6. August 2022 (italienisch).
  3. Elena Bugini: Sugli strumenti musicali intagliati ed intarsiati del Rinascimento bresciano: note a margine di uno storico dell’arte. In: Saggi e Memorie di storia dell’arte. Band 26, 2002, ISSN 0392-713X, S. 87–118, hier S. 105–106, JSTOR:43140521.
  4. O. Mischiati, S. 93
  5. Marie-Louise Blumer: Catalogue des peintures transportées d’Italie en France de 1796 à 1814. In: Bulletin de la Société de l’art français. 1936 (bnf.fr – Faszikel 2).
  6. Pietro Fiorini (Bologna 1539–1629) war von 1583 bis 1614 Architekt des Senats von Bologna und sowohl in der architektonischen Gestaltung als auch in der Instandhaltung von öffentlichen Gebäuden sehr aktiv. Siehe den Eintrag im Biographischen Wörterbuch von Treccani. Mariangela Marchi: FIORINI, Pietro. In: Fiorella Bartoccini (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 48: Filoni–Forghieri. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1997. Sein Nachkomme war Guido Fiorini.
  7. Ugo Galetti, Ettore Camesasca: Enciclopedia della pittura italiana. Hrsg.: Garzanti. Band 1, 1950, S. 27.
  8. a b Marco Costa, Leonardo Bonetti: Linear Perspective and Framing in the Vista Paradox. In: Perception. Band 46, Nr. 11, 26. Juni 2017, S. 1245–1268, doi:10.1177/0301006617713091 (englisch).
  9. Istituto Ortopedico Rizzoli: La torre degli Asinelli da San Michele in Bosco: effetto cannocchiale! auf YouTube, abgerufen am 7. August 2022 (italienisch).
  10. Svelato uno dei misteri più affascinanti di Bologna: l’effetto ottico della torre degli Asinelli dalla finestra sui colli. In: Repubblica.it. 30. Juni 2017 (italienisch, repubblica.it [abgerufen am 7. August 2022]).
  11. Giordano Mauro: La torre si avvicina? Ecco il perché dell’illusione ottica. In: Corriere di Bologna. (italienisch, corriere.it [abgerufen am 7. August 2022]).
  12. Caterina Stamin: Bologna, la torre Asinelli vista dal Rizzoli. "Si ingrandisce davvero" - il Resto del Carlino. In: il Resto del Carlino. 30. Juni 2017 (italienisch, ilrestodelcarlino.it [abgerufen am 7. August 2022]).
  13. L’illusione ottica che ingrandisce la Torre degli Asinelli di Bologna. In: Sky Arte - Sky. 1. Juli 2017, abgerufen am 7. August 2022 (italienisch).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Enrico Lorenzi: Il Monastero di San Michele in Bosco e l’Istituto Ortopedico Rizzoli. Pendragon, Bologna 2006 (google.ch).
  • Oscar Mischiati: Gli antichi organi della Provincia e dell’Arcidiocesi di Bologna. Regesto. In: L’organo. Rivista di cultura organaria e organistica. Nr. XL. Patron, 2008, ISSN 0474-6376, S. 5–365.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: San Michele in Bosco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien