Kathedrale Unserer Lieben Frau und des heiligen Adalbert
Die Kathedrale Unserer Lieben Frau und des heiligen Adalbert (ung. Nagyboldogasszony és Szent Adalbert prímási főszékesegyház), der Dom von Esztergom, ist die Kathedralkirche des römisch-katholischen Erzbistums Esztergom-Budapest. Sie befindet sich in Esztergom, der früheren ungarischen Hauptstadt.
Der Dom ist der in den Himmel aufgenommenen Gottesmutter Maria und dem heiligen Adalbert von Prag geweiht. Seine Entstehungsgeschichte reicht von 1001 bis 1869. Als caput, mater et magistra ecclesiarum hungariae („Haupt, Mutter und Lehrerin der ungarischen Kirchen“) ist sie die größte Kirche Ungarns und steht auf Platz 18 der größten Kirchen der Welt.[1]
Geschichte
Unter dem ungarischen König Stephan dem Heiligen wurde die erste Kirche von 1001 bis 1010 errichtet. Sie bestand bis zum 12. Jahrhundert und wurde durch einen Brand zerstört. Nach einem Neubau überstand die neue Kathedrale den Mongoleneinfall in Ungarn. Unter Wenzel III. von Böhmen, der für den ungarischen Thron kandidierte, wurde sie repariert und zur Bischofskirche erhoben. Die Bischöfe vergrößerten und verschönerten sie in den folgenden Jahrhunderten. Bei der Basilika wurde eine Bibliothek gegründet, die als zweitbedeutendste Ungarns galt. Im Jahr 1543 wurde die Basilika in den verheerenden Türkenkriegen vernichtet und unter türkischer Herrschaft nicht wieder aufgebaut. Erst 1820 unter Erzbischof Sándor Rudnay wurde das Erzbistum wieder errichtet und der Neubau der Kathedrale beschlossen. Sie erhielt hierbei den Status der Mutterkirche des Landes Ungarn.
Der Architekt Pál Kühnel und der Auftragnehmer János Packh legten im Jahr 1822 den Grundstein für eine neue Basilika. Die Bakócz-Kapelle wurde etwa 20 Meter von ihrem ursprünglichen Standort wieder aufgebaut. Da 1838 der damalige Architekt János Packh ermordet wurde, übernahm József Hild die weitere Konstruktion der Basilika. Sie wurde im klassizistischen Stil weitergeführt und unter dem Erzbischof János Scitovszky vollendet; die Weihe war am 31. August 1856. Zur Kirchweihe schuf Franz Liszt die Komposition Missa solennis zur Einweihung der Basilika in Gran. Endgültig fertiggestellt wurde die Kathedrale erst 1869, zwölf Jahre später.
Der Dom
Der Dom von Esztergom ist eine langgestreckte Saalkirche mit einem kurzen Querhaus. Zwei Kapellen, die Domschatzkammer und ein Empfangssaal ergänzen den Grundriss zum Rechteck.[2] Über der Vierung im Zentrum des Bauwerks erhebt sich die weithin sichtbare Kuppel auf einem Säulentambour. Die Portalfront, ein repräsentativer antikisierender Portikus, wird von zwei Anbauten mit den Glockentürmen flankiert.
Der Innenraum der Basilika erstreckt sich auf einer Fläche von 5.600 m², sie ist 118 m lang und 49 m breit. Zwölf Fenster durchfluten den Kirchinnenraum mit Licht. Mit der Kuppel (Durchmesser 33,5 m), hat die Kathedrale eine Innenhöhe von 71,5 m und eine Außenhöhe von maximal 100 m, von der Krypta aus gemessen.
Das Altarbild mit seinen Ausmaßen von 13,5 x 6,5 m ist die Darstellung der Mariä Aufnahme in den Himmel, geschaffen von Michelangelo Grigoletti. Sie ist das größte Gemälde der Welt, das auf einem einzigen Stück Leinwand gemalt worden ist.
Die Tamás-Bakócz-Kapelle ist ein Werk italienischer Meister von 1506 bis 1507. Sie wurde aus rotem Marmor von Süttő geschaffen, und ihre Wände sind mit toskanischen Renaissance-Motiven geschmückt. Die Kapelle ist ein Beispiel für die Renaissance-Kunst in Ungarn.
Die letzte Ruhestätte für die späten Erzbischöfe des Erzbistums Esztergom-Budapest ist die Krypta, die im altägyptischen Stil errichtet wurde. In ihr ruhen unter anderem die Gebeine des ungarischen „Märtyrers“ József Kardinal Mindszenty, der ein starker Gegner des Kommunismus in Ungarn war.
Seine Gebeine wurden am 4. Mai 1991 vom österreichischen Mariazell nach Esztergom überführt.
Orgel
Die Orgel der Basilika ist ein Werk des aus Salzburg stammenden Orgelbaumeisters Ludwig Mooser, der sich im ungarischen Eger niederließ. Am 19. September 1854 wurde die Orgel begonnen, die Fertigstellung dauerte bis zum 31. August 1856, dem Tag der Einweihung der Kathedrale. Sie hatte 49 Register auf drei Manualen und einem Pedal und war mit 3530 Pfeifen versehen. Die dafür benötigten Teile wurden per Schiff auf der Donau angeliefert. In den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die im 1. Weltkrieg abgelieferten Prospektpfeifen von der Firma Angster durch Zinkpfeifen ersetzt. Die Orgel war bis Ende des Zweiten Weltkrieges nahezu original erhalten, dann aber durch Kriegseinwirkung irreparabel beschädigt. Die Fa. Rieger (mit Filiale in Budapest) nahm 1947 eine Generalsanierung vor, in der die Orgel großzügig umgestaltet wurde. Nach den Siebziger-Jahren baute man die Orgel noch einmal um, wobei Teile der Mooser-Orgel restauriert, und in die Neukonzeptionierung einbezogen wurden. Die heutige Orgel umfasst 147 Register, verteilt auf fünf Manualen und einem Pedal und mit Schleifladen mit elektrischer Traktur, Umstände, die ihr einen überwältigenden Klang verleihen.[3][4] Der derzeitige Titularorganist ist István Baróti, der auch an der theologischen Akademie in Esztergom Kirchenmusik unterrichtet.
Disposition der Orgel
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- Koppeln: 171 P+I; 172 P+II; 173 P+III; 174 P+IV; 175 P+V; 176 P+IV super; 41 I+III; 42 I+IV; 43 I+V; 44 Tremolo; 129 II+I; 130 II+III; 131 II+IV; 132 II+V; 133 II+II super; 134 II+IV super; 135 II+V super; 71 III+I; 72 III+IV; 73 III+V; 74 Tremolo; 75 Echo kombination; 76 Echo pleno; 157 IV+V; 158 IV+V super; 159 Tremolo; 103 Tremolo**
- Nebenregister:
- Spielhilfen:
Weblinks
- Netzpräsenz der Kathedrale, deutsche Version
- Geschichte der Basilika
Einzelnachweise
Koordinaten: 47° 47′ 56,3″ N, 18° 44′ 11,9″ O