Raindorf (Runding)

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Raindorf
Gemeinde Runding
Koordinaten: 49° 14′ N, 12° 45′ OKoordinaten: 49° 14′ 16″ N, 12° 45′ 1″ O
Höhe: 378 m ü. NHN
Einwohner: 152 (9. Mai 2011)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 93486
Vorwahl: 09971
Raindorf (Bayern)
Raindorf (Bayern)

Lage von Raindorf in Bayern

Raindorf (Raindorff) auf der Bayerischen Landtafel des Philipp Apian von 1568

Raindorf ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Runding im Landkreis Cham des Regierungsbezirks Oberpfalz im Freistaat Bayern.[2][3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raindorf liegt in der Cham-Further Senke 3 Kilometer nördlich von Runding und 800 Meter südöstlich der Bundesstraße 20.

700 Meter nordwestlich von Raindorf fließt der Chamb Richtung Südwesten dem Regen zu, in den er 5 Kilometer südwestlich von Raindorf mündet. Der Regen fließt 3 Kilometer südlich von Raindorf in Richtung Nordwesten. Im Nordosten wird Raindorf vom Riedinger Bach umflossen, der 800 Meter nördlich von Raindorf in den Chamb mündet.

1 Kilometer nordwestlich von Raindorf verläuft die Bahnstrecke Schwandorf–Furth im Wald. Nächster Haltepunkt auf dieser Strecke ist Kothmaißling 1,5 Kilometer nordwestlich von Raindorf.

3 Kilometer südwestlich von Raindorf verläuft die Bahnstrecke Cham–Bad Kötzting. Nächste Haltepunkte auf dieser Strecke sind Cham-Schwedenschanze 4 Kilometer südwestlich und Chamerau 4,6 Kilometer südlich von Raindorf.

Südlich von Raindorf erhebt sich der 440 Meter hohe Blauberg.[2][3][4]

Wappen der Raindorfer
Wappen der Kolb von Raindorf

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raindorf (1282: Roeundorf, Roeuundorf, 1337: Revnhdorf, 1366: Reundorf, 1402: Rewndorf, 1568: Raindorff, 1575: Raindorf, 1642: Raindorf, 1861: Rhaindorf)[5] wurde 1282 erstmals schriftlich erwähnt. Chunrade de Roeuundorf war Ministeriale der Puchberger bei Cham.[6] 1337 verkaufte Heinrich von Revnhdorf den Vogthaber zu Lufling an das Kloster Reichenbach am Regen. 1366 wurde Volkwein Reundorfer erwähnt, 1368–1389 Ulrich Reundorfer und 1396 Hans Raindorfer. Hans Raindorfer zog 1400 nach Cham und wurde dort sesshaft. Er war 1417 Chamer Bürger und erwarb einen Zehent am Taschenberg auf der Rennstraße und auf der Jännach. 1419–1436 wurde Andre der Raindorfer erwähnt. Er musste 1419 wegen Spielens und Saufens Urfehde schwören und Ruhe und Frieden geloben. 1444 war ein Hans Raindorfer Stadtkämmerer von Cham. 1468 wurde ein Hans Raindorfer als Bürger von Stuhlweißenburg erwähnt, Andre Raindorfer als Kaplan von St. Jakob in Cham und Jorg Raindorfer als Verwalter des Chamer Bürgerspitals.[7]

1474 ging das Stammgut Raindorf durch Heirat an Hans Kolb über. Dessen Mutter war eine geborene Raindorferin.[7]

In den Landtafeln von 1488, 1503, 1543 und 1558 war Raindorf als Landsassengut verzeichnet.[8]

1518 war Jorig Kolb zu Raindorff Landsasse auf Raindorf. Ihm folgten von 1525 bis 1550 die Erben von Paul Kolb und von 1563 bis 1599 Georg Kolb.[9]

Ein Sohn des Georg Kolb war Andreas Kolb, der im Dreißigjährigen Krieg auf Seiten Maximilians I., Kurfürst von Bayern kämpfte und auch nach dem Waffenstillstand von Ulm weiter zu Maximilian hielt.[7]

Raindorf findet sich auf der Bayerischen Landtafel des Philipp Apian von 1568. Es ist dort als Siedlung mit einem Schloss mit zwei Türmen dargestellt.

