Sordariomycetes

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Sordariomycetes

Beauveria bassiana auf Heuschrecken

Systematik
ohne Rang: Nucletmycea
Reich: Pilze (Fungi)
Unterreich: Dikarya
Abteilung: Schlauchpilze (Ascomycota)
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Sordariomycetes
Wissenschaftlicher Name
Sordariomycetes
O.E.Erikss. & Winka

Die Sordariomycetes sind eine Klasse der Schlauchpilze. Mit über 600 Gattungen und über 3000 Arten sind sie eine der größten Schlauchpilzklassen. Der Großteil der Arten zeichnet sich durch perithecische, flaschenförmige Fruchtkörper und inoperculate, unitunicate Asci aus.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Großteil der Arten bildet als Fruchtkörper Perithecien, einige Gruppen auch Kleistothecien, wohl durch Verlust der Perithecien-Öffnung. Die Anordnung der Asci ist meist basal oder seitlich in einem Hymenium. Die vorwiegende Ascus-Bauweise ist inoperculat, dünnwandig und unitunicat. Bei Arten mit Insekten- oder Wasserverbreitung der Sporen haben sich prototunicate Asci entwickelt. Echte Paraphysen treten nur bei den beiden Unterklassen Sordariomycetidae und Xylariomycetidae auf. Die Hypocreomycetidae besitzen seitliche oder zentripetale Pseudoparaphysen oder keine solchen Strukturen. Die Asci bilden meist acht Sporen.

Die Klasse ist reich an asexuellen Formen (Anamorphe). Die Anamorphe können dabei hyphomycetisch oder coelomycetisch sein, wobei Coelomyceten hauptsächlich bei Glomerellaceae und Diaporthales auftreten. Viele Arten der Ordnungen Ophiostomatales, Chaetosphaeriales und der Krustenkugelpilzartigen (Hypocreales) bilden zwei oder mehr verschiedene Anamorphe aus.

Verbreitung und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Xylaria hypoxylon, eine Holzkeulenartige
Hypomyces lactifluorum, eine Krustenkugelpilzartige
Trichoderma harzianum, eine Krustenkugelpilzartige

Die Sordariomycetes sind weltweit verbreitet, sie besiedeln nahezu alle Lebensräume. Sie leben als Pathogene und Endophyten in Pflanzen, Arthropoden und Säugetieren, als Mykoparasiten auf anderen Pilzen, und haben als Saprobionten eine wesentliche Rolle im Abbau organischen Materials und im Nährstoffkreislauf.

Die Pflanzenpathogene treten besonders in den Ordnungen Diaporthales, Hypocreales, Microascales, Ophiostomatales, Phyllachorales und bei den Holzkeulenartigen (Xylariales) auf. Bekannte Vertreter sind der Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica), die Verursacher des Ulmensterbens (Ophiostoma ulmi und Ophiostoma novo-ulmi), Fusarium- und Rossellinia-Arten. Unter den Sordariomycetes gibt es auch Endophyten, die in den oberirdischen Pflanzenteilen leben, wie Balansia und Epichloe (Krustenkugelpilzartige), Nemania und Xylaria (Xylariales) und Colletotrichum. Die Wirtspflanzen sind trockenresistenter, leiden weniger unter Insektenfraß und werden seltener von Krankheitserregern infiziert.

Arten der Krustenkugelpilzartigen, Ophiostomatales und Microascales verursachen häufig opportunistische Infektionen bei Menschen und anderen Tieren. Beispiele sind Sporothrix schenkii, Fusarium solani und Trichoderma. Die Symbiosen mit Arthropoden reichen von antagonistisch bis mutualistisch. Sporen von Vertretern der Microascales und Ophiostomatales werden von Borkenkäfern verbreitet; Vertreter der Krustenkugelpilzartige parasitieren auf verschiedenen Arthropoden. Die Krustenkugelpilzartige stellen auch etliche Mykoparasiten, die auf großen, fleischigen Fruchtkörpern parasitieren.

