Spinosad

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Spinosyn)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Spinosad ist ein Insektizid, das aus dem Bakterium Saccharopolyspora spinosa der Familie der Pseudonocardiaceae gewonnen wird und aus Spinosyn A und D besteht. Die Spinosyne sind Makrolide aus vier anellierten Ringen, einem Aminozucker (D-Forosamin) und einem neutralen Zucker (Tri-Ο-methyl-L-rhamnose). Es existieren etwa 200 synthetische und 20 natürliche verschiedene Spinosyne (zum Beispiel Spinetoram).

Zusammensetzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spinosad ist eine Mischung aus den Spinosynen A und D in einem Verhältnis von ungefähr 95:5 bis 50:50.[1]

Spinosad
Name Spinosyn A[2] Spinosyn D[3]
Strukturformel
CAS-Nummer 131929-60-7 131929-63-0
PubChem 443059 183094
Summenformel C41H65NO10 C42H67NO10
Molare Masse 732 g·mol−1 746 g·mol−1
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt[4] 84–99,5 °C 161,5–170 °C
Löslichkeit[4]
praktisch unlöslich in Wasser (0,0894 g·l−1 bei 20 °C)
168 g·l−1 in Aceton
praktisch unlöslich in Wasser (0,00495 g·l−1 bei 20 °C)
10,1 g·l−1 in Aceton

Das Handelsprodukt ist ein Feststoff mit leicht erdigem Geruch,[4] hat eine relative Dichte von 0,512 (bei 20 °C)[4] und zersetzt sich bei 173 °C.[5]

Sicherheitshinweise
Name

Spinosad (Gemisch aus Spinosyn A und Spinosyn D im Verhältnis von 95:5 bis 50:50)

CAS-Nummer
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 410
P: 273​‐​501 [6]

Spinosad wirkt als Kontaktgift sowie auch als Fraßgift und wird im Pflanzenschutz gegen Thripse, Fruchtschalenwickler, Miniermotten und andere Raupenarten eingesetzt. Es eignet sich auch zur Bekämpfung der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii)[7] und weiterer Fruchtfliegen, wie beispielsweise der Olivenfruchtfliege (Bactrocera oleae).

Der Wirkstoff Spinosad wurde in der Europäischen Union mit Wirkung zum 1. Februar 2007 für Anwendungen als Insektizid in Pflanzenschutzmitteln zugelassen.[8] Der Einsatz im Ökologischen Landbau nach EU Bio-Siegel und Bayerischem Bio-Siegel ist zulässig,[9] nicht jedoch nach den Richtlinien von Biokreis, Bioland, Demeter Deutschland und Demeter Schweiz.[10][11][12][13] Spinosad-Präparate werden häufig zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers gespritzt, gelten in dieser Form jedoch als bienengefährlich (Bienengefährdungsstufe B1).[14]

In vielen Staaten der EU, unter anderem in Deutschland und Österreich, sowie in der Schweiz sind Pflanzenschutzmittel-Produkte mit dem Wirkstoff Spinosad zugelassen (Conserve, Success, SpinTor).[15]

Es findet Verwendung als Wirkstoff von insektizidhaltigen Ködergels, z. B. gegen Ameisen und Fluginsekten im Haus.

Medizin und Tiermedizin

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Veterinärmedizin wird Spinosad gegen Ektoparasiten wie Flöhe und Läuse eingesetzt.[16][17]

Die amerikanische FDA hat Spinosad 2011 zur Behandlung von Kopfläusen bei Kindern ab vier Jahren zugelassen.[18][19]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Eintrag zu Spinosad (Gemisch aus Spinosyn A und Spinosyn B im Verhältnis von 95:5 bis 50:50) (Spinosyn D wird hier als Spinosyn B bezeichnet) in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Mai 2013. (JavaScript erforderlich)
  2. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Spinosyn A: CAS-Nr.: 131929-60-7, EG-Nr.: 620-162-1, ECHA-InfoCard: 100.113.980, PubChem: 443059, ChemSpider: 391358, Wikidata: Q27108323.
  3. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Spinosyn D: CAS-Nr.: 131929-63-0, EG-Nr.: 620-407-2, ECHA-InfoCard: 100.149.200, PubChem: 183094, ChemSpider: 159214, Wikidata: Q27108325.
  4. a b c d Spinosad Technical Bulletin (Memento vom 10. Dezember 2017 im Internet Archive)
  5. International Chemical Safety Card (ICSC) für Spinosad bei der International Labour Organization (ILO), abgerufen am 9. Dezember 2014.
  6. Datenblatt Spinosad bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 1. Juni 2018 (PDF).
  7. BVL - Startseite - Notfallzulassung für SpinTor nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009. Abgerufen am 15. Dezember 2023.
  8. Richtlinie 2007/6/EG der Kommission vom 14. Februar 2007 zur Änderung der Richtlinie 91/414/EWG des Rates zwecks Aufnahme der Wirkstoffe Metrafenon, Bacillus subtilis, Spinosad and Thiamethoxam.
  9. Verordnung (EG) Nr. 889/2008 der Kommission vom 5. September 2008 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen hinsichtlich der ökologischen/biologischen Produktion, Kennzeichnung und Kontrolle.
  10. Richtlinien Verarbeitung. In: Biokreis. Abgerufen am 14. Mai 2024 (deutsch).
  11. Vergleich Bioland-Richtlinien / EU-Öko-Verordnung. (PDF; 346 kB) In: bioland.de. 3. August 2017, archiviert vom Original am 26. März 2017; abgerufen am 9. März 2017.
  12. Unterschied von Bio zu Demeter. In: demeter.de. Oktober 2017, abgerufen am 1. Juli 2018.
  13. Demeter verzichtet in der Schweiz auf den Einsatz von Spinosad. In: bauernzeitung.ch. 15. November 2021, abgerufen am 6. Februar 2023.
  14. FiBL: Kartoffelkäfer: Neem und Spinosad ab sofort zugelassen. bioaktuell.ch, 13. Juni 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juni 2018; abgerufen am 20. Juni 2018.
  15. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Spinosad in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs (Eingabe von „Spinosad“ im Feld „Wirkstoff“) und Deutschlands, abgerufen am 23. Februar 2016.
  16. Eintrag zu Spinosad bei Vetpharm, abgerufen am 23. Juni 2013.
  17. COMFORTIS- spinosad tablet, chewable. DailyMed; (englisch).
  18. Spinosad: Ökogarten-Gift gegen Haarläuse. In: Deutsches Ärzteblatt, 19. Januar 2011.
  19. NATROBA- spinosad suspension. DailyMed; (englisch).