St.-Patrokli-Dom (Soest)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. April 2015 um 03:49 Uhr durch BurghardRichter (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Patrokli-Dom
Südlicher Eingang

Der St.-Patrokli-Dom in Soest ist eine katholische Kirche von großer architekturgeschichtlicher Bedeutung. Er gilt als Inbegriff der Romanik in Westfalen. Er war die Kirche des Kanonikerstiftes St. Patrokli, das im 10. Jahrhundert entstand und bis zur Aufhebung 1812 bestand. Seit 1823 ist der Dom die Pfarrkirche der dem Bistum Paderborn zugeordneten Pfarrgemeinde St. Patrokli. 1859 wurde er zur Propsteikirche (ecclesia praeposita) erhoben.[1]

Stiftsgeschichte

Aus (kirchen-)machtpolitischen Gründen wurde Soest nicht Bischofssitz; es war aber der kirchliche Mittelpunkt der Kölner Erzbischöfe in Westfalen, Nebenresidenz und zweite Hauptstadt des Erzbistums Köln. Im Gebiet des späteren Herzogtums Westfalen waren nach der Christianisierung insbesondere Kanonissenstifte vom regionalen Adel gegründet worden. Dazu gehörten die Stifte in Meschede, Geseke und Oedingen.

In Soest dagegen stand am Beginn der Kölner Erzbischof Brun (Sohn König Heinrichs I. und Bruder Ottos I.). Dem Erzbischof Brun waren die Gebeine des Heiligen Patroclus geschenkt worden, als er in diplomatischer Angelegenheit am französischen Hof weilte. Von Troyes aus nahm er die Reliquien mit nach Köln, beließ sie dort nur vier Jahre und brachte sie dann 954 nach Soest.[2] Dort kamen sie am 9. Dezember 962 an und wurden, als die ersten Reliquien der Stadt, von der Bevölkerung und der Geistlichkeit mit Jubel aufgenommen. Darüber gibt der Bericht „De translatione sancti Patrocli martyris“ Auskunft.

Aus dem Bericht und dem Testament des Bischofs geht hervor, dass er beabsichtigte, in Soest ein Stift zu gründen. In seinem Testament hinterließ er dafür im Jahr 965 100 Pfund Silber, liturgische Geräte und Paramente für das Projekt. Ausgeführt wurden die Pläne unter Erzbischof Folcmar.

Die ersten Kanoniker stammten wahrscheinlich von St. Andreas in Köln. Dessen Statuten dienten wohl auch als Vorbild für das neue Stift in Soest. Durch die Kölner Erzbischöfe und in geringeren Maße auch durch andere Stifter wurde der Besitz des Stifts vermehrt. Zunächst blieb es allerdings bei einem recht kleinen Kapitel. Vergrößert wurde dieses zur Zeit von Erzbischof Anno II. Dieser stiftete vier weitere Präbenden. Dadurch wurde die Zahl der Kanoniker verdoppelt. Rainald von Dassel hat die Stiftskirche wohl am 8. Juli 1166 geweiht.

Das Kapitel konnte das Recht der freien Propstwahl behaupten. Allerdings durften die Pröpste seit 1221 nur noch aus dem Kölner Domkapitel stammen. Mit dem Amt des Propstes war seit 1257 auch die Funktion des Kollators der Pfarreien in der Stadt und der Umgebung verbunden. Außerdem war er der Dekan des Landdekanats Soest. Die Pröpste versuchten in der Folge, den Kölner Dompropst aus seiner Stellung als Archidiakon zu verdrängen. Dies gelang schließlich bis zum 15. Jahrhundert. Das Stift bildete einen eigenen Immunitätsbezirk und verfügte über eine Schule zur Heranbildung von Geistlichen.[3]

Jahrhundertelang war das Patroklistift das mächtigste und reichste Stift des ganzen Herzogtums Westfalen; zeitweise unterstanden dem Stift bis zu 54 Pfarreien. Die Pröpste des Patroklistifts, die zumindest in den ersten Jahrhunderten weitgehend dem Hochadel entstammten, waren über weite Teile des Mittelalters zugleich Domherren in Köln und jeweils einer der vier Großarchidiakone bzw. bisweilen auch Offizial des Erzbistums Köln. Nur etwa ein- bis zweimal im Jahr hielt sich der Propst des Kollegiat-Stifts St. Patrokli – zur Abhaltung eines geistlichen Gerichts – in Soest auf. Die übrige Zeit ließ er sich vom Dechanten vertreten, dem die Verwaltung des Patroklistiftes oblag. Während der Soester Fehde kam es 1444 zu Konflikten zwischen der Stadt Soest und dem Stift, da letzteres weiterhin zu den Kölner Erzbischöfen hielt. Der Reformation leistete das Stift seit 1531 Widerstand. Nachdem die Kanoniker sich geweigert hatten, zur neuen Lehre überzutreten, verließen sie die Stadt. Ein Teil des Patroklidomes wurde evangelisch. Im Jahr 1548 führte der Dechant Johannes Gropper die katholische Lehre wieder ein. Die Stiftsherren kehrten zurück. Ihnen stand seitdem bis zur Aufhebung 1812 der Ostteil des Domes zu.[4]

Gebäude

Apsis von 1954 nach hochmittelalterlichem Vorbild

Der Bau imponiert durch seine gewaltigen grünen Sandsteinmassen, vor allem aber durch den von vier Ecktürmchen flankierten, etwa 80 Meter hohen monumentalen Turm („Turm Westfalens“), der von Experten häufig als schönster romanischer Turm Deutschlands bezeichnet wird, und durch den geräumigen anmutigen Vorhallenbau mit loggienartigem Oberbau. Dieser hatte früher vom heutigen Domplatz aus einen Zugang. Der Turm war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in städtischem Besitz und diente als städtische Rüstkammer (heute: Dommuseum). Teile des Wehrschatzes in Form von Armbrustbolzen aus der Rüstkammer sind heute im Osthofentor-Museum zu besichtigen.

Die Ausmalung der Hauptapsis mit abgewandeltem Christus-Pantokrator-Motiv wurde 1954 vom Maler Peter Hecker gestaltet, nachdem die „älteste und umfangreichste“ Apsisausmalung[5], die in Westfalen überdauert hatte, im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war.

Ehedem soll die Kirche, ursprünglich eine dem heiligen Stephanus geweihte Basilika, zwei Türme gehabt haben, welche aber schon bald das Opfer einer Feuersbrunst wurden. Andeutungen dieser Türme sieht man noch jetzt.

Baugeschichte

Mittelalter

Datei:Soest - St-Patrokli-Dom 18 ies.jpg
Krypta

Der Bau I wurde vor 1000 mit dem dazugehörenden Westwerk vollendet. In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde das Westwerk nach einem Brand umgebaut; der Ritter Walther, Bruder des Erzbischofs Anno II. von Köln, wurde 1075 in der Krypta beigesetzt. Im Zuge einer weiteren Umbauphase (Bau III) errichtete man die gewölbten Seitenschiffe mit der Andreaskapelle am nördlichen Seitenschiff. Dabei wurden die Querhausarme aufgestockt, das Westwerk umgebaut sowie eine Nebenkrypta und eine Sakristei am südlichen Querhausarm angefügt. Am Südquerhaus entstand ein Kreuzgang. Die Altarweihe nahm am 11. Juli 1118 der Erzbischof Friedrich von Schwarzenburg vor. Die Weihe der Stephanuskapelle fand 1149 statt. In einem weiteren Bauabschnitt (Bau IV) erfolgten die Anlage einer großen Hallenkrypta, der Neubau des Apsis und eines gewölbten Chorjoches. Weiterhin wurden das Marienchörchen, das Paradies und der Ostkreuzgang gebaut. Das Mittelschiff und die Querhausarme erhielten Gewölbe und der gesamte Innenraum eine farbige Fassung. Dieser Bauabschnitt war mit der Einweihung durch Erzbischof Rainald von Dassel abgeschlossen. Die Westteile sind vom letzten Viertel des 12. Jahrhunderts bis in das 13. Jahrhundert hinein neu errichtet worden. Das alte Westwerk wurde durch die Entfernung der Zwischenstützen und der Trennwand sowie die Neueinwölbung der letzten eineinhalb Joche optisch ein Teil des Mittelschiffes. Meister Sigefrid von Soest fertigte von 1313 bis 1330 den silber-vergoldeten Patroklusschrein.

Neuzeit

Mittelschiff

Die Krypta wurde 1817 gesprengt. Bei einem Luftangriff 1944 wurden die Nordwand des Westwerks und Gewölbe schwer beschädigt. Bei Luftangriffen 1945 wurde die Orgel vernichtet, die Apsis zerstört, und es wurden der Turmhelm und Gewölbe stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau begann mit der Grundsteinlegung 1949; bis 1954 wurde ein neuer Hochaltar errichtet, die Gewölbe und die Apsis wurden neu ausgemalt. Der südliche Kreuzgang und der östliche und südliche Flügel wurden renoviert. Der Soester Maler Hans Kaiser schuf Fenster für das Westwerk und die Nebenkrypta.[6]

Ausstattung

Hochchor mit Hauptaltar

Der Hochchor ist mit farbenprächtigen Wand- und Deckenmalereien verziert. Er wird von einem sehr großen rot gefärbten Doppelkreuz dominiert. Der schlichte Hauptaltar wurde zwischen den Treppen zum Hochchor aufgestellt. Darunter steht der Patroklusschrein von 1871 mit den Gebeinen des Heiligen Patroklus.[7]

Sigefridus: Patroklus-Schrein, Soest, um 1311

Der zwischen 1311 und 1330 entstandene Patroklus-Schrein des Meister Sigefridus wurde 1841 an die Berliner Museen verkauft und ging 1945 beim Brand des Berliner Bunkers Friedrichshain verloren.

Rex in Gloria

Rex in Gloria war ein um 1200 entstandenes Gemälde. Das Bildnis war beherrschender Blickpunkt in der Kirche, es war 5,30 Meter hoch und 3,90 Meter breit. Auf einem goldenen Thron sitzt Christus. Die rechte Hand segnet, die linke hält ein Buch. Darauf ist in romanischen Majuskeln zu lesen: SI DILIGITIS ME MANDATA MEA SERVATE (wenn ihr mich liebt, haltet meine Gebote). Das kunsthistorisch bedeutende Werk wurde bei einem Luftangriff am 7. März 1945 zerstört.[8]

Statue des Patroklus

Auf einer Säule zwischen den Rundbogen der Orgelempore an der Westseite ist eine Statue des Patroklus aufgestellt. Er posiert mit Ritterrüstung, Adlerschild des Reiches und gezogenem Schwert als Beschützer des Stiftes und der Stadt. Patroklus von Troyes wurde unter Kaiser Valerian 275 enthauptet, weil er sich weigerte, den römischen Göttern zu opfern. In der katholischen Kirche wird er als Märtyrer verehrt.

Marienaltar

Marienchor

Im Marienchor sind romanische Wandmalereien aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu sehen. Neben Maria mit dem Jesuskind sind die Heiligen drei Könige und die Großeltern Jesu, Anna und Joachim, dargestellt.

Orgel

Blick auf die Orgel

Die Orgel im Patrokli-Dom wurde 1967 von der Orgelbaufirma Anton Feith (Paderborn) erbaut und im Zuge der Domsanierung in den Jahren 1976–1977 um ein Bombardewerk und einen Untersatz 32′ erweitert. 2005 wurde das Instrument umfassend gereinigt. Die Orgel hat Kegelladen und Schleifladen (Schwellwerk, Bombardewerk). Die Trakturen sind elektrisch.[9]

I Hauptwerk C–g3

1. Prinzipal 16′
2. Prinzipal 8′
3. Metallflöte 8′
4. Gemshorn 8′
5. Weitoktave 4′
6. Blockflöte 4′
7. Pr. Quinte 22/3
8. Schwiegel 2′
9. Flachflöte 2′
10. Mixtur V-VI 11/3
11. Sept.-Kornett IV
12. Bombarde 16′
13. Trompete 8′
14. Clairon 4′
II Chorwerk C–g3
15. Bordun 16′
16. Prinzipal 8′
17. Holzflöte 8′
18. Oktave 4′
19. Rohrflöte 4′
20. Nasat 22/3
21. Geigenprinzipal 2′
22. Mixtur III-V 11/3
23. Rauschpfeife III 1′
24. Helle Trompete 8′
25. Schalmey 4′
III Schwellwerk C–g3
26. Praestant 8′
27. Quintade 8′
28. Lieblich Gedackt 8′
29. Weidenpfeife 8′
30. Prinzipal 4′
31. Koppelflöte 4′
32. Gemsquinte 22/3
33. Oktävlein 2′
34. Terzflöte 13/5
35. Sifflöte 1′
36. Mixtur IV 2/3
37. Terzsepta II-III
38. Hellzymbel III 1/2
39. Dulcian 16′
40. Trompete harm. 8′
41. Zink 4′
IV Chorwerk C–g3
42. Ital. Prinzipal 8′
43. Salicional 8′
44. Spitzflöte 4′
45. Praestant 4′
46. Querflöte 4′
47. Oktave 2′
48. Nachthorn 2′
49. Superquinte 11/3
50. Scharff IV 1′
51. Rankett 16′
52. Krummhorn 8′

IV Bombardewerk C–g3
53. Trompeta magna 16′
54. Trompeta real 8′
55. Clairon brillante 4′
Pedalwerk C–f1
56. Untersatz 32′
57. Prinzipal 16′
58. Subbaß 16′
59. Zartbaß 16′
(Fortsetzung)
60. Oktave 8′
61. Gedacktflöte 8′
62. Choralbaß 4′
63. Waldflöte 2′
(Fortsetzung)
64. Hintersatz IV 22/3
65. Kontrafagott 32′
66. Posaune 16′
67. Trompete 8′
68. Geig. Regal 4′

Glocken

Kleine Englische Glocke, Ende 12. Jh.
Sturmglocke, 13. Jh.
Die Glocke von 1577 präsentiert sich in der schlanken Form ihrer Vorgängerin.

Das Geläut des Soester St.-Patrokli-Domes besteht aus elf Glocken, die alle bis auf die kleinste Glocke im rund 80 Meter hohen Westturm hängen. Das Geläut verfügt über einen der größten historischen Glockenbestände des Landes. Die ältesten Glocken sind die beiden Englischen Glocken aus dem 12. und 13. Jahrhundert; sie bilden seit Jahrhunderten das Huldigungsgeläute der Stadt.[10] Zwei weitere Glocken des 13. Jahrhunderts, die Sturmglocke und die (erst seit 1991 so genannte) Stephanusglocke, sind aus der Hand des Meisters Hermann von Lemgo. 1469 schuf Johannes von Dortmund die klangvolle Marienglocke, die jahrhundertelang die tiefste Stimme im Geläut war. Im Jahre 1577 folgte noch eine kleinere Glocke des Gießers Rochus Nelman. Ihre für die Gusszeit ungewöhnlich hohe und schlanke Form deutet auf eine Vorgängerglocke des 12. oder 13. Jahrhunderts hin.[10] Bemerkenswert ist die sehr genaue Abstimmung der historischen Glocken untereinander, was als Zufall zu werten ist, da die Gießer zu dieser Zeit keine besondere Rücksicht auf eventuell auftretende Dissonanzen mit anderen Glocken nahmen; mittelalterliche Läuteordnungen sahen hauptsächlich den solistischen Gebrauch jeder einzelnen Glocke vor. Ihre festgelegten Läutefunktionen erhielten die Glocken wegen ihres charakteristischen Klanges oder wegen ihrer besonderen Inschrift, die sie für das Läuten zu den jeweils genannten Anlässen vorsah. Nach der überlieferten Läuteordnung des 15. Jahrhunderts erklang das Vollgeläut aller damals vorhandenen Glocken nur zu ganz seltenen Anlässen. Zwei weitere Glocken aus den Jahren 1633 (Patrokliglocke) und 1720 (Bürger-Schuster-Glocke) sowie eine kleine Glocke aus dem Mittelalter wurden im Ersten Weltkrieg zerstört.[10]

Im Zuge der Säkularisierung wurde das Ensemble getrennt und auf die Türme verschiedener Kirchen verteilt: die Nelman-Glocke kam in die Heilig-Kreuz-Kirche und die Stephanusglocke nach St. Albertus Magnus. Die im Dom verbliebenen Glocken wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch drei große in Oktavrippe V7 gegossenen Gussstahlglocken des Bochumer Vereins in den Schlagtönen g0, b0 und c1 ergänzt. Sie sollten das Geläut erstmals in seiner wechselvollen Geschichte in die Tontiefe fortsetzen.[10]

