Satzdorf

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Satzdorf
Gemeinde Runding
Koordinaten: 49° 13′ N, 12° 43′ OKoordinaten: 49° 13′ 15″ N, 12° 42′ 39″ O
Höhe: 373 m ü. NHN
Einwohner: 78 (Mai 2011)
Postleitzahl: 93486
Vorwahl: 09971
Satzdorf (Bayern)
Satzdorf (Bayern)

Lage von Satzdorf in Bayern

Satzdorf auf der Bayerischen Landtafel des Philipp Apian von 1568
Lageplan von Schloss Satzdorf auf dem Urkataster von Bayern
Satzdorfer See

Satzdorf ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Runding im Landkreis Cham des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.[2][3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Satzdorf liegt zwischen Chamb im Norden und Regen im Süden 4 Kilometer westlich von Runding auf der Nordseite der Bundesstraße 20. 2 Kilometer westlich von Satzdorf mündet der Chamb in den Regen. Durch Satzdorf verläuft die Bahnstrecke Cham–Bad Kötzting. Der nächste Haltepunkt ist Cham-Schwedenschanze, 2 Kilometer westlich von Satzdorf. Östlich von Satzdorf erhebt sich der 405 Meter hohe Bühl.[2][3][4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Satzdorf (auch: Seitydorf, Seitsdorf) liegt in der Cham-Further Senke, die sowohl als Handelsstraße als auch als militärischer Aufmarschraum seit frühester Zeit Bedeutung hatte.[5] Sie war zunächst im Besitz der Merowinger, dann der Agilolfinger. Nach Absetzung von Tassilo III. im Jahr 788 folgte den Agilolfingern das ostfränkische Königtum und im 10. Jahrhundert das deutsche Königtum. Damit wurde das Gebiet der Cham-Further Senke zum Königsland, dem Campriche. Hier wurde nun eine neue wehrpolitische Organisation geschaffen, die ein Gegengewicht zum böhmischen Chodenwesen darstellte. Besondere Bedeutung hatte in diesem Zusammenhang die Burg Cham.[6] Im 11. Jahrhundert entstand zur weiteren militärischen Befestigung des Grenzlandes rund um die Burg Cham ein dichtes Befestigungsnetz weiterer Burgen. Zu diesen Burgen gehörte auch die Burg Satzdorf. Die Inhaber dieser Burgen waren Ministerialen der Markgrafen von Cham.[7]

1261 wurde Satzdorf zum ersten Mal in Zusammenhang mit Heinrich von Satzdorf erwähnt. Das Geschlecht der Satzdorfer war auf der Burg Satzdorf bis 1413 ansässig. Danach ging sie in den Besitz der Perkheimer über.[8][9] In den Landtafeln von 1488 und 1503 wurde Satzdorf als Landsassengut und Hofmark aufgeführt. Ab der Landtafel von 1543 fehlte es.[10] 1458 wurde Georg Heuraws als Besitzer genannt und 1479 wieder Albrecht Perkheimer. 1489 wurde die Burg Satzdorf an Hans Scheger verkauft.[8][9]

Landsassen auf Satzdorf waren 1518 Hans Scheger und dessen Kinder, dann ab 1525 Hanns Heuzer und Wolfgang Vischer. 1539 ging Satzdorf in den Besitz von Hans Seger über. 1541 wurden Wolff Vischer und Wolff Schmetterer als Inhaber von Satzdorf verzeichnet und 1545 Wolff Vischer und Paul Kutner.[11]

1641 war Sophia Kastnerin Inhaberin von Satzdorf, danach über 100 Jahre die Amtskämmerer von Cham. 1817 kaufte der Bauer W. Vogel die Burg Satzdorf und wandelte sie in ein landwirtschaftliches Anwesen um.[8][9]

Satzdorf hatte 1752 7 Anwesen, darunter ein Gemeinde-Hüthaus. Die Eigentümer hießen Prechtl, Höcht, Elbl, Meidinger, Eller, Knoll.[12]

1808 wurde die Verordnung über das allgemeine Steuerprovisorium erlassen. Mit ihr wurde das Steuerwesen in Bayern neu geordnet und es wurden Steuerdistrikte gebildet. Dabei kam Satzdorf zum Steuerdistrikt Niederrunding. Der Steuerdistrikt Niederrunding umfasste die Orte Niederrunding, Göttling, Langwitz, Öd, Perwolfing und Satzdorf.[13]

1821 wurden im Landgericht Cham Gemeinden gebildet. Aus dem Steuerdistrikt Niederrunding ging die Gemeinde Niederrunding hervor. Die Gemeinde Niederrunding bestand 1861 aus den Ortschaften Niederrunding, Göttling, Langwitz, Perwolfing und Satzdorf.[14]

Bei der Gebietsreform in Bayern wurde 1972 die Gemeinde Niederrunding in die Gemeinde Runding eingemeindet.[15][16]

Pfarreizugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Satzdorf gehörte zunächst zur Pfarrei Chammünster.[17][18] 1969 wurde es in die Pfarrkuratie St. Michael, Windischbergerdorf, umgepfarrt. 1997 hatte Satzdorf 93 Katholiken.[19]

Einwohnerentwicklung ab 1838[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1838–1913
Jahr Einwohner Gebäude
1838 67 8[17]
1861 62 37[14]
1871 62 42[20]
1885 68 11[21]
1900 62 10[22]
1913 57 9[18]
1925–2011
Jahr Einwohner Gebäude
1925 66 10[23]
1950 52 11[24]
1961 61 14[25]
1970 66 k. A.[16]
1987 83 18[26]
2011 78 k. A.[1]

Denkmalschutz und Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet von Satzdorf wurde bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Davon zeugen Siedlungen der Frühbronzezeit und der Spätlatènezeit und ein Bestattungsplatz des Frühmittelalters, die als Bodendenkmäler mit den Denkmalnummern D-3-6742-0025 und D-3-6742-0088 ausgezeichnet sind.[27][28]

Ein weiteres Bodendenkmal ist der Platz, auf dem die mittelalterliche Burg Satzdorf stand. Er hat die Denkmalnummer D-3-6742-0026.[29]

Westlich grenzen an Satzdorf einige Weiher, die aus ehemalige Kiesgruben des Josef Rädlinger Bauunternehmens entstanden sind und vom Sickerwasser von Chamb und Regen gespeist werden. Der größte von ihnen heißt Satzdorfer See. Er bietet Angel-, Zelt- und Bademöglichkeiten.

Durch Satzdorf und am Ufer des Satzdorfer Sees entlang verläuft der Haidsteiner Weg.[30] Dieser Haidsteiner Weg kann als Zubringer zum Europäischen Fernwanderweg E6 (E6) genutzt werden. Er führt nach Haidstein. Dort zweigt Richtung Nordosten der Baierweg ab, welcher auf dem Nordwesthang des Hohen Bogens auf den E6 trifft.[31]

Durch Satzdorf führen verschiedene Radwanderwege, darunter der:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955 (Digitalisat).
  • Karl-Otto Ambronn: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Heft 3, Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der Oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, München 1982, ISBN 3-7696-9932-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Satzdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Zensus 2011 bei atlas.zensus2011.de. Abgerufen am 27. Februar 2022.
  2. a b Satzdorf bei Bayernatlas. Abgerufen am 12. Juni 2023.
  3. a b Satzdorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9. Juni 2023.
  4. Satzdorf bei Bayernatlas, historische Karte. Abgerufen am 12. Juni 2023.
  5. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 1 (Digitalisat).
  6. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 2 (Digitalisat).
  7. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 3 (Digitalisat).
  8. a b c Eintrag von Bernhard Ernst zu Satzdorf in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
  9. a b c Eintrag zu verschwundenes Schloss Satzdorf in der privaten Datenbank Alle Burgen.
  10. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 29 (Digitalisat).
  11. Karl Otto Ambronn, Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der Oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, München 1982, S. 175, 176
  12. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 27 (Digitalisat).
  13. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 67 (Digitalisat).
  14. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 662, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.1972 Excel-Tabelle, Habersdorf: Blatt 1972, Zeile 3108, Spalte E; bei destatis.de. Abgerufen am 22. Februar 2023.
  16. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 124 (Digitalisat).
  17. a b Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 22 (Digitalisat).
  18. a b Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 153 (Digitalisat).
  19. Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 812
  20. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 834, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 796 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 829 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 834 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 713 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 528 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 253 (Digitalisat).
  27. BLfD Denkmaldatenbank D-3-6742-0025. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
  28. BLfD Denkmaldatenbank D-3-6742-0088. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
  29. BLfD Denkmaldatenbank D-3-6742-0026. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 1. Februar 2023.
  30. Haidsteiner Weg bei app.bayerwaldhof.de. Abgerufen am 25. Juni 2023.
  31. Baierweg - 4. Etappe: Bad Kötzting - Neukirchen b.Hl.Blut bei baierweg.de. Abgerufen am 25. Juni 2023.
  32. Ostbayerischer Jakobs-Radpilgerweg (Eschlkam-Regensburg-Donauwörth) bei ldbv.bayern.de. Abgerufen am 10. Februar 2023.
  33. Ostbayerischer Jakobs-Radpilgerweg: Eschlkam - Cham - Regensburg - Weltenburg - Eichstätt (Nordroute) - Donauwörth oder über Ingolstadt (Südroute) bei radpilgern-bayern.de. Abgerufen am 10. Februar 2023.
  34. Chambtal-Radweg bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  35. Radweg München-Regensburg-Prag bei bayerischer-wald.org. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  36. Regental-Radweg bei oberpfaelzerwald.de. Abgerufen am 25. Juni 2023.
  37. Grünes Dach-Radweg bei oberpfaelzerwald.de. Abgerufen am 25. Juni 2023.