1622 und 1627 wurde Raindorf an den Bräu- und Salzgegenschreiber Hörl von Furth verkauft. Von diesem gelangte Raindorf 1636 an dessen Schwiegersohn Johann Salmansperger, Arzt in Cham. 1659 war Wolf Friedrich Pallinger Inhaber von Raindorf. 1670 verkaufte Hans Rudolf Pelkofer Raindorf an Johann Wilhelm Podmotzky. Weitere Besitzer von Raindorf waren 1675: die Ehefrau des kaiserlichen Hauptmanns Johann Dillinger von Gemsenfeld, 1685: Johann Christoph von Hautzenberg auf Ränkam, 1705: die Nothafft auf Runding. Diese wandelten das Herrschaftshaus Raindorf in einen Meierhof um. 1821 errichteten sie ein Patrimonialgericht 1. Klasse zu Runding, dem Raindorf angegliedert war. 1829 fiel die Gerichtsbarkeit an das Landgericht Cham.[6]

Raindorf hatte 1752 9 Anwesen. Die Eigentümer hießen Linsmayr, Klingl, Stangl, Tremel, Lenz, Soller.[6]

1808 wurde die Verordnung über das allgemeine Steuerprovisorium erlassen. Mit ihr wurde das Steuerwesen in Bayern neu geordnet und es wurden Steuerdistrikte gebildet. Dabei wurde Raindorf Steuerdistrikt. Der Steuerdistrikt Raindorf umfasste die Orte Raindorf, Vierau, Rieding, Anderlmühle, Gferet, Tappmühle, Utzmühle, Walting, Haid, Steinach, Maiering.[10]

1821 wurden im Landgericht Cham Gemeinden gebildet. Aus dem Steuerdistrikt Raindorf ging die Gemeinde Raindorf hervor. Die Gemeinde Raindorf bestand 1861 aus den Ortschaften Anderlmühle, Gferet, Raindorf, Rieding, Tappmühle, Utzmühle und Vierau.[11] Ab 1885 gehörte der Weiler Blauberg zu Raindorf.[12] Walting mit Haid, Steinach und Maiering bildete eine eigene Gemeinde, die zum Landgericht Furth gehörte.[13]

Bei der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Raindorf am 1. Januar 1972 in die Gemeinde Runding eingemeindet.[14][15][16]

Raindorf gehört zur Pfarrei Runding. 1997 hatte Raindorf 169 Katholiken.[17]

Einwohnerentwicklung ab 1838[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1838–1913
Jahr Einwohner Gebäude
1838 82 13[18]
1861 122 61[11]
1871 142 49[19]
1885 211 26[12]
1900 210 24[20]
1913 152 24[21]
1925–2011
Jahr Einwohner Gebäude
1925 165 27[22]
1950 187 27[23]
1961 174 29[24]
1970 179 k. A.[15]
1987 169 44[25]
2011 152 k. A.[1]

Bodendenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im südlichen Teil von Raindorf finden sich archäologische Befunde der mittelalterlichen Burg und des frühneuzeitlichen Schlosses von Raindorf. Sie sind als Bodendenkmal mit der Denkmalnummer D-3-6742-0045 ausgezeichnet.[26]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955 (Digitalisat).
  • Johann Brunner: Das ehemalige Landsassengut Raindorf, die Geburtsstätte des Bayerischen Reiterführers Andreas Kolb im Dreißigjährigen Kriege online als pdf

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Zensus 2011 bei atlas.zensus2011.de. Abgerufen am 27. Februar 2022.
  2. a b Raindorf bei Bayernatlas. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  3. a b Raindorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 28. Juni 2023.
  4. Raindorf bei Bayernatlas, historische Karte. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  5. Willibald Schmidt, Johann Brunner: Die Ortsnamen des Bezirksamtes Cham, 1929, S. 87 online, Raindorf bei heimatforschung-regensburg.de. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  6. a b c Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 24 (Digitalisat).
  7. a b c Johann Brunner: Das ehemalige Landsassengut Raindorf, die Geburtsstätte des Bayerischen Reiterführers Andreas Kolb im Dreißigjährigen Kriege online als pdf bei heimatforschung-regensburg.de. Abgerufen am 19. Juli 2023.
  8. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 10 (Digitalisat).
  9. Karl-Otto Ambronn: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Heft 3, Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der Oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, München 1982, ISBN 3-7696-9932-7, S. 159, 160
  10. Max Piendl: Das Landgericht Cham. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern. Reihe I, Heft 8. Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1955, S. 67 (Digitalisat).
  11. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 663, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  12. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 798 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 667, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.1972 Excel-Tabelle, Habersdorf: Blatt 1972, Zeile 3109, Spalte E; bei destatis.de. Abgerufen am 22. Februar 2023.
  15. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 124 (Digitalisat).
  16. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 641.
  17. Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 621
  18. Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 33 (Digitalisat).
  19. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 835, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 830 (Digitalisat).
  21. Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 172 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 835 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 715 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 529 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 253 (Digitalisat).
  26. BLfD Denkmaldatenbank D-3-6742-0045. In: geoportal.bayern.de. BayLfD, abgerufen am 19. Juli 2023.