Später kam der Wunsch auf, die verkauften alten Glocken zurückzugewinnen und sie durch zeitgemäße und würdigere Glocken aus Bronze zu ergänzen; dies geschah zum einen im Hinblick auf moderne musikalische Vorstellungen sowie aus denkmalpflegerischer Sicht; dabei übernahmen die Patrokliglocke und Bürger-Schuster-Glocke den Namen ihrer jeweiligen Vorgängerin von 1633 beziehungsweise von 1720. Die Patrokliglocke gilt als eine der gelungensten modernen Glocken in Westfalen und darüber hinaus. Die saubere Abstimmung der vorhandenen historischen Glocken untereinander erleichterte die Auswahl der tonlichen Ergänzung durch die neuen Glocken. Die Carl-Borromaeus-Glocke wurde als einzige Gussstahlglocke behalten und in das Geläut integriert, da sie trotz ihrer Legierung ein musikalisch ansprechendes Instrument ist. Im Zuge der Sanierung erhielten alle Glocken neue Klöppel und überschwere Holzjoche. Schließlich läutet seit wenigen Jahren im Dachreiter über der Vierung die kleinste Glocke als Wandlungsglocke, die den Platz der 1918 zerstörten Chorglocke des 13./14. Jahrhunderts einnimmt.

Das Soester Domgeläut zählt zu den historisch und klanglich herausragenden Glockenensembles in Deutschland und darüber hinaus.[10]

Nr. Name Gussjahr Gießer Durchmesser (mm) Masse (kg) Schlagton (HT-1/16) Material
1 Patrokliglocke 1991 Hans August Mark 2.050 5.840 as0 0−6(+) Bronze
2 Carl-Borromaeus-Glocke (Totenglocke) 1953 Bochumer Verein 1.901 2.442 b0 00−7 Gussstahl
3 Allerheiligenglocke 1991 Hans August Mark 1.550 2.460 des1 −4 Bronze
4 Marienglocke 1469 Johannes von Dortmund 1.398 1.820 es1 0−6
5 Sturmglocke 13. Jh. Hermann von Lemgo 1.385 2.100 f1 00−4−
6 Bürger-Schuster-Glocke (Angelusglocke) 1991 Hans August Mark 1.209 1.280 ges1 −5
7 (Stephanusglocke) 13. Jh. anonym (Hermann von Lemgo) 1.000 765 b1 00−5
8 (Gottesglocke) 1577 Rochus Nelman 757 310 es2 0−7
9 Große Englische Glocke 13. Jh. anonym 587 170 as2 0+3
10 Kleine Englische Glocke 12. Jh. anonym 490 106 b2 00−1
11 Wandlungsglocke 1991 Hans August Mark 456 75 c3 00±0

Dommuseum

In der Turmhalle im Westwerk befindet sich das Dommuseum. Es ist über eine Treppe an der Südseite erschlossen. Hier wird der Domschatz ausgestellt.[11]

  • Das Wurzel-Jesse-Fenster war ursprünglich im Marienchörchen eingebaut; es ist ein Dokument früherer Glasmalerei und wird als wertvollster Schatz in einem gesonderten Raum ausgestellt.
  • Die Büste des Hl. Patrolus stammt von 1499.
  • Das Adlerpult ist eine Arbeit des 15. Jahrhunderts; allerdings ist der Fuß aus späterer Zeit.
  • Die Reliefs aus dem 17. Jahrhundert zu den Themen Geburt Jesu, die Heiligen Drei Könige, Kindermord des Herodes sowie drei Szenen mit der Darstellung Jesu im Tempel stammen aus dem ehemaligen Dominikaner-Kloster in Soest.
  • Eine Tür von 1699 ist von einem 1817 abgebauten Hochaltar erhalten.[12]
  • In Vitrinen sind Messgewänder aus verschiedenen Zeiten ausgestellt. Der Stoff des Chormantels mit Wappen aus der Zeit von 1720 bis 1730 wurde in Frankreich gewebt. Eine Kasel aus dem 18. Jahrhundert und eine Dalmatik aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ergänzen den Bestand. Weiterhin sind eine Kasel, deren Stoff in der Zeit von 1760 bis 1770 in Frankreich gewebt wurde, und ein Chormantel von 1742, dessen Stoff in Persien hergestellt wurde, zu sehen.[12]
  • An einer Wand sind Skizzen sowie ein Modell des Turm-Tragwerks ausgestellt. Die verschiedenen Bauepochen sind durch verschiedene Farben gekennzeichnet, wobei der älteste Teil mit der Darstellung des Zustandes von 1190 rot gehalten ist. Diese Informationen werden durch ausgestellte Fragmente von Architekturteilen bis zurück in das 12. Jahrhundert ergänzt.
  • In einer Vitrine werden alte Glasmalereien gezeigt; es handelt sich um die Darstellungen des Hl. Meinolfus in Begleitung eines Geistlichen aus der Zeit um 1483, die Kreuzigung Christi, eine Arbeit aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts, und eine Darstellung des Hl. Goar, der mit einem geistlichen Stifter gezeigt wird, aus der Zeit um 1480. Die Glasmalerei mit dem Hl. Patroklus wurde im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts geschaffen; bei dem Fenster mit dem Soester Stadtwappen handelt es sich wohl um die älteste erhaltene Darstellung desselben.[12]
  • Der Soester Bundestagsabgeordnete Ernst Majonica (1920–1997) hinterließ der Patrokli-Gemeinde einige religiöse Teile und Ölgemälde, die im Museum ihren Platz fanden. Das Jüngste Gericht wurde 1872 in Oberitalien angefertigt; das Kreuz malte Eberhard Viegener 1943, die Anbetung der Könige wurde im 16. Jahrhundert im Raum Augsburg gefertigt und der Ecce homo im 17. Jahrhundert. Johann Bendedikt Veit malte 1774 Christi Himmelfahrt; das Muschelbild mit der Flucht nach Ägypten wurde im 18. Jahrhundert in Neapel angefertigt. Aus einem französischen Stundenbuch von 1870 stammt eine Seite mit der Darbringung im Tempel; das Bronzekreuz aus Russland wurde im 18. Jahrhundert gegossen; die Ikone aus Messing wurde im 18. Jahrhundert hergestellt. Hervorzuheben ist ein metallenes Standkreuz, das um 1100 in Byzanz geschaffen wurde. Die Sammlung Majonika wird durch eine Bleiplakette mit dem Tod Mariens, Ikonensplitter und eine silberne Krone aus der Zeit um 1770 ergänzt.[12]

Bildergalerie

Gebäude

Westfälische Krippe

Die Westfälische Krippe wird jedes Jahr zur Weihnachtszeit zwischen den Säulen des Westwerkes aufgebaut. Sie beansprucht eine Fläche von etwa 60 m² und zeigt Häuser aus Fachwerk, Brunnen, einen Bachlauf sowie eine gestaltete Landschaft.[13]

Einzelnachweise

  1. Homepage der Propsteigemeinde Sankt Patrokli Soest, abgerufen am 25. August 2012
  2. St. Patrocli 954–1976. Hrsg. St. Patrokli-Propsteigemeinde Soest, Dietrich Coelde Verlag, Werl 1976, S. 82
  3. Edeltraud Klueting: Die Klosterlandschaft des Herzogtums Westfalen im Hochmittelalter. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen, Bd. 1: Das kölnische Herzogtum Westfalen von den Anfängen der kölner Herrschaft im südlichen Westfalen bis zur Säkularisation 1803. Münster 2009, ISBN 978-3-402-12827-5, S. 70f.
  4. Geschichte des St.-Patrokli-Stifts
  5. Hilde Claussen: Romanische Wandmalerei in Soest. Neufunde und Restaurierungsmaßnahmen. In: Gerhard Köhn (Hrsg.): Soest. Stadt – Territorium – Reich. Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest, Soest 1981, S. 643–668, hier S. 644–645.
  6. St. Patrokli 954–1976. Hrsg. St. Patrokli-Propsteigemeinde Soest, Dietrich Coelde Verlag, Werl 1976, S. 82, 83
  7. kreiter info
  8. St. Patrokli 954–1976. Hrsg. St. Patrokli-Propsteigemeinde Soest, Dietrich Coelde Verlag, Werl 1976, S. 17
  9. Orgel des Patrokli-Doms auf der Website der Fa. Westfälischer Orgelbau S. Sauer.
  10. a b c d e Claus Peter: Die Deutschen Glockenlandschaften. Westfalen. Deutscher Kunstverlag, München 1989, ISBN 3-422-06048-0, S. 44–46.
  11. Dommuseum
  12. a b c d Dommuseum, Rundgang, Raum 1
  13. Westfälische Krippe

Literatur

  • Louis Grodecki: St. Patrokli in Soest. In: Romanische Glasmalerei. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1977, ISBN 3-17-004433-8, S. 161–166.
  • Eberhard Linnhoff: St. Patrokli, Nikolai-Kapelle und Dom-Museum in Soest. Langewiesche, Königstein im Taunus 1984, ISBN 3-7845-5100-9.
  • Hans J. Sperling: Soest St. Patrokli. Geschichte und Kunst. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2557-9.

Weblinks

Commons: St. Patrokli-Dom, Soest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 34′ 17,5″ N, 8° 6′ 29″ O