Als Saprobionten bauen sie Holz, krautige Pflanzenteile und auch Dung ab – siehe auch Kompostierung.

Bioaktive Substanzen werden unter anderem aus Claviceps und Epichloe gewonnen.

Etliche Vertreter sind zu einer aquatischen Lebensweise übergegangen (Halosphaeriaceae, Lulworthiales), darunter sind auch einige Salzwasserbewohner.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Klasse hat sich in phylogenetischen Untersuchungen als einheitliche Verwandtschaftsgruppe herausgestellt, sie ist monophyletisch.[1] Bei Hibbet et al. (2007) hatte die Klasse drei jeweils monophyletische Unterklassen.[2] Die Sordariomycetes sind die Schwestergruppe der Leotiomycetes. Maharachchikumbura et al. (2015) gliedern die Klasse in 6 Unterklassen, 28 Ordnungen, 90 Familien und 1344 Gattungen. Bis zur Ordnung ist die Systematik wie folgt:[3]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Spatafora et al.: A five-gene phylogeny of Pezizomycotina, 2006.
  2. D. S. Hibbett et al.: A higher-level phylogenetic classification of the Fungi. In: Mycological research, Mai 2007; III(5): 509–547. Epub 2007 13. März 2007. doi:10.1016/j.mycres.2007.03.004, (PDF; 1,28 MB)
  3. a b Sajeewa S. N. Maharachchikumbura, Kevin D. Hyde, E. B. Gareth Jones, Eric H. C. McKenzie, Shi-Ke Huang, Mohamed A. Abdel-Wahab, Dinushani A. Daranagama, Monika Dayarathne, Melvina J. D’souza, Ishani D. Goonasekara, Sinang Hongsanan, Ruvishika S. Jayawardena, Paul M. Kirk, Sirinapa Konta, Jian-Kui Liu, Zuo-Yi Liu, Chada Norphanphoun, Ka-Lai Pang, Rekhani H. Perera, Indunil C. Senanayake, Qiuju Shang, Belle Damodara Shenoy, Yuanpin Xiao, Ali H. Bahkali, Jichuan Kang, Sayanh Somrothipol, Satinee Suetrong, Tingchi Wen, Jianchu Xu: Towards a natural classification and backbone tree for Sordariomycetes. In: Fungal Diversity. Band 72, 2015, S. 199–301, doi:10.1007/s13225-015-0331-z.
  4. Huang Zhang, Wei Dong, Kevin D. Hyde, Sajeewa S. N. Maharachchikumbura, Sinang Hongsanan, D. Jayarama Bhat, Abdullah M. Al-Sadi, Di Zhang: Towards a natural classification of Annulatascaceae-like taxa: introducing Atractosporales ord. nov. and six new families. In: Fungal Diversity. Band 107, 2017, S. 75–110, doi:10.1007/s13225-017-0387-z.
  5. Thongkantha S., Jeewon R., Vijaykrishna, D., Lumyong, S., Mckenzie, EHC., Hyde, KD. 2009. Molecular phylogeny of Magnaporthaceae (Sordariomycetes) with a new species Ophioceras chiangdaoense from Dracaena loureiroi in Thailand. Fungal Divers 34:157–173. Online über ResearchGate
  6. Sinang Hongsanan, Sajeewa S. N. Maharachchikumbura, Kevin D. Hyde, Milan C. Samarakoon, Rajesh Jeewon, Qi Zhao, Abdullah M. Al-Sadi, Ali H. Bahkal: An updated phylogeny of Sordariomycetes based on phylogenetic and molecular clock evidence. In: Fungal Diversity. Band 84, Nr. 1, 2017, S. 25–41, doi:10.1007/s13225-017-0384-2.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ning Zhang et al.: An overview of the systematics of the Sordariomycetes based on a four-gene phylogeny. In: Mycologia, Band 98, 2006, S. 1076–1087.
  • Joseph W. Spatafora et al.: A five-gene phylogeny of Pezizomycotina. In: Mycologia, Band 98, 2006, S. 1018–1028.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sordariomycetes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien