St. Martin (Rheinbach)

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St. Martin Rheinbach

St. Martin ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Rheinbach im Kreisdekanat Rhein-Sieg-Kreis (Erzbistum Köln). Sie liegt in der Kernstadt von Rheinbach zwischen der Hauptstraße und der Langgasse. Zur Pfarrgemeinde St. Martin gehören weitere 10 Kirchen und Kapellen in der Stadt Rheinbach und im benachbarten Kalenborn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte der ursprünglichen Pfarrkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick zum Altar

Eine Kirche mit dem Patrozinium des heiligen Martin von Tours in Rheinbach wird erstmals im Jahre 943 erwähnt. Ihre Grundmauern sind heute auf dem alten Friedhof von Rheinbach wieder sichtbar gemacht worden inklusive einer Hinweistafel. Da sie außerhalb der Stadtmauern lag, verlor sie seit dem Mittelalter zunehmend an Bedeutung, nachdem innerhalb der Stadt die Kirche „Unsere Liebe Frau und St. Georg“ errichtet wurde. Diese besaß zwar keine Pfarrrechte, aber wurde sie doch schnell zur Hauptkirche. Als die eigentliche Pfarrkirche dann 1789 vom Blitz getroffen wurde und abbrannte, wurden die Pfarrrechte und das Patrozinium der Pfarrkirche auf die in der Stadt gelegene Kirche übertragen. Die Grundmauern der ehemaligen Pfarrkirche sind auf dem heutigen Martinsfriedhof noch zu sehen. Diese Kirche war mit 23 m Länge und 11,5 m Breite kleiner als ihre Filialkirche innerhalb der Stadt.

Unsere Liebe Frau und St. Georg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche wurde 1313 errichtet und besaß einen Glockenturm, der außerhalb der Achse des Chores lag. Die Kirche wurde in mehreren Bauabschnitten erweitert und bildete schließlich eine dreischiffige Hallenkirche in spätgotischer Formgebung mit vorgelagertem Westchor und zwei polygonalen Chören; im Nordosten war eine Sakristei angebaut. Mit drei Gewölbejochen ausgestattet, betrug die Länge von West nach Ost 21,40 m, die Breite von Nord nach Süd 18 m. Die Fläche des Kirchenraumes, ohne Altarraum und Säulen, soll 280 m² betragen haben. Zur Ausstattung gehörte u. a. ein Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert.

Auf dem Weg zum ersten Neubau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1813 hat der Stadtrat zu Protokoll gegeben, dass die ehemalige Filialkirche, die jetzt Pfarrkirche sei, von ihrer Größe her nicht ausreiche. So wurden 1829 die Emporen der Kirche vergrößert, wodurch man etwas Platz gewinnen konnte. In den kommenden Jahrzehnten kam es zwar zu Instandhaltungsarbeiten an der Kirche wie auch zu verschiedenen inneren Verschönerungen, nicht aber zu einer Erweiterung des Baues. Erst am 12. November 1882 wurde der St.-Martinus-Pfarrverein gegründet, welcher Bau und Finanzierung einer neuen und größeren Pfarrkirche zum Ziel hatte. Die alte Stadtkirche war zu diesem Zeitpunkt bereits in einem recht schlechten Zustand.

Der erste Neubau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Neubau der Kirche war im eigentlichen Sinne kein Neubau, sondern ein Erweiterungsbau, denn er beinhaltete noch Teile der alten Kirche und wurde in seinen Plänen 1902 gefertigt. Während das nördliche Seitenschiff niedergelegt wurde, blieben der Turm, das Hauptschiff und das südliche Seitenschiff bestehen. Der Neubau schloss sich an das alte Hauptschiff an und wurde nun nach Norden ausgerichtet. Die alte Orgel blieb an ihrer alten Stelle erhalten, nun jedoch in einem Seitenschiff gelegen, und wurde im gegenüberliegenden Seitenschiff durch eine neue Klais-Orgel erweitert. Dem Altbau angeglichen und dem Zeitgeschmack entsprechend, war der Neubau im Stil der Neugotik gehalten.

Der zweite Neubau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die Kirche am 5. März 1945 durch Bomben fast vollkommen zerstört worden war, kam es nach dem Zweiten Weltkrieg, zwischen 1948 und 1950, zu einem Neubau. Lediglich der Turm der alten Kirche blieb erhalten. Der Architekt Toni Kleefisch (1888–1975) entwarf eine Kirche in den Maßen der alten Kirche.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit ihrem großen und hohen Hauptschiff und ihren beiden kleinen, niedrigen Seitenschiffen ist sie einer romanischen Basilika nachempfunden. Dies zeigt sich nicht zuletzt in ihren Fenstern und der hölzernen Kassettendecke. Diese ist bemalt und zeigt Neumen, welche an die musikalische Tradition der Pfarrei erinnern. Der höher gelegene Altarraum ist geräumig und besitzt ein Chorgestühl. Unter dem Turm der Kirche liegt eine Marienkapelle, ihr gegenüber die Taufkapelle.

1968/1969 erhielt die Kirche ihre Fenster mit Malereien von Ernst Otto Köpke.

Unter dem Altarraum gibt es eine Krypta, die von vier Säulen getragen wird und in einem sehr schlichten Stil gehalten ist.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heutige Orgel

Die heutige Orgel von St. Martin wurde 1983 von der Orgelbaufirma Rieger aus Schwarzach in Vorarlberg gebaut. Sie besitzt Schleifladen, mechanische Spiel- und elektrische Registertraktur, einen freistehenden Spieltisch (schwarze Unter-, weiße Obertasten), drei Manuale und Pedal, ca. 2700 Pfeifen und hat 43 klingende Register. Gehäuse und Spieltisch sind aus rot gefärbtem Holz ausgeführt.

2021 erfolgte eine Reinigung und Erweiterung durch die Firma TastenReich.

Spieltisch 2021

Die Disposition lautet:[1]

I Rückpositiv C–g3
Holzgedackt 8′
Quintade 8′
Prinzipal 4′
Rohrflöte 4′
Octav 2′
Larigot 113
Sesquialtera II 223
Scharff III 1′ *
Rankett 16′
Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
Bourdon 16′
Principal 8′
Spitzflöte 8′
Konzertflöte 8′ **
Octav 4′
Nachthorn 4′
Quinte 223
Superoctav 2′
Mixtur Ill 113′ *
Cornett V 8′
Trompete 8′
Zimbelstern
III Schwellwerk C–g3
Rohrflöte 8′
Gamba 8′
Vox céleste 8′
Praestant 4′
Koppelflöte 4′
Nasard 223
Blockflöte 2′
Terz 135
Sifflet 1′
Plein Jeu IV 2′ *
Basson 16′
Hautbois 8′
Clairon 4′
Tremulant
Pedal C–f1
Principalbaß 16′
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
Gedacktbaß 8′
Choralbaß 4′
Rohrschelle 2′
Rauschpfeife II 223′ *
Bombarde 16′
Posaune 8′
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: 10.000-fache Setzeranlage, Walze, Sequenzer
  • Mit * markierte Register 2021 verändert, mit ** markiertes Register 2021 hinzugefügt.

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Turm hängen heute fünf Bronzeglocken.[2]

Nr. Name Schlagton/ Nominal Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Gussjahr
Gießer
I Christ König es ' - 7 1343 1550 1960 Hans Georg Hermann Maria Hüesker, Fa. Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher
II Maria f ' - 7 1188 1050 1960 Hans Georg Hermann Maria Hüesker, Fa. Petit& Gebr. Edelbrock, Gescher
III Johann Baptist g ' - 7 1059 0750 1960 Hans Georg Hermann Maria Hüesker, Fa. Petit& Gebr. Edelbrock, Gescher
IV Georg + Matthias as ' - 7 1020 0600 1928 Werner Hubert Paul Maria Hüesker, Fa. Petit& Gebr. Edelbrock, Gescher
V Johannes b ' - 6 0492 0070 Mitte 16. Jhdt. Heinrich (II.) Ouerraide (?)

Pfarrgemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Januar 2010 wurden die Pfarrgemeinden im Stadtgebiet von Rheinbach vom Erzbistum Köln zur Kath. Kirchengemeinde St. Martin, Rheinbach zusammengeschlossen.[3] Lediglich die Kath. Kirchengemeinde St. Martin in Wormersdorf verblieb im Seelsorgebereich Meckenheim.

Pfarrkirche der neuen Pfarrei wurde die St.-Martins-Kirche in der Kernstadt. Zur Pfarrgemeinde gehören außerdem folgende Kirchen und Kapellen:

Hinzu kommt noch die Waldkapelle als regionaler Wallfahrtsort, welche aber keinen Altar besitzt und damit auch keinen regulären Gottesdienstort bildet.

Seit den 1970er-Jahren waren Pallottiner (SAC) Pfarrer in mehreren der damals selbständigen Pfarreien. Die Seelsorger wurden seit 2012 vom Deutschen Orden (OT) gestellt. Die Tätigkeit der drei Patres endete mit dem 15. November 2014, nachdem es zu Konflikten mit der Gemeinde gekommen war und auch eine Konfliktmoderation durch das Erzbistum Köln scheiterte.[4] Seitdem war Hermann Josef Zeyen Pfarrverweser, seit dem 1. Februar 2016 ist Bernhard Dobelke Pfarrer von St. Martin Rheinbach.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 200 Jahre Pfarrkirche St. Martin Rheinbach 1789–1989. Rheinbach 1989
  • Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 441–444. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Martin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Informationen zur Orgel auf Organ index. Abgerufen am 2. Dezember 2021.
  2. Gerhard Hoffs, Achim Bursch: Glocken im Dekanat Meckenheim / Rheinbach, bearb.: Januar 2014 (Memento des Originals vom 6. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.glockenbuecherebk.de, abgerufen am 17. August 2014.
  3. Amtsblatt des Erzbistums Köln. Stück 1, 1. Januar 2010, Nr. 38
  4. Generalanzeiger Bonn vom 18. Oktober 2014, abgerufen am 1. Dezember 2014.
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.katholische-kirche-rheinbach.de www.katholische-kirche-rheinbach.de, 9. November 2015.

Koordinaten: 50° 37′ 33,8″ N, 6° 57′ 2,9″ O